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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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der Mann.
    Decker lächelte und fragte: »Können Sie bitte Dr. Kessler für mich ausrufen lassen?«
    »Ich weiß, wer Lilah ist. Ich bin Pfleger auf ihrer Station. Ich meine mich zu erinnern, daß Dr. Kessler irgendwas gesagt hat, daß Sie kommen würden. Er hat es bestimmt auf Lilahs Krankenblatt notiert.«
    Decker wartete.
    »Ich weiß nicht genau, wo das Blatt jetzt ist«, sagte der Pfleger und kratzte sich an einem seiner stark behaarten Unterarme. »Vielleicht unten in der Neurologie. Aber es spielt eh keine Rolle. Sie ist im Augenblick nicht ansprechbar.«
    »Hat man sie unter Beruhigungsmittel gesetzt?«
    »Nein, nein.« Der Krankenpfleger runzelte sie Stirn. »Man setzt Leute mit möglichen Kopfverletzungen nicht unter Beruhigungsmittel. Sie schläft. Es war ein langer Tag für sie. Ihr Bruder hat vor etwa einer halbe Stunde versucht, mit ihr zu reden, aber sie war …«
    »Ihr Bruder? Sie meinen Dr. Brecht?«
    »Yep …«
    »Er war hier?«
    »Was ist denn daran so merkwürdig? Er ist doch schließlich der Bruder der Patientin.«
    »Ich hab ihn gesucht«, sagte Decker. »Ihm eine Nachricht in seiner Praxis hinterlassen, und eine hier im Krankenhaus …«
    »Ich hab keine Nachricht von Ihnen gesehen.«
    Decker seufzte entnervt. »Ist er eben erst gekommen, oder war er den ganzen Tag hier?«
    »Ich würd sagen, er ist vor ungefähr einer halben Stunde gekommen. Als er sah, daß sie schlief, hat er gesagt, er käm in einer halben Stunde wieder. Aber das war, wie gesagt, vor einer halben Stunde. Also sollte er … gleich zurück sein.«
    »Ich werf nur mal einen kurzen Blick in Lilahs Zimmer«, sagte Decker.
    »Okay«, antwortete der Krankenpfleger mit den behaarten Unterarmen. »Aber wecken Sie sie nicht auf.«
    Decker sagte, das würde er nicht. Ihr Zimmer lag am Ende des Flurs – eines der wenigen Privatzimmer, die es in diesem Krankenhaus gab. Sie schlief aufrecht sitzend im Bett; Glukoselösung tropfte aus einem Infusionsgerät in ihren Arm. Man hatte ihr die Haare aus der Stirn gekämmt und das Gesicht gesäubert, das voller Blutergüsse und geschwollen war. Beide Augen waren verquollen, und über den Augenbrauen hatte sie Kratzer und Schnittverletzungen abbekommen. Ihr Mund war geöffnet, die roten Lippen durch die trockene Luft aufgesprungen. Ihre Gesichtsfarbe hatte sich deutlich gebessert. Zwar war sie immer noch blaß, doch die kalte, äscherne Färbung war verschwunden. Sie trug das übliche Krankenhausnachthemd verkehrt herum, also mit dem Schlitz nach vorne, doch ihre Brust war züchtig mit der Bettdecke zugedeckt. Leise rief er ihren Namen.
    Keine Reaktion.
    Er sah auf seine Uhr und beschloß, ein paar Minuten zu warten. Er zog sich einen Stuhl ans Bett und wollte gerade die Beine ausstrecken, als ihn eine barsche Stimme aufschreckte, die wissen wollte, wer zum Teufel er denn wäre.
    Der Mann schien Anfang Dreißig zu sein, von mittlerer Größe und Gewicht. Er war vorzeitig kahl geworden, nur noch einige dünne blonde Haarsträhnen standen von seinem rosa glänzenden Schädel ab. Doch was ihm auf dem Kopf fehlte, wurde durch einen rotblonden Vollbart und dichte Augenbrauen ausgeglichen. Er hatte eng zusammenstehende blaßblaue Augen und eine lange, spitze Nase. Er trug eine lange weiße Jacke über einem bestickten Arbeitshemd und Jeans. Seine Füße steckten in uralten Earth-Sandalen – die Dinger, bei denen die Zehen höher als die Fersen waren. Decker hatte geglaubt, die wären genau wie die Nehrujacke längst verschwunden.
    »Ich bin Sergeant Decker von der Los Angeles Police.«
    Der Mann stutzte. Als er wieder sprach, war seine Stimme erheblich leiser geworden. »Ich glaube nicht, daß sie im Augenblick in der Verfassung ist, mit der Polizei zu reden. Vielleicht morgen.«
    »Sie sind Frederick Brecht?«
    »Ja, ich bin Dr. Frederick Brecht.«
    Mit Betonung auf Doctor, wie Decker bemerkte. Er überragte Brecht, den er auf einsfünfundsiebzig und fünfundsiebzig Kilo schätzte, um gut fünfzehn Zentimeter. Auch wenn dieser einen ähnlichen Teint wie Lilah hatte, sahen die beiden Geschwister sich kaum ähnlich.
    »Ich bearbeite den Überfall auf Ihre Schwester, Doctor, und hab schon den ganzen Tag versucht, Sie zu erreichen.«
    Brechts Schädel wurde tiefrosa. »Was will die Polizei von mir?«
    »Sie sind gestern Abend mit Ihrer Schwester aus gewesen«, sagte Decker. »Vielleicht ist Ihnen etwas aufgefallen …«
    »Nein, gar nichts«, sagte Brecht. »Andernfalls hätte ich mich mit Ihnen

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