Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
muß ziemlich schnell irgendwas schiefgelaufen sein.«
Beide schwiegen.
Dann sagte Marge: »Ich hab ein paar Post-its mitgebracht. Warum markieren wir nicht die Seiten, die wir schon durchgegangen sind?«
»Gute Idee«, lobte Decker. »Ich nehme einen Stapel und du einen anderen. Wir machen uns Notizen und vergleichen dann, wenn wir fertig sind.« Er angelte sich eine Handvoll Papiere.
Marge zog ihr Notizbuch heraus. »Ich weiß, es klingt weit hergeholt, aber glaubst du, daß die Jungen eventuell in Afrika sein könnten?«
»Ich halte es zumindest nicht für ausgeschlossen.« Er blätterte einige Zettel durch. »Nachdem wir die Leichen gefunden hatten, hat Davidson ein Team abgestellt, um die Airlines und Busse und Taxis zu überprüfen … damit wir unsere Zeit mit den Mordermittlungen verbringen können. Ich hoffe, sie finden bald was. Ich weiß ja, daß wir die Jungen als Täter noch nicht abgeschrieben haben, aber wenn man so was hier findet … Yaloms Feindseligkeiten und Drohungen liest …«
»Der Typ hat sich vermutlich einen Haufen Feinde gemacht«, schätzte Marge.
»Ganz sicher.« Decker dachte nach. »Wenn nur Arik Yalom allein getötet worden wäre, würde ich mir nicht solche Sorgen um die Kinder machen. Aber irgend jemand hat Dalia auch umgelegt. Wenn jemand schon einen Unschuldigen umgebracht hat, wie groß ist dann noch der Schritt zu den Jungen?«
»Wenn sie überhaupt noch am Leben sind.«
»Ein ernüchternder Gedanke.« Decker nahm den nächsten Packen Briefe. »Eins nach dem anderen.«
Er konzentrierte sich wieder auf die Papiere. Haufenweise Briefe, haufenweise wütende Schriftstücke zwischen Yalom und VerHauten und Yalom und VerHautens Anwälten. Einen Anwalt auf Yaloms Seite konnte Decker nicht entdecken.
Es gab außerdem eine Menge Aktienzertifikate: Consolidated Gems, Southwest Mines, West African Consolidated. Yaloms Anteilsscheine beliefen sich auf Tausende von Aktien in jeder Firma. Schließlich stieß Decker auf einen Brief von Southwest Mines an Yalom.
Die Gesellschaft kündigte Konkurs an.
Als Decker weiter grub, fand er erneut eine Serie böser Briefe von Yalom an VerHauten, in denen Yalom VerHauten illegaler Börsenmanipulationen beschuldigte. Immer noch kein Hinweis, daß Yalom sich je von einem Anwalt hätte vertreten lassen.
Decker las und stöberte weiter.
Da quietschte Marge: »Sieh dir das mal an, Peter. Ein ganzer Haufen Besitzurkunden für Land in Angola, Mosambik und Namibia.«
Decker warf einen Blick darauf. Die Daten lagen zwei Jahre zurück. »Ich frage mich, ob die noch gültig sind.«
Marge feixte. »Ich frage mich, ob sie je gültig waren.« Sie las weiter. Noch mehr Briefe – im wesentlichen drehte sich der ganze zornige Austausch darum, wer offiziell Aktien und Land in Angola, Mosambik, Namibia, Sambia und Botswana besaß.
Er und Marge hatten vielleicht die Hälfte des Inhalts der Box oberflächlich durchgesehen, als sie ein Klopfen hörten. Marge murmelte ein Schimpfwort und öffnete dann die Tür zu dem Kabuff. Draußen stand ein Mann in Anzug und Krawatte. Er verzog den Mund zu einem pseudoverbindlichen Lächeln.
»Sie beide sollten hier nicht unbewacht sein.« Er wackelte verneinend mit dem Finger. »Das gefällt mir ganz und gar nicht. Ich habe nicht übel Lust, Ihren Captain anzurufen.«
Marge und Decker schwiegen. Schließlich sagte Marge: »Wir arbeiten hier nur so vor uns hin, Sir.«
Der Anzugträger schürzte die Lippen. »Nun, das hört man gern. Es gefällt mir, wenn meine Steuergelder gut eingesetzt werden.« Er ließ ein krampfhaftes Lachen hören. Er war in den Fünfzigern – ein großer Mann mit einer mächtigen Wampe, die beim Lachen ins Wackeln kam. »Chuck Holmes – Erster Vizepräsident. Ich hoffe in meiner Eigenschaft als Hauptvertreter von World First Savings and Loan, daß ich Ihnen weiterhelfen konnte.«
»O ja, durchaus«, freute sich Marge höflich. Das Arschloch hatte gar keine Wahl bei Vorlage unserer Papiere. »Herzlichen Dank.«
»Nichts zu danken.« Holmes streckte die Hände aus, als müßte er Dämonen abwehren. »Ich mache meinen Job gern, ich helfe auch gern den Jungs in Blau. Und Marie ist auch gern behilflich. Aber sie wegzuschicken …« Er schnalzte mit der Zunge. »Das geht doch ein bißchen zu weit.«
Decker antwortete nicht. Holmes wurde plötzlich großmütig. »Nun ja, es hat ja wohl nicht geschadet, nehme ich an. Aber ich fürchte, Sie müssen jetzt trotzdem Schluß machen. Wir
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