Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
gibt es drei Möglichkeiten: versehentliche Überdosis, Mord oder Selbstmord. Ob Überdosis oder Selbstmord, werden wir vermutlich nie ganz klären können. Aber das ist auch nicht so wichtig. Wir müssen nur wissen, ob es Mord war. Die Frage ist also: Kann man jemanden zwingen, eine Flasche Wodka runterzukippen und/oder den Inhalt eines Valiumfläschchens zu schlucken?«
Oliver meinte: »Wenn der Kerl ein heimlicher Säufer war, hat jemand vielleicht die Tabletten im Schnaps aufgelöst.«
»Valium lässt sich nicht auflösen«, hielt Decker dagegen.
»Dann sind die Tabletten vielleicht zerstampft und ihm unters Essen gemischt worden.«
»Valium hat einen bitteren Geschmack.«
»Also hat Pluto Ganz das Zeug gespritzt«, versuchte es Oliver erneut. »Falls du es vergessen hast: Die Leiche hatte frische Einstichspuren.«
»Venus sagt, Jupiter hätte sich oft Vitamine injiziert.«
»Sich selbst gespritzt?«, fragte Decker. »Er hatte intramuskuläre Einstiche im Gesäß.«
»Manchmal hat sie es gemacht«, sagte Marge.
»Wie praktisch«, höhnte Oliver. »Die logische Folgerung ist, dass jemand ihm eine intramuskuläre Spritze verpasst und behauptet, es seien seine Vitamine. Und ihn stattdessen mit einer tödlichen Dosis Valium vollpumpt.«
»Das Zeug brennt höllisch, wenn es gespritzt wird«, widersprach Decker. »Jupiter war Wissenschaftler. Er hätte sofort gemerkt, dass ihm Valium gespritzt wurde.«
»Aber dann wäre es schon zu spät gewesen.«
»Das gefällt mir alles nicht. Zu viele Unklarheiten.«
»Vielleicht war Jupiter ja auch total besoffen, als er das Valium verpasst bekam«, gab Oliver zurück. »Vielleicht war er schon vom Wodka hinüber.«
»Willst du damit sagen, Ganz hat sich bewusstlos getrunken, und dann hat ihm jemand mit dem Valium den Rest gegeben?«
»Warum nicht?«, fragte Oliver.
»Weil es eine Riesensauerei ist.« Decker hielt inne. »Du meinst, jemand hat sich so viel Mühe gemacht, nur um den Orden zu übernehmen?«
»Loo, du hast diesen Giftzwerg doch kennen gelernt. Der giert nach Macht.«
»Du hast also nicht nur eine Theorie, sondern auch schon einen Hauptverdächtigen«, meinte Decker.
»Pluto hatte die Mittel, das Motiv und die Gelegenheit. Er war Jupiters privilegierter Helfer.«
»Er ist einer von vier privilegierten Helfern.«
»Aber der Erste, der nach Venus am Tatort erschien, und er ist der Einzige, der sich jetzt als Anführer aufspielt. Er will herrschen. Ich sag dir, mit dem Kerl stimmt was nicht.«
»Pluto ist seit Jahren bei Jupiter, Scott. Warum ausgerechnet jetzt?«
»Weil Jupiter vom Wodka völlig hinüber war. Es war die ideale Gelegenheit.«
Decker gab Oliver in einigen Punkten Recht. »Aber selbst wenn das Labor Spuren von Medikamenten und Alkohol in Jupiters Blut findet, wissen wir immer noch nicht, ob es Selbstmord oder Mord war. Nicht ohne weitere handfeste Beweise. Wenn du noch eine Trumpfkarte im Ärmel hast, Scott, bin ich ganz Ohr.«
»Keine direkten Beweise«, erwiderte Oliver. »Nur zwanzig Jahre Erfahrung.«
»Dagegen sag ich ja gar nichts«, sagte Decker. »Aber wir können die Sache nicht nur wegen deiner Erfahrung zum Mordfall erklären.«
»Kann ich noch was zur Untermauerung der Selbstmordtheorie sagen?«, fragte Marge.
»Raus damit.«
»Venus sagt, Jupiter sei in letzter Zeit nicht er selbst gewesen. Nicht direkt krank, aber … wie hat sie sich ausgedrückt?« Marge blätterte in ihren Notizen. »Er sei nicht so schwungvoll wie sonst gewesen. Eher matt und energielos, hätte sich oft den Kopf gehalten … als hätte er Kopfschmerzen. Aber als sie ihn danach fragte, versicherte er ihr, das sei alles Teil des Prozesses.«
»Welcher Prozess?«, wollte Decker wissen.
Marge lachte leise auf. »Tja, jetzt kommt’s.« Als Marge die übernatürlichen Vorstellungen des Sektenführers wiederholte, klangen sie noch seltsamer als beim ersten Mal.
»Er hat also Strahlungen von all diesen Paralleluniversen empfangen.« Oliver grinste höhnisch. »Tja, warum hast du das nicht gleich gesagt. Das erklärt natürlich alles.«
»Ich glaube ihre Hypothesen ja auch nicht, Scott. Ich will damit nur sagen, dass er vielleicht ernsthaft krank war und das mit der quasi-wissenschaftlichen Theorie überspielte.«
»Warum sollte er das tun?«
»Um seine Anhänger nicht zu beunruhigen«, gab Marge zurück. »Vielleicht hat er beschlossen, würdevoll abzutreten, statt eines qualvollen Todes zu sterben.«
»Wie kommst du auf den Gedanken, dass er
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