Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
wissen?«
»Gehen wir’s noch einmal durch.«
Rina konnte nicht anders. »Warum?« Sie legte in hebräisch los. Kreisman gab zurück. Für Deckers Ohren war das interessant. Wenn sie englisch redeten, wirkten Tonfall und Gebaren eindeutig amerikanisch. Aber wenn sie hebräisch redeten, wurden die beiden zu Israelis – die Pausen, die Satzmelodie, die Handbewegungen, alles.
Ganz plötzlich faltete Rina die Hände über der Brust. »Okay, ich behalte meine Meinung für mich.«
Kreisman sagte: »Eine sehr gute Idee.«
Decker wollte gerade etwas erwidern, aber Rina hielt ihn mit einem sanften Druck auf den Oberschenkel zurück.
Kreisman knurrte: »Detective, Sie sagten, Ihre Frau habe Ihnen gesagt, Sie sollten diesen Mann aufhalten, den Sie überhaupt nicht kannten.«
»Ja.«
»Sie sind ihm also hinterhergelaufen, ohne zu wissen, warum.«
»Rina hatte gesagt, er gehöre nicht dorthin. Das war Grund genug.«
»Aber Sie wußten nicht, warum sie ihn verdächtigte.«
»Nein.«
»Mit anderen Worten, Sie haben blind auf Ihre Frau gehört.«
»Sie kennt sich in den Besonderheiten des Landes aus und der Religion. Ich nicht. Ich habe nicht auf sie gehört, weil sie meine Frau ist. Ich habe auf sie als Expertin gehört.«
Kreisman starrte ihn an. Decker starrte zurück. Er verstand Kreismans Mißtrauen. Andererseits war seines Wissens nach eine Bombe in der Bursa gefunden worden. Er wußte, daß das eine Menge wert war.
Kreisman sprach weiter: »Sie haben den Mann also eingeholt.«
»Ich habe den Verdächtigen eingeholt, ja.«
»Und er hat einfach so herausposaunt, daß eine Bombe in der Jeschiwa war.«
Decker zögerte. »Nach ein bißchen handfestem Zureden, ja.«
»Und dann haben Sie ihn einfach laufen lassen?«
»Keineswegs. Ich habe ihn jemandem in der Menge übergeben und betont, wie wichtig es war, ihn festzuhalten, bis die Polizei kommen würde. Als ich ihn ihm überließ, hatte er ihn fest im Griff, aber der Bombenleger muß wendig und stark gewesen sein. Er ist entwischt.«
»Warum sind Sie nicht bei dem Verdächtigen geblieben und haben es anderen überlassen, in der Jeschiwa zu helfen?«
»Das war eine Gewissensentscheidung«, gab Decker zu. »Mir waren die Jungen wichtiger, als einen Verdächtigen festzuhalten.« Er biß auf seinem Schnurrbart herum. »Hat jemand bei meinem Captain in Los Angeles angerufen?«
»Ja.«
»Also wissen Sie, daß ich –«
»Man hat uns gesagt, daß Sie hierher geschickt worden sind, um Gil und Dov Yalom zu suchen. Sie sollen zum Mord an ihren Eltern befragt werden – Arik und Dalia Yalom. Das ist alles schön und gut. Aber es erklärt einen Dreck, warum Sie diese eigenartige Todessehnsucht nach Bomben verspüren.«
»Nur Sehnsucht. Ohne Tod. Es ist niemand gestorben.«
Kreisman funkelte ihn an.
Decker sagte: »Wollen Sie hören, was ich glaube, wie Milligan eine Bombe an den Wachposten vorbeigeschleust hat?«
Kreisman sah Decker prüfend an. »Sind das Informationen aus erster Hand oder nur Vermutungen?«
»Vermutungen.«
»Ich traue Ihnen nicht.«
»Auch gut. Wollen Sie meine Meinung hören?«
»Ich will deine Meinung hören«, warf Rina ein.
Kreisman blitzte sie an. »Sie stellen meine Geduld auf eine harte Probe, Mrs. Decker.«
»Sie haben keine Geduld«, schoß Rina zurück. »Warum öffnen Sie sich nicht ein bißchen?«
»Wollen Sie unseren Gefängnissen einen Besuch abstatten?«
»Ich habe schon schlimmere Orte gesehen –«
»Rina …«, unterbrach Decker.
»In Ordnung, ich werde nichts mehr sagen.«
Kreisman atmete aus, dann mußte er lächeln. »Nur hier im Land trauen Sie sich so was. Was würde mit ihr passieren, wenn sie in der Art mit Ihrem Captain redete?«
Decker zuckte die Achseln. »Wollen Sie meine Theorie über die Bombe?«
»Sagen Sie schon.«
»Milligan konnte keine bereits zusammengesetzte Bombe in die Bursa schleusen«, sagte Decker. »Dazu sind die Sicherheitsvorkehrungen zu genau.«
»Wird das noch besser?«
»Kann ich einfach meinen Gedanken zu Ende führen?«
»Machen Sie ein bißchen schneller.«
»Milligan hat das Material Stück für Stück reingebracht. Jedes Mal, wenn sie in die Bursa gekommen ist, hat sie ein neues Stück der Bombe mit hineingebracht. Yalom hat mir erzählt, daß sie sich nur selten auf dem Parkett blicken ließ. Meistens ging sie in die Büros oder in die Händler-Lounge, wo es sich besser in Ruhe Geschäfte machen läßt.«
Decker stellte fest, daß Kreisman ihm nun auf einmal gespannt
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