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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Ist aber nicht so einfach ohne Sattel.«
    »Benutzen Sie Ihre Oberschenkel«, wies Decker sie an. »Drücken Sie, so fest Sie können.«
    »Das mach ich doch!«
    »Jetzt ziehen Sie die Zügel stramm und geben ihm einen Tritt in die Seiten. Das sollte ihn wieder auf die Vorderhufe bringen.«
    »Ich versuch’s ja, verdammt noch mal! Er ist einfach störrisch!«
    Decker stellte sich auf seine Steigbügel und schob High Time näher an das sich wild gebärdende Pferd heran, sorgsam bedacht, den gefährlichen Hufen auszuweichen. Lilah gelang es, die Balance zu halten, während Decker versuchte, an ihr Pferd heranzukommen. Schließlich beugte er sich hinüber, packte Apollos Gebißstange und zwang das Pferd mit einem heftigen Ruck nach vorn. Erde und Blätter aufwirbelnd, landete Apollo schließlich auf allen vieren und ging dann im Kreis. Lilah ordnete die Zügel und brachte ihn wieder unter Kontrolle.
    »Mit ihm stimmt wirklich was nicht«, sagte Decker. »Wir sollten zurückreiten.«
    »Ich bin jetzt bereit, mit Ihnen zu reden.«
    »Dann aber schnell. Mir gefällt nicht, wie Ihr Pferd sich aufführt.«
    »Er spürt meine Unruhe.«
    »Dann sollten wir die Pferde tauschen. Ich bin nicht unruhig.«
    »Er erholt sich schon wieder. Besser als ich. Die ganze letzte Nacht und jede Minute heute hatte ich … hatte ich dieses unheimliche Gefühl, daß etwas Furchtbares passieren wird. Noch schlimmer, als was bereits passiert ist. Ich bin außer mir vor Angst.«
    »Lilah, ich weiß, daß Sie mir das nicht glauben, aber was Sie empfinden, ist völlig normal. Es wäre anormal, wenn Sie keine Angst hätten.«
    »Nein, nein, das ist keine normale Angst, Peter. Die hab ich nämlich auch. Diese … diese übersinnliche Wahrnehmung ist etwas anderes. Eine Prophezeiung. Ich bin eine Prophetin und kann tiefe Schwingungen aus einer unterirdischen Welt empfangen. Sie kommen direkt aus der Hölle. Es ist einfach entsetzlich!« Sie fing an zu zittern. »Verstehen Sie das nicht? Es ist eine Warnung ! Sie müssen mich irgendwie vor diesen Dämonen schützen!«
    Hatte die Vergewaltigung sie so in Panik versetzt, daß sie anfing zu halluzinieren? Decker hatte schon erlebt, daß körperliche Gewalt ganz normale Menschen im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand brachte. Genauso verhielt sich Lilah.
    »Lilah, ich arbeite wirklich intensiv an der Lösung Ihres Falles, aber ich kann Ihnen nicht helfen, Ihre persönlichen Dämonen abzuwehren. Wenn Sie glauben, daß es jemand auf Sie abgesehen hat – und dieses Gefühl kann ich gut nachvollziehen heuern Sie einen Leibwächter an. Ihre Mutter kennt sicher jemanden. Wenn nicht, kann ich Ihnen jemand empfehlen.«
    »Sie verstehen das nicht«, sagte sie flehentlich.
    »Lilah …«
    »Es ist schlechtes Karma!« Tränen strömten ihr die Wangen hinunter. »Ein furchtbares Gefühl von Verhängnis. Irgendwer hat es tatsächlich auf mich abgesehen, Peter. Bei dem Diebstahl ging es um mehr als um die Memoiren meines Vaters. Es ging darum, mir alles zu nehmen, was mir lieb und wert ist. Es ist ein persönlicher Rachefeldzug gegen mich!«
    »Deshalb wäre ein Leibwächter …«
    »Nein, das würde nichts nützen. Derjenige wird zurückkommen und mich fertigmachen. Meine Kräfte sagen mir, daß es so ist! Ich hab so furchtbare Angst!«
    Apollo bäumte sich wieder auf, die Vorderhufe gegen die Sonne gestreckt. Einen Augenblick tänzelte er auf zwei Beinen. Seine Flanken waren vom Licht der Sonne, das durch die Zweige drang, gesprenkelt. Hunderte goldener Punkte schimmerten auf seinem honigfarbenen Fell. Dann krachte er mit seinen gut tausend Pfund zurück auf den Boden – Erde, Zweige und Blätter spritzten ihnen ins Gesicht.
    Der Palomino bäumte sich immer wieder auf. Lilah, die sich verzweifelt festhielt, war totenbleich im Gesicht geworden. Decker versuchte, sich näher an sie heranzuschieben, doch die kräftig ausschlagenden Hufe hielten ihn auf Distanz. Apollos letztes Aufbäumen geriet zur perfekten Kapriole. Das Pferd sprang in die Luft, sich mit den ausgestreckten Hinterbeinen kräftig nach vorne abstoßend, die Vorderbeine elegant angewinkelt.
    Schwerfällig landete der Hengst wieder und verlor für einen Augenblick den Halt, als er mit dem linken Hinterhuf eine vorstehende Baumwurzel erwischte. Er geriet ins Stolpern, stürzte aber nicht. Lilah hatte ihre Arme um den Hals des Tieres geschlungen, doch ihr Griff lockerte sich mit jeder heftigen Bewegung des Kopfes. Sie war immer weiter nach vorne

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