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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zu verlieren, wenn es schiefgeht. Was ich aber nicht verstehe, ist, warum Kate Milligan so etwas tun sollte. Warum sollte sie alles aufs Spiel setzen, was sie besitzt – und das ist eine Menge –, nur, um noch stinkreicher zu werden? Und sagen Sie mir nicht, es war Gier. Sie mag ja gierig sein, aber wir wissen alle, daß sie nicht dumm ist.«
    »Geld ist immer ein starkes Motiv«, gab Rina zu bedenken.
    »Sie hatte Geld«, wandte Kreisman ein.
    »Vielleicht wollte sie Macht«, sagte Decker. »Vielleicht hatte Milligan es satt, übergangen zu werden. VerHauten ist ein von Männern geführtes Familienunternehmen. Sie wußte, daß sie nie Vorstandsvorsitzende werden konnte, auch wenn sie noch so hart arbeitete. Sie wollte alles.«
    »Dann hat sie das alles getan, um sich an VerHauten zu rächen?« Kreisman schüttelte den Kopf. »Das wäre einfältig.«
    »Nun«, sagte Rina. »Geld und Macht haben wir als Motiv ausgeschlossen. Sie ist keine Araberin, also hat sie es wahrscheinlich auch nicht aus Rache getan. Bleibt nur noch ein anderes Hauptmotiv.«
    Niemand gab einen Laut von sich.
    Rina lächelte. »Vielleicht hat sie es aus Liebe getan, meine Herren. Vielleicht war sie in einen radikalen arabischen Terroristen verliebt und hat es für ihn getan. Es sind auch früher schon Frauen für Terroranschläge benutzt worden.«
    Decker setzte sich plötzlich steil auf. »Ich glaube nicht, daß sie in einen Araber verliebt ist. Ich glaube, sie liebt einen Schwarzen.«
    »Einen Schwarzen ?« sagte Rina. »Wie kommst du darauf?«
    »Keinen amerikanischen Schwarzen. Einen südafrikanischen Schwarzen. War Mandela nicht ein großer Parteigänger der PLO, als er noch im Gefängnis saß?«
    »Das ist er, glaube ich, noch immer«, sagte Rina. »Obwohl er meines Wissens inzwischen etwas gemäßigter ist. Er hat sich mit offiziellen Vertretern Israels getroffen.«
    »Ich will Mandela nicht als Schurken hinstellen«, erklärte Decker. »Ich will damit nur sagen, daß die Schwarzen Südafrikas sich zu der Zeit, als Mandela eingesperrt war, mit den Palästinensern als vertriebene, heimatlose Völker verbündet haben. Israel ist oft mit Südafrika verglichen worden –«
    »Das ist keine faire Einschätzung«, unterbrach Kreisman.
    »Ich rekapituliere nur, Sgan Nitzav, ich bewerte nicht«, sagte Decker. »Ich habe mit meiner Partnerin in Amerika darüber gesprochen, daß Arik Yalom Milligan möglicherweise erpreßt hat. Warum sonst sollte Milligan sich direkt mit einem kleinen Fisch wie Yalom abgeben?«
    »Sprich weiter«, bat Rina.
    »Was konnte Yalom gegen sie in der Hand haben, das sie bei VerHauten unmöglich gemacht hätte?« fragte Decker. »Wir dachten, daß sie vielleicht eine Affäre mit einem Schwarzen hatte. Vielleicht auch noch einem schwarzen Moslem. Eine Affäre mit so jemandem wäre in einer Hochburg des weißen Konservativismus wie VerHauten gar nicht gut angekommen.«
    »Ich glaube nicht, daß VerHauten sie entlassen hätte, solange sie ihren lob gut machte«, warf Kreisman ein. »Geschäft ist Geschäft.«
    Rina sagte: »Vielleicht hatte Milligan während ihrer Zeit bei VerHauten so etwas wie eine Offenbarung. Sie begegnete einem Schwarzen, verliebte sich und war plötzlich voller Wut, darüber, daß sie ihn nicht ganz offen lieben durfte.«
    »Und dann kam die Gelegenheit«, setzte Decker hinzu. »Das war die Chance, reich zu werden und gleichzeitig VerHauten eins auszuwischen – der weißen Machtstruktur in Südafrika. Und nicht nur das, Israel, noch so ein Unterdrückerland würde auch noch was abkriegen.«
    »Hat dieser geheimnisvolle schwarze Mann auch einen Namen?« fragte Kreisman ironisch.
    »Nein«, sagte Decker. »Ich denke nur so vor mich hin. Nehme rückblickend Milligans Denkungsweise auseinander.«
    »Nette Theorie«, gab Kreisman zu. »Finden Sie einen Namen, der dazu paßt, und wir haben vielleicht auch etwas, womit wir arbeiten können.«
    »Donald«, entfuhr es Rina.
    Decker sah sie verdutzt an.
    »Und warum nicht?« fragte Rina.
    Decker sagte: »Hat Milligan nicht gesagt, Donald arbeite für sie? Daß er ihr Untergebener sei?«
    »Peter«, flötete Rina. »Wo steht geschrieben, daß eine Frau nicht die Überlegene in einer Liebesbeziehung sein kann?«
    »Frauen sind immer die Überlegenen in Liebesbeziehungen«, warf Kreisman trocken dazwischen.
    »Na ja, nicht immer«, wehrte Rina bescheiden ab.
    Es entstand eine Pause. Dann sagten Kreisman und Decker gleichzeitig: »Immer.«

37
    Ohne nachzudenken,

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