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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dagegen. Aber ich komme nicht noch mal hierher.«
    »Ach ja, die Grundregeln.« Sie warf sich die Haare über die Schulter und fuhr mit den Fingern über ihre Wangen. »Ich hab versucht, die blauen Flecken mit Make-up abzudecken. Sieht man das?«
    Decker betrachtete prüfend ihr schönes Gesicht und erklärte, sie sähe gut aus. Was auch stimmte. Unter den Augen war ihre Haut zwar noch ein bißchen blau, aber ansonsten hätte sie durchaus auf das Titelblatt von Vogue oder vom Playboy gepaßt. Er spürte, wie sein Gesicht anfing zu glühen. Sie bemerkte seine Verlegenheit, verkniff sich jedoch einen Kommentar, sondern sagte: »Carl, sattle High Time für Sergeant Decker.«
    »Welcher ist das?« fragte Decker.
    »Der Appaloosa. Das gefleckte Pferd, Peter. Sie ziehen besser Ihre Jacke aus. Es ist heiß. Sie können auch ohne Hemd reiten, wenn Sie wollen.«
    »Nein, danke.«
    »Ach ja, Sie mit Ihren roten Haaren. Sie verbrennen wahrscheinlich eher, als daß Sie braun werden. Ich verstehe gar nicht, warum Mutter Sie sich als Cowboy vorgestellt hat. Rothaarige können keine Cowboys spielen.«
    »Ihre Mutter hat Ihnen also von unserer kleinen Plauderei erzählt?«
    »Nein. Bloß daß sie meint, Sie würden einen wunderbaren Cowboy abgeben. Viel besser als einen Detective. Ehrlich gesagt, ich seh Sie weder als das eine noch als das andere.«
    Decker zuckte die Achseln und sah weg. Dann zog er seine Jacke aus und hängte sie über einen Sattelhaken. Dabei beobachtete er, wie Totes einen Westernsattel über High Time warf. Totes’ Gesicht hatte keinen feindseligen Ausdruck; allerdings hatte es im Grunde überhaupt keinen Ausdruck. Er erledigte seine Aufgaben mit gekonnten Bewegungen. Als der Stallbursche fertig war, ging Decker zu dem Pferd und betrachtete es gründlich.
    »Sie beißt nicht, Peter«, sagte Lilah. »Schleichen Sie sich nur nicht von hinten an sie ran.« Dann wandte sie sich an Totes. »Carl, führ High Time hinaus, und zeig Sergeant Decker, wie man aufsteigt.«
    Aufsteigen konnte er eigentlich ganz gut. Doch er folgte Totes kommentarlos.
    Totes tippte gegen den Steigbügel. »Tunse einen Fuß hierhin. Dann mit dem andern Bein über das Pferd und hinsetzen. Sie müssen nix tun, nur sitzen. Sie können die Zügel halten, aber nicht dran ziehen. Pferd läuft hinter der Miss her. Wenn Sie anfangen zu ziehen, kommt’s durcheinander.«
    »Verstanden«, sagte Decker.
    Totes wandte sich abrupt ab. Decker stieg auf das Pferd, das ganz ruhig dastand und mit dem Schwanz nach den Fliegen schlug. Lilah stellte sich mit ihrem Pferd links neben ihn. Er bemerkte, daß sie angespannt wirkte, und fragte, ob sie Schmerzen hätte. Sie sagte, es ginge ihr schon viel besser, zumindest körperlich. Dann zog sie an High Times Gebißstange, und es ging los. Sie ritt ohne Sattel auf einer Art Indianerdecke.
    Sofort spürte er, wie die Sonne ihm auf dem Schädel brannte. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, auf den Wangen und in den Achselhöhlen. Der Himmel war blau und klar, kein Windhauch ging, und die Luft war voller Fliegen, Mücken und Brummer. Die Gipfel der Berge schienen in der Hitze zu schimmern. Schon nach einer Minute merkte er, daß er im Grunde ganz dankbar für diese unerwartete Wendung der Dinge war. Reiten tat ihm nicht nur gut, es gab ihm auch das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
    »Danke für Ihr Entgegenkommen«, sagte Lilah.
    »Nur dieses eine Mal.«
    »Die guten alten Grundregeln.« Lilah senkte den Kopf. »Tut mir leid, wenn Ihre Frau sich meinetwegen aufgeregt hat.«
    Decker anwortete nicht. Statt dessen rollte er seine Ärmel hoch und nahm Block und Stift heraus.
    »Das ist ja nicht zu glauben!« sagte Lilah. »Sie können sich beim Reiten Notizen machen.«
    »Carl hat gesagt, ich soll nichts weiter tun außer auf dem Pferd sitzen. Außerdem hab ich einen ausgezeichneten Gleichgewichtssinn.«
    »Das wird ja das reinste Gekritzel.«
    »So sieht meine Schrift eh immer aus.«
    »Hören Sie denn nie auf zu arbeiten?«
    »Sagen Sie mir endlich, weshalb ich hier bin?« sagte Decker.
    Lilah zügelte das Tempo. »Können Sie mir denn nicht eine Minute Zeit lassen, um meine Gedanken zu sammeln?«
    Decker sah auf seine Uhr. »Wir haben nur noch fünfunddreißig Minuten, Lilah.«
    »Sie sind unmöglich.«
    »Warum reiten Sie ohne Sattel?«
    Sie sah zu ihm und lächelte ihn mit zusammengekniffenen Lippen an. »Ich möchte eine enge Verbindung zu meinen Tieren haben … möchte fühlen, wie sich ihre Muskeln

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