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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Rina. Laut sagte sie: »Ja, genau. Wie die Pferde von den Cowboys. Mein Mann ist auch ein Cowboy … in gewisser Weise.«
    Das war zu viel für Pessy. Er legte die Stirn in Falten und verharrte in tiefem Schweigen.
    Honey gestand: »Ich bin noch ganz verwirrt. Als wir losgeflogen sind, waren draußen null Grad. Das ganze Village versank in Schnee und Eis. Wenn man draußen rumspazierte, tat einem spätestens nach drei Blocks die Lunge weh. Dann steigt man in ein Flugzeug, und fünf Stunden später scheint die Sonne, und alles ist grün.«
    »Es hat geregnet«, warf Rina ein. »Deshalb ist es so grün. Irgend jemand hungrig?«
    Honey fing an, in ihrer Handtasche zu kramen. »Ich glaube, ich habe noch ein Tüte Cracker.«
    Rina lachte. »Ich habe ein bißchen Obst in eine Tasche gepackt, Honey. Sie steht irgendwo zu deinen Füßen. Bedient euch.«
    Honey zog die Tasche unter ihrem Sitz hervor und nahm einen Apfel heraus. »Du hast auch an alles gedacht. Wer möchte?«
    Pessy wollte gerade den Finger heben, als Mendel ihm einen Rippenstoß versetzte. Der Kleine sank wortlos in seinen Sitz zurück.
    »Mendie, würdest du das bitte lassen?« Honey sprach jiddisch. »Nimm ihn, Pessy. Dazu ist er da.«
    Behutsam streckten sich die kleinen Finger aus, und Honey gab ihm den Apfel.
    Mendel sagte: » B’rachal«
    Pessy sah Mendel an, sprach ein Gebet und biß dann in seinen Apfel. Zu Rina sagte er »Danke« in englisch.
    »Gern geschehen«, lächelte Rina.
    »Sonst noch jemand?« fragte Honey.
    Wieder Schweigen im Auto. Rina hatte noch keinen Pieps von dem jüngeren der Mädchen gehört. Sie war blond wie die Mutter, mit ein paar Sommersprossen auf den Wangen.
    »Vielleicht später, Honey«, sagte Rina.
    »Na gut, also, ich nehme eine Clementine. Sie sieht herrlich aus.«
    Honey pulte ein Stückchen von der Schale ab. »Rina, ich habe dir meine Kinder gar nicht richtig vorgestellt, oder?«
    »Richtig nicht.«
    Honey küßte ihre älteste Tochter auf die Wange. »Das hier ist Minda. Sie ist fünfzehn und ein schönes Mädchen.«
    »Mama!« zischte das Mädchen.
    »Ach, laß mich das doch sagen. Du bist schön, stimmt’s, Rina?«
    »Stimmt«, bestätigte Rina.
    Das Mädchen wurde rot über das Kompliment und mußte ein stolzes Lächeln unterdrücken.
    »Mendel ist unser Gelehrter. Und anders, als du vielleicht glaubst, weiß er, wie man lächelt.«
    »Nur, wenn ich dazu gezwungen werde«, sagte Mendel trocken.
    Rina lachte. »Du wirst dich prima mit Shmuel verstehen. Welches Messechet lernst du gerade, Mendel?«
    Der Junge stutzte, überrascht, daß Rina sich für seine Studien interessierte. Von Mädchen wurde nicht erwartet, daß sie über diese Dinge Bescheid wußten. Aus Höflichkeit antwortete er aber trotzdem.
    »Sukkot.« Mendel machte eine Pause. »Haben Sie einen Schass bei sich zu Hause?«
    Rina mußte sich ihre spontane Belustigung mühsam verkneifen, als sie die vielen hebräischen Bände aufzählte, die in ihrer Bibliothek standen. »Wir haben einen Standard-Schass , und wir haben einen Steinzaltz-Schass. Wir haben einen Schulchan Aruch, eine Mischnah Torah, Me’am Loez und noch ein paar andere. Meinst du, du kommst damit über die Runden?«
    Mendel nickte, schwieg aber. Trotzdem schien er jetzt ein bißchen entspannter. Vielleicht war ihm endlich aufgegangen, daß seine Mutter ihn nicht nach Sodom und Gomorrah verschleppte.
    Honey sagte: »Siehst du, Mendie, du hast nichts zu befürchten.« Zu Rina gewandt erklärte sie: »Er hat ständig Angst, daß er in seiner Schiur zurückbleiben könnte, deshalb lernt er und bringt sich selber weiter. Habe ich dir schon meine jüngere Tochter Bryna vorgestellt, die schon fast acht Jahre alt ist?«
    »Hi, Bryna«, sagte Rina.
    Das Mädchen lächelte und zeigte Zahnlücken an den Seiten.
    »Findest du die Reise aufregend?«
    Das Mädchen nickte.
    »Und meinen kleinen Liebling Pessy hast du ja schon kennengelernt. Er ist gerade fünf Jahre alt geworden.« Honey klatschte in die Hände. »Also, Kinder, was sollen wir als erstes machen? Wie wär’s mit dem Zoo? Ist das weit von dir, Rina? Wir können den Bus nehmen.«
    »Ich fahre mit euch hin, sobald wir abgeladen haben.«
    Honey drückte Bryna an der Schulter. »Was hältst du davon? Möchtest du gerne echte Löwen und Tiger sehen?«
    Rina warf einen Blick in den Rückspiegel. Das Mädchen schien interessiert zu sein. Pessy konnte sich kaum halten vor Begeisterung.
    »Ich will sie sehen, Mama. Kann ich sie streicheln?«
    »Du

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