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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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blickte zur Seite. »So einigermaßen. Ich hatte soviel mit mir selbst zu tun, daß ich kaum dazu kam, über … Ken nachzudenken.«
    Decker nickte.
    In ihren Augen blitzten Tränen. »Wir haben uns nicht so gut verstanden, wissen Sie.«
    Decker hörte zu.
    »An dem Abend …« Tess räusperte sich. »An dem Abend hat er mir eröffnet, daß er Schluß machen wollte mit mir. Daß er mich verlassen wollte … wegen so einem Flittchen aus seinem Büro.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ich weiß genau, wie ich dasaß, Lieutenant. Wie ein Holzklotz. Völlig gefühllos. Nur die Tränen, die wollten nicht aufhören.«
    Decker nickte.
    »Ich weiß noch … ich saß da und wünschte, ich wär tot. Ich wünschte, er wäre tot. Kaum hatte ich das gedacht, war er schon tot.«
    Sie weinte lautlos, den Blick zur Seite gerichtet.
    Mit sanfter Stimme sagte Decker: »Sie haben das nicht gewollt, Tess. Wirklich nicht. Denken Sie lieber an sich – und an Ihre Kinder. Sie haben doch Kinder?«
    »Zwei.«
    »Mit dem Tod Ihres Mannes haben Sie nichts zu tun. Es gibt nur einen Mann, der schuld ist an dem, was an jenem Abend passiert ist.«
    »Harlan Manz«, flüsterte sie.
    »Er allein ist verantwortlich für den Tod Ihres Mannes.« Decker wartete. »Ist das klar?«
    Tess Wetzel antwortete nicht sofort. Dann sagte sie: »Im Krankenhaus haben wir eine Gruppe gegründet … diejenigen, die verletzt wurden, aber nicht in Lebensgefahr schwebten.«
    »Eine Betroffenengruppe?«
    »Ja. Wir haben miteinander geredet. Weil nur wir wissen, wie es wirklich war.«
    »Eine sehr gute Idee.«
    »Mit ein paar Frauen bin ich noch in Kontakt. Mit Carol, der Kellnerin, hab ich mich angefreundet. Unsere Kinder sind im selben Alter. Ich dachte, vielleicht könnten Sie mal kommen und mit uns reden.«
    »Jederzeit.« Decker überlegte. »Was schwebt Ihnen so vor?«
    »Nur ein Gespräch über das, was da passiert ist … und warum.«
    »Das ist sehr schwer. Wir wissen letztlich auch nicht, warum. Wir haben Theorien, Vermutungen, Täterprofile, wir haben Psychologen, Kriminalisten – und alle zerbrechen sich den Kopf darüber. Wir können uns austauschen, mehr nicht. Trotzdem komme ich gern zu Ihrer Gruppe, und Sie können mir alle Fragen stellen, die Sie bedrücken.« Decker schlug den Kalender auf. »Haben Sie einen bestimmten Termin im Auge?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da muß ich erst ein paar Mitglieder anrufen. Kann ich mich noch mal melden?«
    »Aber natürlich.«
    Sie erhob sich mühsam. Decker sprang auf, um ihr zu helfen, doch sie wehrte ab. »Ich schaff das schon.«
    »Okay.«
    Sie stand da und stützte sich auf ihre Krücken. »Es klingt vielleicht verrückt, aber …«
    Decker nickte aufmunternd.
    Sie setzte an, stockte und begann erneut. »Diese Schüsse … es waren so viele Schüsse.«
    »Ja, sehr viele.«
    »Ken und ich … ich glaube, er wurde sofort getroffen.« Ihre Augen wurden wieder feucht. »Gleich zu Anfang.«
    »Verstehe.«
    »Und dann diese vielen Schüsse. Obwohl es ihn schon erwischt hatte.«
    »Ja, es wurde sehr viel geschossen.«
    »Ich hab eine schlechte Angewohnheit … ich bin neugierig … zu neugierig. Auch nachdem ich getroffen war. Statt einfach stillzuliegen, wie es jeder normale Mensch tun würde, mußte ich gucken.«
    Deckers Herz begann zu pochen. »Was haben Sie gesehen, Tess?«
    »Viele Leute, die schreckliche Angst hatten. Und irgendwie hat das meine eigene Angst ein bißchen gemildert. Klingt verrückt, oder?«
    »Nicht im Geringsten.«
    Tess verstummte, und Decker versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. Was hatte er auch erwartet? »Nein, es klingt kein bißchen verrückt.«
    Tess senkte die Stimme zum Flüstern. »Plötzlich hörte es auf, das Schießen … Alles stöhnte und schrie … aber keiner wagte, sich zu rühren. Alle hatten Angst, daß es … Sie wissen schon … daß es wieder losgehen würde.«
    Decker nickte.
    »Also, keiner rührte sich. Auch als es vorbei war. Bis auf den jungen Mann.«
    »Ein junger Mann?« Decker zwang sich zur Ruhe. »Welchen jungen Mann meinen Sie, Tess?«
    »Einer in einer dicken grünen Jacke. Es war kalt an dem Abend.«
    Decker ruckte hoch. Eine grüne Jacke? Harlan Manz hatte eine grüne Jacke getragen, aber er lag tot am Boden. »Sie haben einen Mann in einer grünen Jacke herumlaufen sehen, nachdem die Schießerei vorbei war?«
    Tess wirkte verwirrt. »Er stand eher herum. Aber ich bin nicht sicher. Denn als ich das erzählte, konnte keiner aus unserer Gruppe was damit

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