Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Söhnen die Hand. »Passt auf eure Mutter auf. Ich ruf sie später an.«
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Paul.
»Für eure Familie tue ich alles, Paul.«
»Ich weiß es zu schätzen.«
Nachdem Waterson gegangen war, runzelte Michael die Stirn. »Der Kerl ist fies. Liebe deinen Nächsten für zweihundertfünfzig Dollar die Stunde!«
»Mike!«
»Wie konnte Dad ausgerechnet an ihn geraten?« Und zu Decker gewandt, sagte Michael: »Er hatte einen Hang zu sonderbaren Käuzen.«
»Mike!«
»Stimmt doch, Paul. Nicht nur Waterson. Sieh dir doch sein Team in der Klinik an, Decameron, Berger …«
»Was stimmt mit Decameron nicht?«, warf Decker ein.
»Nichts, gar nichts. Mit Decameron ist alles in Ordnung!«, raunzte Paul.
»Abgesehen von der Tatsache, dass er schwul ist?«, fragte Decker beiläufig.
»In diese dämliche Falle tappe ich nicht«, entgegnete Paul. »Sie mögen Ihre Überzeugungen haben, ich habe meine. Seinen Lebensstil billige ich nicht. Aber wenn Dr. Decameron für Dad gut genug war, dann bin ich sicher, dass er ein exzellenter Mediziner ist.«
»Und was ist mit Dr. Berger?«, wollte Decker wissen.
»Er ist ein Heuchler und Drückeberger«, behauptete Michael.
»Und Jude?«, bemerkte Decker.
Paul starrte ihn an. »Die Hälfte aller Mediziner in Amerika sind Juden. Was wollen Sie damit andeuten? Wollen Sie uns als einen Haufen mit Vorurteilen behafteter Idioten hinstellen, weil wir an Gott glauben? Jesus liebt alle seine Kreaturen, Sir. Sie, mich, alle. Und das, Sir, ist meine Überzeugung.«
»Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Paul«, versicherte ihm Decker. »Entschuldigen Sie.«
Im Zimmer wurde es still.
Paul schloss seine flatternden Lider. »Ich bin gereizt und empfindlich.«
»Sie halten sich gut.« Decker wandte sich an Michael: »Wieso halten Sie Berger für einen Drückeberger?«
»Weil man nie eine ehrliche Antwort von ihm kriegt«, antwortete Michael. »Und er ist arrogant. Ich meine, wenn jemand wirklich Grund hatte, von sich überzeugt zu sein, dann war das mein Vater. Aber der war nicht so. Er forderte Respekt, ja. Aber er war kein aufgeblasener Idiot. Sogar Dr. Fulton ist komisch, mit diesem Versager verheiratet …«
»Das reicht, Michael!«, brauste Paul auf. »Das geht den Lieutenant gar nichts an!«
»Er fahndet nach Dads Mörder, Paul! Alles, was uns betrifft, geht ihn was an!«
»Waterson scheint viel für Ihre Mutter übrig zu haben«, bemerkte Decker.
»Ein bisschen zu viel, wenn Sie mich fragen«, erwiderte Michael. »Er wohnt schon praktisch hier.«
»Was hast du eigentlich?«, raunzte Paul ihn an. »Waterson ist ein Segen für uns. Er hilft uns und Mom, die Finanzen zu ordnen. Wir sind alle so durcheinander. Zumindest einer weiß, was er tut.«
Michael begann auf und ab zu gehen. »Also, Paul, in dieser Situation traue ich, ehrlich gesagt, niemandem.«
»Geh und hol Mom!«, befahl Paul ruhig.
Michael wollte etwas sagen, dann verschwand er auf der Treppe. »Kann ich Ihnen was zu trinken anbieten, Lieutenant?«
»Nein, danke. Wie geht es Ihnen, Mr. Sparks?«
»Nicht gut.« Seine Lider zitterten, als seine Augen feucht wurden. »Bitte, nehmen Sie Michaels Worte nicht ganz ernst. Er ist durcheinander und lässt alles an Waterson aus. Stimmt schon, der Typ ist ein bisschen aufgeblasen. Aber das ist nicht der Grund für Michaels Wut.«
»Das ist mir klar. Hat Waterson mit Ihrer Mutter gesprochen, als er hier war?«
»Ja. Ungefähr eine halbe Stunde lang. Und ehrlich … er war jetzt verdammt häufig hier. Aber immerhin ist er unser Vermögensverwalter. Er muss Fragen stellen.«
»Was wissen Sie eigentlich über Ihren Vater und seine Biker-Freunde?«, erkundigte sich Decker.
Pauls Miene drückte Verwirrung aus. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen?«
»Sie wissen doch, dass Ihr Vater in einem Motorradclub war, oder?«
»Und? Was ist damit?«
»Er hat für eine Sache, für die sich die Biker einsetzen, Geld gespendet. Geht um die Freiheit der Umwelt. Schon mal davon gehört?«
»Nein, nie!« Pauls Augenlider flatterten. »Was soll das sein? Freiheit der Umwelt?«
»Das weiß ich auch nicht genau«, gestand Decker. »Es ist nicht einfach, diese Burschen zu verstehen. Soviel ich verstanden habe, geht es darum, Widerstand gegen eine allzu restriktive Gesetzgebung zu leisten. Sie lehnen zum Beispiel die Helmpflicht und andere Vorschriften für Verkehrsteilnehmer ab. Können Sie sich vorstellen, warum Ihr Vater so etwas unterstützt haben
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