Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Unterricht. Außerdem läßt er sich für bestimmte Spiele anheuern …« Steve zuckte die Achseln. »Damit macht Perry die meiste Knete. Ich glaub, sein derzeitiger Satz sind tausend pro Tag …«
»Was?«
»Es gibt jede Menge reiche Leute, die alles dafür geben, Life-Masters zu werden«, bemerkte Dave. »Dann meinen sie, sie wären was Besonderes.«
Decker nahm sein Notizbuch heraus. »Ist seine Frau auch professionelle Bridgespielerin?«
»Nee, die ist Anwältin«, sagte Steve. »Wendy spielt zwar auch, aber rein als Amateurin. Hat allerdings was drauf. Dafür hat Perry gesorgt.«
»Und ihr noch nicht mal was dafür berechnet«, sagte Dave mit ausdruckslosem Gesicht.
»Es gibt andere Profis, die genauso gut spielen«, sagte Steve. »Perrys Spezialität liegt beim Reizen. Er hat diese unheimliche Art, andere zu seinem Vorteil zu manipulieren. Die meiste Zeit kriegt er’s so hin, daß er ansagt. Auf die Weise kommt sein Partner nicht in die Verlegenheit, das Spiel zu vermasseln. Wenn man’s beim Bridge zu was bringen will, und zwar schnell, dann heuert man Goldin an.«
»Goldin ist Gold wert«, sagte Dave.
Decker bemerkte, daß einige Leute aufstanden und sich streckten. Andere gingen ganz von den Tischen weg. Man hörte lautes Stimmengemurmel.
»Ah, das Spiel ist zu Ende«, sagte Steve. »Und Ihre Arbeit beginnt. Doch zuerst werden die Punkte gezählt. Sind Sie gut mit Zahlen, Detective?«
»Nur wenn sie sich auf Verbrecherfotos beziehen.« Decker stand auf. »Macht’s gut, Jungs.«
»Bleiben Sie noch, Detective«, sagte Dave. »Ich garantiere ihnen, daß Tisch eins Erster wird.«
»Werden die Leute nicht sauer«, fragte Decker, »wenn Goldin ständig gewinnt?«
»Nee«, sagte Dave. »Das Emporium ist ganz happy, daß er hier spielt. Das ist so, als hätte man Nolan Ryan als Werfer im eigenen Softball-Team. Er zieht Leute an, die den Eintritt bezahlen, nur um ihn zu beobachten. Er ist wunderbar fürs Geschäft.«
»Wem gehört der Laden hier?« fragte Decker.
Dave setzte ein freundliches Grinsen auf. »Mir. Das ist tausendmal besser, als Jura zu studieren.«
Decker wartete geduldig, während drei teuer gekleidete Damen mit krallenartigen roten Fingernägeln ihre Termine mit Goldin abstimmten. So wie der Bridge-Profi in seinem Terminkalender herumblätterte, mußte er weit im voraus ausgebucht sein.
Goldin sah aus wie Mitte Vierzig, dann wäre er ein ganzes Stück älter als Lilah. Vielleicht war er aber auch jünger und hatte sich durch graue Strähnen in seinen schulterlangen Haaren und seinem Bart künstlich älter gemacht. Er war etwa einsachtzig groß und von hagerer Gestalt, hatte eine lange Nase, hohe Stirn und hohe Wangenknochen. Seine smaragdgrünen Augen wirkten so unnatürlich, daß Decker sich fragte, ob er farbige Kontaktlinsen trug. Er hatte ein schwarzes T-Shirt unter einem schwarzen Blazer an, dazu eine verwaschene Jeans und Nikes. Goldin sprach in knappem, professionellem Ton und hielt sich nicht mit Nettigkeiten auf. Als Decker an der Reihe war und sich vorstellen wollte, kam Goldin ihm zuvor.
»Sie sind nicht an Bridge interessiert.«
Decker zeigte ihm seine Dienstmarke.
Goldins Augen weiteten sich. »O Gott! Wendy!«
»Es geht nicht um Wendy«, sagte Decker.
»Es geht nicht um meine Frau?«
»Nein.«
Jedenfalls nicht um die derzeitige. Decker fand Goldins Reaktion merkwürdig. Wenn man einen Cop sieht, denkt man doch nicht sofort an seine Frau. Goldin schien seine Verwunderung zu spüren.
»Meine Frau …« Er legte eine Hand aufs Herz, dann senkte er sie langsam wieder. »Sie leitet in der Innenstadt eine juristische Beratungsstelle für arme Leute – leichte Beute, obwohl sie nur wenige Blocks von der Polizeistation entfernt ist.«
Die Bemerkung schien eine leichte Spitze zu enthalten.
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft der Laden schon überfallen oder ausgeraubt wurde. Und letzte Woche wurde eine Schreibkraft in den Arm geschossen …« Er mußte schlucken. »Ich hab keinen Schimmer, was Sie von mir wollen. Ist es eine kurze Frage, oder dauert’s ein bißchen länger?«
»Eher ein bißchen länger.«
»Kann ich meine Sache hier erst abschließen?«
»Wie lange wird das dauern?«
»Sagen wir etwa zehn Minuten?«
»Okay. Da hinten in der Ecke steht ein Kaffeeautomat. Da warte ich auf Sie.«
»Danke.« Goldin atmete langsam aus, dann wandte er sich dem nächsten Wartenden zu – einem Jungmanager mit Anzug und Krawatte.
Decker setzte sich an
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