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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einen leeren Tisch neben dem Kaffeeautomaten. Er hatte gerade seinen Kaffee ausgetrunken, als er Goldin auf sich zukommen sah. Der Bridge-Profi setzte sich und stützte den Kopf in die Hände.
    Decker stand auf und sagte: »Darf ich Ihnen einen Kaffee spendieren, Mr. Goldin? Sie sehen aus, als könnten Sie einen vertragen.«
    »Da sag ich nicht nein.«
    »Wie trinken Sie ihn? Milch? Zucker?«
    »Schwarz.«
    Decker drückte auf den entsprechenden Knopf und stellte den Becher auf den Tisch. »Sie sehen müde aus, Mr. Goldin. Vielleicht weckt Sie der auf.«
    »Perry.« Er nippte an dem Kaffee und sah auf seine Uhr. »In einer halben Stunde hab ich einen Termin.«
    »So lange dauert das hier sicher nicht.«
    »Ich will Sie ja auch nicht hetzen, ich überlege bloß, ob ich anrufen und absagen soll. Es würd mir nichts ausmachen abzusagen. Es macht mir auch nichts aus, mit Ihnen zu reden. Nur reden Sie bitte nicht über Bridge.«
    »Wenn wir über Bridge reden, kostet’s dann was?«
    »Nein …« Goldin schüttelte den Kopf. »Nein, darum geht’s überhaupt nicht … ich meine, klar, laß ich mich gern bezahlen. Verdammt, das ist das einzige, was mir heutzutage noch an Bridge gefällt. Gott, wie satt ich das alles hab – die ganze Lästerei, all diese erbärmlichen kleinen Egos, die um blöde kleine Punkte kämpfen.«
    »Der desillusionierte Profi.«
    »Yeah, aber immer noch besser als der hemmungslose Profi.« Goldin lächelte. »Haben Sie die Frauen gesehen, mit denen ich gesprochen hab? Für die bin ich eine billige und respektable Methode, sich für einen Tag Aufmerksamkeit zu erkaufen – so eine Art intellektuelle Variante für den Tennislehrer bumsen.«
    »Bumsen Sie sie?«
    »Ich?« Goldin lachte schallend. »Drücken wir’s mal so aus, Detective. Da hätt ich lieber Heftzwecken im Hodensack.«
    Decker lächelte. »So schlimm sehen die doch gar nicht aus. Gut erhalten, wenn Sie mich fragen.«
    »Nähte macht man halt nicht nur in Kleider«, sagte Goldin. »Die sind alle zigmal abgesaugt, ausgestopft und wieder zusammengeflickt worden. Pat, die Blonde, hat sogar eine umwerfende Figur. Das weiß ich, weil sie mich einmal, als ich zur wöchentlichen Bridgestunde zu ihr nach Hause kam, splitternackt begrüßt hat. Ich kam mir vor wie Dustin Hoffman in Die Reifeprüfung, als Anne Bancroft reinkommt … ›nein, nein, nein, das hab ich doch gar nicht gewollt‹.« Er kicherte in sich hinein. »Nein, ich tue nichts, was meine Ehe in Gefahr bringen könnte. Wenn andere Männer ihr Leben vermasseln wollen, wünsch ich ihnen viel Spaß dabei und hoffe, daß sie reichlich Geld für Unterhaltszahlungen zurückgelegt haben. Hier in Kalifornien leben wir im Land der Gütergemeinschaft.«
    »Hört sich an, als seien Sie ein gebranntes Kind.«
    »Ganz und gar nicht. Beim ersten Mal bin ich völlig ungeschoren davongekommen. Ich bin überzeugt, die Familie meiner Exfrau hätte mich sogar großzügig für die Scheidung bezahlt. Sie hatten mir jedenfalls die Sterne vom Himmel versprochen, wenn ich sie nicht heiraten würde. Doch leider war ich damals hinter wahrer Liebe statt hinter Geld her. Ich hätte die Zeichen erkennen müssen – doch da war ich noch nicht so pfiffig.« Goldin trank einen Schluck Kaffee. »Oje, jetzt hab ich Sie ja ganz vollgelabert. Tut mir leid. Was kann ich für Sie tun?«
    »Eigentlich sind wir schon beim richtigen Thema, Mr. Goldin.«
    »Perry. Und wie heißt das Thema?«
    »Lilah Brecht.«
    Goldin verzog schmerzlich das Gesicht. »O Mann, die läßt mir aber auch keine Ruhe.« Er begrub den Kopf in den Händen. »Was hat sie diesmal angestellt?«
    »Sie hat gar nichts angestellt«, sagte Decker. »Sie wurde vor ein paar Nächten vergewaltigt.«
    Goldin fuhr ruckartig mit dem Kopf hoch und legte die Hände auf den Tisch. »Hat sie’s gut überstanden?«
    »Ja. Sie ist schon wieder aus dem Krankenhaus, und die Blutergüsse werden allmählich blasser.«
    »Sie wurde auch noch geschlagen?«
    »Ja, ziemlich heftig.«
    »Das ist ja furchtbar«, flüsterte Goldin. »Einfach schrecklich … es tut mir sehr leid, das zu hören.« Er starrte Decker an. »Hat sie nach mir gefragt, oder was?«
    Decker schüttelte den Kopf.
    »Dann … warum erzählen Sie mir das dann?«
    Decker antwortete nicht.
    Goldin zeigte auf seine Brust. »Haben Sie etwa mich im Verdacht? Sind Sie deshalb hier? Sie verdächtigen mich, meine Exfrau vergewaltigt und geschlagen zu haben, meine Exfrau, die ich – wie lange – nicht

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