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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zuckte die Schulter. »Das bin ich wert.«
    »Da hast du recht.« Er nahm sie in die Arme und hob sie hoch. »Wie findest du das?«
    »Ist ein Anfang«, sagte sie und legte ihm die Arme um den Hals. »Und gar nicht mal ein schlechter.«
    Mit einem Ruck fuhr er hoch – Augen aufgerissen, das Herz raste, der Kopf dröhnte, ein Kreischen im Ohr, er sah die Leichen vor sich, klar und deutlich wie im Tageslicht. Ein Vietnamtraum.
    Zum ersten Mal seit vielen Monaten. Wenigstens war er rechtzeitig aufgewacht, bevor er um sich schlagen konnte, bevor er Rina aufgeschreckt hatte. Offenbar hatte er selbst im Schlaf seine Reaktionen unter Kontrolle. Wie sonst war es möglich, so lautlos von der Hölle zu träumen?
    Er tat, was er in solchen Situationen immer tat. Ging auf Zehenspitzen in die Küche, knipste das Licht über dem Herd an, setzte Wasser auf. Wenig später saß er am Tisch, schlürfte den heißen Tee, der ihm ins Gesicht dampfte.
    Er blickte auf die Küchenuhr. Es war erst Viertel nach elf, die Jungen waren noch nicht zurück.
    Er war froh, daß Rina ihn nicht, wie sonst meist, gehört hatte. Sie war einfach erledigt. Eine gute Nacht. Sie waren beide zusammen explodiert. Das reinste Feuerwerk. Danach hatte Rina glücklich gewirkt … so, wie schon lange nicht mehr.
    Sie hatte es eigentlich noch schwerer als er. Seit Brams Tod war sie eine andere Frau geworden. Problematisch fand Decker daß sie ihm nie das Ausmaß ihrer Gefühle für Bram offenbart hatte. In gewisser Weise hatte sie ihn geliebt. Bram war die letzte Verbindung zu ihrem verstorbenen Ehemann Yitzhak gewesen. In Brams vorzeitigem Ende hatte sie beide Verluste auf einmal durchlebt. Eine schlimme Zeit für sie. Für ihn und die Jungen auch. Vielleicht wurde jetzt alles besser. Wenn er seine eigenen Dämonen vertreiben konnte.
    Elf Uhr zwanzig. Noch nicht zu spät für eine Nachteule wie Cindy. Sie nahm sofort ab. Er fragte, wie ihr Tag so gelaufen war.
    »Nichts Aufregendes heute.« Sie zögerte. »Ich hab mit meinem ehemaligen Kriminalistikprofessor gesprochen und ihm gesagt, daß ich ins LAPD eintreten werde. Er sagte, ich hätte beim FBI anmustern sollen.«
    »Das ist doch wohl ein Scherz!«
    »Er sagt, das LAPD ist ein Haufen Spinner.«
    »Oh, verd…! Für derartige Ratschläge habe ich nun zwanzig Riesen pro Jahr lockergemacht!«
    »Er sagt, das FBI ist professioneller, die Leute sind besser ausgebildet … «
    »Alles Hornochsen.«
    »Die haben die Einstellungssperre gelockert, Dad. So etwas wie mich suchen sie geradezu. Jung, weiblich, gute Ausbildung, Eltern im Justizapparat.«
    »Gratuliere. Jetzt hast du mich wirklich geschafft.«
    »Aber ich will tatsächlich Verbrechen aufklären, Vater. Nicht bloß mit der Sonnenbrille rumlaufen.«
    Decker lachte so laut, daß er fast Rina geweckt hätte. »Jetzt weiß ich wieder, wieso ich dich liebe, Cindy.«
    »Aber ein paar gute Agenten haben sie trotzdem.«
    »Den einen oder anderen vielleicht.«
    »Also: Warum rufst du mich abends um halb zwölf an? Nein warte, ich werd’s dir sagen. Wie die meisten Männer telefonierst du nicht, um einfach nur zu quatschen, sondern entweder dienstlich oder um dich zu verabreden. Wenn du reden willst, lädst du mich zum Essen ein oder irgendwohin zum Frühstück. Also, was willst du jetzt wissen?«
    Decker staunte über ihren Scharfsinn. »Welcher französische Existentialist hat das Buch über einen Mann geschrieben, der verhaftet wird, weil er bei der Beerdigung seiner Mutter nicht geweint hat?«
    »Camus, Der Fremde. Warum?«
    »Ich nehme an, du hast das Buch gelesen.«
    »Auf französisch sogar.«
    Decker lachte leise.
    »Was ist?«
    »Eine Columbia-Absolventin, die Camus auf französisch liest, wird Polizistin. Vielleicht paßt du wirklich besser ins FBI. Den ganzen Tag rumsitzen, übers Leben nachgrübeln und Täterprofile zusammenbasteln. Aber Massenmorde aufklären? Nie und nimmer!«
    »Was du da sagst, ist engstirnig und kleinkariert.«
    »Dein Kriminalistikprofessor ist ein Trottel. Und überhaupt, was ist Existentialismus?«
    »Alles ist Zufall … und ohne Sinn. Jeder Mensch lebt für sich allein.«
    »Klingt wie das FBI.«
    »Daddy!«
    »Ist das wieder so’ne Jeder-gegen-jeden-Philosophie?«
    »Eigentlich nicht. Da die Welt sinn- und bedeutungslos ist, ist es die Aufgabe des Menschen, ihr einen humanen Inhalt zu geben. Letztlich ist es unsere Aufgabe, die Gesellschaft zu zivilisieren. Aber wieso fragst du nach Camus?«
    »Wollte bloß mal wissen, ob

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