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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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auch schon draußen und kroch und erschlich sich ihren Weg mitten in ein privates Gespräch hinein.
    Mit klopfendem Herzen und voller Dankbarkeit für ihre flachen Schuhe, lief sie auf Zehenspitzen von Baum zu Baum, bis sie sich hinter einem dicken Baumstamm in Hörweite niederkauerte. Milligan war mit ihrem Lippenstift fertig. Sie warf ihn in die Tasche, zog den Reißverschluß zu und fiel Mr. Schnurrbart ins Wort.
    »Ibri, ihre Probleme interessieren mich nicht. Was mich interessiert, ist mein Kapital. Wenn Ihre Vorstellungen von Heldentum darin bestehen, einen Bus voller Schulkinder zu beschießen, sind Sie bei der falschen Truppe. Entweder Sie arbeiten für mich oder nicht. Also was ist?«
    Ibri, dachte Rina. Die Männer waren Araber, also Einheimische, und das machte sie nervös. Ihr Vorteil gegenüber Milligan war damit hinfällig.
    Ibri faltete die Arme vor der Brust und nahm Verteidigungshaltung an. »Ich arbeite für Mr. Donald.«
    »Nun, Mr, Donald arbeitet für mich«, gab Milligan scharf zurück. »Er ist mein Untergebener, haben Sie verstanden?«
    Ibri wiegte sich auf den Füßen und antwortete nicht. Nun schaltete sich der andere dürre Mann ein. »Wir Sie bringen zu Mr. Donald. Er Ihnen erzählen Probleme.«
    Milligan warf einen Blick in ihr Filofax. »Ich habe einen sehr wichtigen Geschäftstermin im American Colonial Inn in Jerusalem. Können Sie mich in einer Stunde zu Donald bringen und wieder zurück?«
    Ibri sagte: »Ich bringe Sie zu Donald.«
    »Ja, das habe ich verstanden, Ibri«, knirschte Milligan mit zusammengepreßten Zähnen. »Aber Sie müssen mich innerhalb einer Stunde wieder nach Jerusalem zurückbringen.«
    »Kein Problem«, versprach Ibri. »Wir nehmen meinen Wagen. Gamal nimmt den Volvo. Wir gehen jetzt.«
    Milligan drehte den Männern den Rücken zu und ging zu dem blauen Fiat hinüber. Ibri öffnete ihr die Beifahrertür und ging dann zur Fahrerseite herum. Gamal ließ sich in den Volvo gleiten.
    Der Volvo fuhr als erster los, gefolgt von dem Fiat, vorbei an Rinas hinter dem Baum verborgenen Subaru. Rina sprintete zu ihrem Auto und warf den Motor an. Sie sah gerade noch, wie der Fiat auf den Keren Kayemet einbog. Rina trat aufs Gaspedal und holte den Fiat ein, als er auf die Melekh George fuhr.
    Stadtzentrum.
    Der Fiat und ebenso der Volvo bewegten sich auf die Altstadt von Jerusalem zu – eine von Mauern umgebene Festung aus der Zeit der Kreuzzüge. Die Altstadt hatte eine Eroberung nach der anderen erlebt. Im hellen Sonnenlicht war sie ein goldenes Schloß mit allem Drum und Dran, Zinnen und Schießscharten für Pfeil und Bogen. Rina hoffte, daß der Fiat nicht tatsächlich durch eins ihrer sieben Tore in die Altstadt fahren würde. Hinter den Mauern lag ein Labyrinth mit so engen Gassen, daß sich selbst ein einzelner Wagen kaum hindurchzwängen konnte. Und bestimmte Abschnitte waren für sie auch gefährlich, beispielsweise das moslemische Viertel hinter dem Damaskus-Tor.
    Der Volvo bog in Richtung auf das Tor ab, aber der Fiat fuhr an der Altstadt vorbei weiter südöstlich, am ausgedehnten Liberty-Bell-Garten entlang und auf den Bahnhof zu.
    Da wußte Rina, wohin die Reise ging, und sie biß sich vor Angst auf die Lippen. Sie war so darauf konzentriert gewesen, das Rückfenster des Fiat nicht aus den Augen zu verlieren, daß sie eine absolute Grundregel außer acht gelassen hatte. Präge dir die Autonummer ein. Als sie nun auf das Nummernschild sah, wurde ihr ganz anders. Es war von einem blau-weißen Karo umgeben und trug einen kleinen hebräischen Buchstaben – das Chet.
    Und das stand für die alte Stadt Hebron.
    Hebron.
    Eine Stadt, die reich an Geschichte war – und in der das Blut in Strömen floß.
    Früher hatte es in Hebron einmal eine berühmte Jeschiwa gegeben. Aber die arabische Stadt wollte die jüdischen Gelehrten nicht dulden, und 1929, nachdem klar geworden war, daß die Juden zu bleiben beabsichtigten, hatten die Araber einen Weg gefunden, sich von den Eindringlingen zu befreien. Sie hatten sie ganz brutal reihenweise abgeschlachtet.
    Fünfundsechzig Jahre später hatte sich ein verwirrter jüdischer Siedler, der Hebron zu seiner Heimat gemacht hatte, von seiner eigenen jüdischen Regierung verraten und verkauft gefühlt und der kleinen Stadt ein weiteres Blutbad zugefügt. Er mähte neunundzwanzig im Gebet verneigte arabische Männer um. Rina wußte, daß Hebron immer noch eine heilige Stadt der Juden war, und das würde es auch immer bleiben, aber

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