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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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lehnte Marge sich gegen die Ballettstange.
    Von der Statur her entsprach Mike Ness überhaupt nicht dem, was Marge erwartet hatte. Sie hatte sich einen Muskelmann vorgestellt, und nicht jemanden, der so zierlich war. Tatsächlich wirkte er sogar ein bißchen androgyn bis auf den akkurat getrimmten Zweitagebart. Glänzendes schwarzes Haar fiel ihm in die großen blauen Augen. Man mußte ehrlicherweise zugeben, daß er fast so hübsch wie seine Schwester war. Er hatte zwar keine übertriebenen, aber gut durchtrainierte Muskeln, die sich deutlich an Bizeps und Waden abzeichneten.
    Es dauerte nicht lange, da kam er mit zwei dampfenden Bechern zurück und trat die Tür mit dem Fuß zu. Wenn der Typ irgendwie Dreck am Stecken hatte, dann hatte seine liebe Schwester Kelley Marge das Überraschungsmoment vermasselt.
    »Ich hab für Sie auch einen Becher mitgebracht, Detective.«
    »Danke, aber ich passe.«
    Mit beiden Bechern in der Hand ging Ness in den Schneidersitz, ohne einen Tropfen zu verschütten. »Ich kenn’ mich zwar nicht aus, aber ich könnte mir vorstellen, daß es in Ihrem Job einigen Streß gibt. Die Brühe hat eine gute spannungslösende Wirkung. Außerdem hat sie wenig Kalorien.«
    Marge setzte sich neben ihn und nahm ihr Notizbuch heraus. »Ich bin nicht auf Diät.«
    »Trinken Sie’s trotzdem. Es wird Sie nicht umbringen.« Ness’ Lippen verzogen sich zu einem vagen Lächeln. »War wohl keine ganz glückliche Wortwahl.«
    Marge deutete ebenfalls ein Lächeln an. »Trinken Sie meine für mich mit, Bruder. Ich bin schon mit Saft abgefüllt.«
    Ness fing überraschend an zu lachen. »Höre ich da etwa Sarkasmus? Sie wissen doch, daß Zynismus einer der Haupterzeuger von Toxinen ist, Detective.«
    »Das ist Körperverletzung auch.«
    Ness wurde ernst. »Was ist denn nun letzte Nacht mit Lilah passiert?«
    »Sie wurde überfallen.«
    »Vergewaltigt?«
    »Ein vollständiger Bericht liegt noch nicht vor. Wissen Sie was über die Sache?«
    »Ich? Ich habe keinen blassen Schimmer.«
    Marge betrachtete sein Gesicht. Es drückte eine gewisse Betroffenheit aus, aber er übertrieb es nicht. Keine Probleme, einem in die Augen zu sehen. Wirkte eigentlich nicht nervös. Entweder hatte er keinen Dreck am Stecken, oder er war ein absoluter Psychopath. »Wie kommen Sie mit Lilah klar?«
    »Ich bete sie an.« Er lächelte bedächtig. »Rein freundschaftlich. Sie ist der beste Chef, den ich je hatte. Ich kann mir meine Arbeitszeiten selbst einteilen, und sie ist großzügig, wenn man mal freihaben will. Die Bezahlung ist allerdings nicht so toll, muß ich zugeben. Doch wenn man die Vergünstigungen einrechnet – freie Unterkunft und Verpflegung –, ist es doch nicht so wenig, wie’s auf dem Papier aussieht. Ich möchte den Job zwar nicht mein ganzes Leben lang machen, aber es ist eine wunderbare Zwischenlösung.«
    Mr. Aufrichtig.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?« fragte Marge.
    »Ich hab vor etwa acht Monaten angefangen.« Ness hatte eine Brühe ausgetrunken und zerknüllte den Pappbecher in der Hand. »Meine Schwester hat mich hier reingebracht. Sie arbeitet schon seit fast zwei Jahren hier und liebt ihren Job. Kelley ist ein großartiges Mädchen, aber sie macht sich zu viele Sorgen um mich. Vor ungefähr einem Jahr wurde ich arbeitslos. Hat mich nicht gestört, aber sie hat es verrückt gemacht. Sie hat mich überredet, hierher zu kommen. Hat mich fast hierher gezerrt. Aber es tut mir nicht leid. Wie ich schon sagte, der Job ist okay, bis sich was Besseres findet.«
    »Was würden Sie denn gern machen?«
    »Ich hätte ganz bestimmt nichts dagegen, so ’nen Laden wie diesen zu besitzen«, sagte Ness melancholisch. »Aber da das wohl kaum passieren wird, hätte ich gern genug Kundinnen, um mich als Privattrainer selbstständig zu machen. Man kriegt hier eine Menge Kontakte. Dienstags und samstags abends bin ich bereits ausgebucht. Lilah ist wirklich sehr entgegenkommend und gibt mir dafür frei. Aber zur Zeit hab ich noch nicht genug Kundschaft und nicht genug Einkommen, um allein zurechtzukommen.«
    »Haben Sie Ihre Kundinnen hier auf der Beauty-Farm kennengelernt?«
    »Die meisten ja. In letzter Zeit sind ein paar auf Empfehlung gekommen. Das Ganze entwickelt sich allmählich, sehen Sie.«
    »Hat denn Lilah nichts dagegen, wenn Sie ihr Kundinnen abspenstig machen?«
    »Ich mache ihr keine Kundinnen abspenstig …«
    »Wenn Sie die Frauen zu Hause trainieren, wer braucht denn dann noch die Beauty-Farm?«
    Ness

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