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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Geschäft waren nur zwei Parkplätze vorgesehen. Brechts Plätze, die mit RESERVIERT FÜR ARZTPRAXIS gekennzeichnet waren, waren beide besetzt. Decker fuhr auf einen der Plätze von dem Bioladen, in der Hoffnung, daß der Besitzer den Wagen nicht abschleppen lassen würde.
    Die Tür zur Praxis war aus Glas. An der Innenseite hing ein weißer Vorhang, um neugierige Blicke abzuhalten. Auf dem Glas stand in goldenen Buchstaben:
     
    DR. MED. FREDERICK R. BRECHT
    GANZHEITLICHE MEDIZIN UND
    PHYSIOTHERAPIE
    AKUPUNKTUR UND ERNÄHRUNGSBERATUNG
    NUR AUF VORANMELDUNG
     
    Decker ging hinein und blieb abrupt stehen.
    Das Wartezimmer war leer und ohne das übliche Mobiliar. Statt Sofas und Stühlen lagen braune Matten auf dem gewachsten Parkettfußboden. Mitten im Raum lag ein Stapel Fachzeitschriften: Zeitschrift für ganzheitliche Gesundheit, Annalen der östlichen Medizin, Der Vitamin-Digest. Von der Decke hingen Lampions mit seidenen Schirmen, die ein warmes, gedämpftes Licht abgaben. Die Tapete war mit Szenen aus dem Leben chinesischer Bauern bedruckt – Männer und Frauen im Kimono mit eindimensionalen Gesichtszügen bestellten den Acker und zogen eine Art Wurzel aus dem Boden. New-Age-Synthesizer-Musik und der Geruch von Weihrauch erfüllten den Raum.
    Decker sah nachdenklich auf das geschlossene Fenster des Empfangsschalters, dann starrte er auf den mit Kissen belegten Fußboden und überlegte, ob er die Schuhe ausziehen sollte. Er beschloß, die Schuhe anzubehalten, stellte jedoch fest, daß er auf Zehenspitzen ging. Schließlich klopfte er an das geriffelte Glas, und eine Frau mittleren Alters schob die Scheibe zur Seite. Sie trug kein Make-up, dafür aber reichlich Schmuck. Dutzende Armreifen, mehrere silberne Halsketten und riesige Ohrringe mit Perlen, die ihr bis auf die Schultern hingen. Sie hatte kurze braune Haare und tief liegende Augen. Ihre Stimme tönte wie ein Glockenspiel, was einen merkwürdigen Gegensatz zu ihrem reifen Gesicht bildete.
    »Ja?«
    »Ich bin Sergeant Peter Decker vom LAPD.« Er zeigte der Frau seine Dienstmarke. »Ich würde gerne Dr. Brecht sprechen.«
    »Dr. Brecht ist heute nicht da. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    Pling, Pling.
    »Wo ist Dr. Brecht?« fragte Decker.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hat er sich heute schon gemeldet?«
    Plötzlich wurde die glockenhelle Stimme schneidend wie Glas. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihre Fragen beantworten sollte.«
    »Warum nicht? Haben Sie was zu verbergen?«
    »Natürlich ni …«
    »Warum sollten Sie dann nicht eine einfache Frage beantworten? Hat Dr. Brecht Sie heute schon angerufen?«
    Sie war nun sichtlich nervös. »Äh … er wird sich sicher bald melden.«
    »Aber er war heute noch nicht hier.«
    »Nein.« Sie seufzte. »Er hat eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. ›Althea, sagen Sie allen Patienten heute ab. Mir ist was dazwischengekommen.‹ Also hab ich den Patienten abgesagt.« Sie spielte an einem Ohrring. »Keine große Sache. Heute wäre eh nicht viel los gewesen – drei Streßberatungen, zwei Ganzkörpermassagen, ein Biofeedback.«
    »Um wie viel Uhr hat er die Nachricht hinterlassen?«
    »Sie war auf dem Anrufbeantworter, als ich heute morgen um acht hier ankam. Der erste Termin war erst um zehn. Also hatte ich reichlich Zeit abzusagen.«
    »Hält Ihr Anrufbeantworter die Uhrzeit fest, wann ein Gespräch eingegangen ist?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja«
    »Na schön. Dr. Brecht hat doch eine weitere Praxis in der Beauty-Farm seiner Schwester, ist das richtig?«
    Etwas Boshaftes trat in Altheas Augen. »Das ist keine offizielle Praxis. Man kann dort keinen Termin bei ihm machen, wenn man nicht Gast der Farm ist. Freddy hilft seiner Schwester. Was man umgekehrt von ihr nicht gerade behaupten kann.«
    »Wie oft hilft er in der Beauty-Farm aus?«
    »Zu oft.«
    »Sagen Sie mal so ungefähr.«
    »Vielleicht ein- bis zweimal pro Woche. Das mag Ihnen vielleicht nicht viel erscheinen, aber es behindert den reibungslosen Ablauf dieser Praxis. Wissen Sie, Freddy ist ein ganz besonderer Arzt. Er hat mich von meinen Rückenschmerzen befreit, und ich glaube wirklich an ihn. Das tun viele Leute. Er bemüht sich sehr um seine Patienten. Ich finde es nicht richtig, daß er jedes Mal springt, wenn seine Schwester pfeift.«
    »Was ist mit seiner Mutter?« fragte Decker.
    »Die große Davida Eversong? Sie und seine Schwester sind das gleiche Kaliber. Meinen Sie, daß die ihm jemals unter die Arme

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