Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
schmutzigen Laken, um die Vergewaltigung vorzutäuschen?«
»Totes könnte aber doch auch seine Laken gewaschen haben.«
»Er wäscht die Laken, aber nicht seine Klamotten?«
Marge runzelte die Stirn. »Warum sollte sie Totes was anhängen, um ihn später per Kaution wieder rauszuholen?«
»Weil sie nicht geglaubt hat, daß wir so weit kommen würden«, sagte Decker. »Sie wollte eine Vergewaltigung vortäuschen, aber nicht ihren Stallburschen reinlegen. Hey, ich spinn doch nur deine Ideen weiter aus. Wenn wir annehmen, daß Lilah nicht davor zurückschreckt, eine Vergewaltigung vorzutäuschen, dann ist ihr auch zuzutrauen, daß sie ihr eigenes Pferd unter Drogen setzt. Wie wir schon sagten, für sie war es am einfachsten, sich unbemerkt an dem Pferd zu schaffen zu machen. Sie hat bloß die Wirkung, die das PCP auf das Tier haben würde, falsch eingeschätzt.«
»Und die blauen Flecken an ihrem Körper, die du selbst gesehen hast?«
»Die hätte sie sich selbst zufügen können. Einige oberflächliche Schnitte und ein paar Peitschenhiebe mit einem Gürtel – und schon hat man schlimme Striemen. Die Beule an der Stirn hätte sie sich holen können, indem sie gegen eine Wand läuft. Margie, wir haben schon Frauen erlebt, die sich selbst verstümmelt haben, nur um Aufmerksamkeit zu kriegen. Und wo ich jetzt darüber nachdenke – sie sah zwar übel zugerichtet aus, aber ihr Griff … Mann, ich mußte jeden Finger einzeln von meinem Arm lösen. Das hätte mir zu denken geben müssen.«
»Wenn man ein Vergewaltigungsopfer vor sich hat, wer denkt denn da an selbst zugefügte Verletzungen?« sagte Marge.
»Meine Antennen hätten ausfahren müssen. Wir haben solche Sachen doch schon erlebt. Erst letzten Monat hatten wir eine Frau, die sich angeschossen und es auf angebliche Einbrecher geschoben hat. Hat die Abteilung für Personendelikte tagelang auf Trab gehalten.«
Decker schlug sein Notizbuch gegen die Handfläche.
»Die Frau, die sich angeschossen hat, wollte eine Unfallentschädigung. Warum sollte Lilah eine Vergewaltigung und einen beinah tödlichen Unfall vortäuschen? Was hätte sie dabei zu gewinnen?«
»Aufmerksamkeit«, sagte Marge.
»Lilah hat es nie an Aufmerksamkeit gemangelt. Warum sollte sie sich auf so peinliche Weise Berühmtheit verschaffen wollen?«
»Das geht mir auch über den Horizont.« Marge zögerte einen Augenblick, bevor sie weiterredete. »Glaubst du, sie könnte auch den Diebstahl inszeniert haben?«
»Das würd ich durchaus für möglich halten, bloß daß Kingston Merritt und Russ Donnally tot sind. Und das deutet, wie du schon sagtest, auf Davida hin.«
»Vielleicht haben Lilah und Davida das Ganze gemeinsam inszeniert.«
Das Telefon klingelte. Decker war mit einem Satz dran. Bitte nicht noch mehr schlechte Nachrichten, dachte er.
»Rina?«
»Nein, hier ist Dr. Elias Kessler, Sergeant. Tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe.«
Er atmete auf. Kessler war der Arzt, der die Unterleibsuntersuchung bei Lilah gemacht hatte. Ein dienstlicher Anruf. Mit seiner Familie war alles in Ordnung … »Ich war eh auf, Doc. Was kann ich für Sie tun?«
»Um Mitternacht war ich gerade mit einer Entbindung im Sun Valley Pres fertig, da seh ich zufällig das neueste Zugangsblatt. Lilah Brecht …«
»O Gott, wa …« Decker merkte, wie ihm die Kehle trocken wurde. »Ist es schlimm?«
»Ihr Zustand ist stabil. Ich weiß keine Einzelheiten, da ich sie nicht behandele. Aber eine Stationsschwester hat mir erzählt, sie hätte eine Überdosis Seconal genommen …«
»O nein!« Decker konnte sich gerade beherrschen, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen. »Aber sonst ist sie okay?«
»Soweit ich weiß, ja. Die Ärmste. So was kommt bei Vergewaltigungsopfern wohl manchmal vor, oder?«
»Nicht allzu oft, aber manchmal schon. Doc, meinen Sie, sie ist jetzt zu müde zum Reden?«
»Morgen früh wäre es sicher günstiger. Ich hab bloß angerufen, weil ich dachte, daß es Sie vielleicht interessiert.«
»Ja danke, das tut es.«
»Hören Sie, wenn Sie irgendwie Hilfe in forensischer Hinsicht brauchen, rufen Sie mich einfach an.«
»Mach ich. Danke für den Anruf.«
»Gern geschehen.«
Decker hängte ein und lehnte sich gegen die Wand. »Das war Kessler, der Arzt, der Lilah nach der Vergewaltigung untersucht hat. Offenbar hat sie diese Nacht versucht, sich umzubringen.«
»O Gott!«
Decker schüttelte den Kopf und berichtete Marge die Einzelheiten. »Was für ein Schlamassel!«
»Ein
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