Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Merritt auch da hintersteckte.«
Decker zuckte die Achseln. »Ich will nicht behaupten, daß Merritt überhaupt hinter irgendwas steckte, obwohl sein Tod den Fall zweifellos komplizierter macht.«
»Wenn die Memoiren diese ganze Geschichte erst ausgelöst haben, dann sollten wir versuchen, mehr über Hermann Brecht herauszukriegen.«
»Gute Idee.«
Decker dachte an die alte Dame, die Lilah in jüngeren Jahren, als sie noch die Welt verbessern wollte, besucht hatte, die Frau, die Hermann Brecht in der alten Heimat gekannt hatte. Er würde sie morgen besuchen. Wenn sie noch am Leben war.
Und da sagt man immer, Frauen reden wie ein Wasserfall. Marge stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf die Erde. Pete und die Detectives von Burbank – Justice Ferris und sein Partner – redeten schon seit zwanzig Minuten über Autos. Der lockenköpfige Ferris, ein gut aussehender Typ Mitte Dreißig, fuhr eine 67er rote Corvette. Ferris’ Partner, Don Malone, war gut in Form für einen Mann über Fünfzig. Er fuhr einen alten Jaguar XKE. Die drei Jungs ließen sich endlos über die verschiedenen Schrottplätze in der Stadt aus, wo man die besten Ersatzteile bekommen konnte. Es war wirklich nervig, aber Marge wußte, daß Pete auf die Tour versuchte, das Vertrauen dieser Typen zu gewinnen. Als die Sonne aufging, kamen sie endlich zum eigentlichen Grund ihres Zusammentreffens.
Die Arbeitsteilung war schnell geklärt. Ferris und Malone wollten unbedingt den Mordfall übernehmen, und sie und Decker waren gerne bereit, ihnen den zu überlassen, solange man ihnen Zugang zu allen Verdächtigen sowie zu den Akten und Laborberichten gewährte.
»Kein Problem«, sagte Ferris.
»Noch eine Sache«, sagte Marge. »Ich wär gern dabei, wenn ihr John Reed vernehmt, Merritts anderen Medizinerbruder. Wir haben ihn bisher noch nicht erreicht.«
»No problemo«, sagte Ferris.
»Und ihr überlaßt uns den Papierkram«, fügte Decker hinzu.
»Ce n’est pas un problème, mes amis«, sagte Ferris.
Alle lachten.
»Ihr revanchiert euch aber dafür, oder?« sagte Malone.
»Ich überlasse Ihnen gern meinen Schreibtisch«, sagte Decker.
»Mi files es su files«, sagte Ferris. »Oder vielleicht sollte ich besser sagen: Mi murder es su murder.«
Malone verdrehte die Augen. Eine Labortechnikerin kam kopfschüttelnd aus der Klinik. Sie war schwarz und sehr zierlich. Ihr Laborkittel reichte ihr fast bis an die Knöchel. Sie und Ferris begrüßten sich mit einem Klatschen der Handflächen.
»Gibt’s ein Problem, Sheri?« fragte Ferris.
»Justice, mein Junge, du und Donnie werdet alle Hände voll zu tun haben.«
»Was ist die schlechte Nachricht?« fragte Decker.
»Hab ich gesagt, es gäb ’ne schlechte Nachricht? Nur ein paar Neuigkeiten.«
»Was für Neuigkeiten?« fragte Marge.
»Ich bin froh, daß Sie fragen«, sagte Sheri. »Wir sind auf zwei völlig verschiedene Blutgruppen gestoßen. Eine paßt zu dem Opfer, aber da drinnen ist sehr viel Blut, das von jemand anders stammen muß.«
»Von dem Mörder«, sagte Ferris. »Er wurde verletzt und hat auf der Flucht Blut verloren.«
»Seine Adern müssen so gut wie leer sein«, sagte Sheri. »Allein in dem Mordzimmer hab ich mehr als einen Liter gefunden.«
»Mehr als einen Liter?« sagte Marge.
»Ja, Sir-Madam«, sagte Sheri. »Ein richtiger See. An eurer Stelle, Jungs, würd ich mich mal bei den Unfallstationen umhören. Dieser Typ – oder das Mädel – muß dringendst Blutplasma gebraucht haben.«
»Ich häng mich sofort ans Telefon«, sagte Malone.
»Scheiße!« Decker schlug sich an die Stirn. »Das ist es!«
»Was, Pete?«
»Die Blutspur«, sagte Decker. »Stell sie dir noch mal vor! Im Mordzimmer war eine riesige Lache. Dann einige kleinere Pfützen und verschmierte Stellen direkt vor dem Zimmer, ein bißchen Geschmier im Flur und noch was im Wartezimmer. Das Blut wurde dann immer weniger, und auf dem Parkplatz waren nur noch ein paar Tropfen. Margie, wenn der Mörder bei seiner Flucht geblutet hat, hätten wir weniger Blut in dem Zimmer gefunden und sehr viel mehr Blut auf dem Flur – und das meiste auf dem Parkplatz, als er dort ins Auto stieg, um abzuhauen!«
Marge schob sich die Haare aus den Augen. »Da hast du recht.«
»Es sei denn, er hat sich die Verletzungen verbunden«, sagte Ferris.
»Wie soll man sich denn eine Verletzung verbinden, aus der bereits ein Liter Blut geflossen ist?« sagte Decker.
»Okay«, sagte Malone. »Wie sieht denn Ihre Theorie
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