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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Gott, ich bin am Ende! Ich bin absolut am Ende! Das wird so furchtbar …«
    »Sha …«
    »O Gott, ich bin tot! Absolut fertig. Das ist so schrecklich. Ich bring mich um! Ich bin – fass mich nicht an!«
    Stille.
    Wieder begann das Mädchen zu weinen, doch diesmal leiser. Mit tränenerstickter Stimme sagte sie: »Tut mir Leid, Yonkie, ich hab’s nicht so gemeint. Wirklich nicht. Ich hab nur so furchtbare Angst. Ich bin so …«
    »Hör zu …«
    »Du kennst meinen Vater nicht, Yonkie. Ich meine, du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne. Er bringt mich um.« Sie ahmte ihn nach. »Wir müssen uns zusammensetzen und darüber reden! Zusammensetzen! Ja, das müssen wir! Die ganze Familie! Es ist Zeit, dass wir uns zusammensetzen und über unsere Gefühle sprechen! Er wird mich alle machen. Ich bin tot! Diesmal bringt er mich um!«
    »Mein Stiefvater wird ihm nichts davon sagen«, meinte Jacob leise.
    »Er bringt mich um.«
    »Hast du gehört?«, wiederholte Jacob mit lauterer Stimme. Er schien eher ärgerlich als verängstigt. »Mein Stiefvater wird ihm nichts davon sagen.«
    Das Mädchen verstummte plötzlich.
    Decker sah sich in der Küche um. Die Stimmen kamen aus dem Babyphon. Rina ließ es oft tagsüber an, um Hannah hören zu können. Offenbar hatte sie vergessen, es auszuschalten. Im Allgemeinen respektierte Decker die Privatsphäre anderer. Aber diesmal fühlte er sich im Recht, weil a) sein Sohn die Schule schwänzte, b) sich ins Haus geschlichen hatte und c) Doktorspielchen mit einem unbekannten Mädchen in seinem, Deckers, Bett veranstaltete, verdammt.
    Das Mädchen sagte: »Woher weißt du, dass er ihm nichts sagt?«
    Ja, dachte Decker, woher zum Teufel willst du das wissen?
    »Ich weiß es einfach«, antwortete Jacob.
    »Was heißt das denn?«
    »Das heißt, ich weiß es. Basta!« Jacobs Stimme klang barsch. »Ich behaupte ja nicht, dass es ein Zuckerschlecken wird. Aber ich krieg das schon hin. Mein Stiefvater ist in einer christlichen Familie in Südflorida aufgewachsen. Er hat sich geprügelt. Er hat Football gespielt. Er war in Vietnam.
    Er ist ein Cop. Bestimmt hat er oft genug auf Autorücksitzen rumgebumst …«
    »Red doch nicht so!«
    Wieder trat Stille ein.
    Dann sagte Jacob: »Bei religiösen Dingen flippt mein Dad aus, weil er sie nicht versteht. Aber so was wie das hier … das versteht er. Am besten, du kletterst aus dem Fenster. Ich … ich krieg das schon hin.«
    »Was wirst du machen?«
    »Ich geh raus und halte den Mund. Lass ihn reden, bis ihm nichts mehr einfällt.« Er hielt kurz inne. »Mein Bruder hat das noch nicht kapiert. Weil Sammy der Aufrichtige ist. Streitsüchtig, das kannst du mir glauben, aber tief in seinem Inneren braucht er das, weil er ja so sensibel ist. Er braucht extra viel Aufmerksamkeit, weil er der einzige Mensch auf der Welt ist, der je gelitten hat. Nicht wie ich. Ich bin der Sonnenschein der Familie. So nett, als gäbe es mich gar nicht … als wär ich ein grinsender Dorftrottel.«
    Erneutes Schweigen.
    Dann sagte das Mädchen: »Was redest du da? Du bist der klügste Mensch, den ich kenne. Deine Familie denkt bestimmt nicht so über dich.«
    »Auf irgendeiner kosmischen Ebene hast du wahrscheinlich Recht.« Er klang bitter. »Shayna, ruf deine Schwester an und sag ihr, sie soll dich abholen. Ich regel die Sache mit meinem Vater. Kein Grund, dass wir beide Hausarrest kriegen.«
    Kurz darauf hörte Decker, wie das Fenster aufgeschoben und wieder geschlossen wurde. Er stellte das Babyphon aus und wartete in der Küche auf Jacob. Als der Junge hereinkam, brach es Decker fast das Herz. Unter seinem übergroßen Rucksack wirkte er wie ein Lastesel. Jake war sichtlich aufgewühlt, versuchte das aber hinter Teilnahmslosigkeit zu verbergen. Sein glattes Gesicht war erhitzt – feucht und rot –, sein schwarzes, zerzaustes Haar fiel ihm in die Augen. Sein weißes Hemd hing über der dunkelblauen Hose, die Fransen seines tallis koton baumelten unter seinem Hemd heraus wie vier dünne Schwänzchen. Er ließ den Rucksack zu Boden gleiten, fuhr sich durch die Haare und befestigte seine Jarmulke mit einer Haarklammer. Seine blauen Augen waren auf einen imaginären Fleck auf dem Boden gerichtet.
    Jake war noch nicht ganz ausgewachsen, aber auf dem besten Weg dazu. Knapp einsachtzig groß und gut aussehend wie ein Filmstar. Die Mädchen umschwärmten ihn. Nicht schwer zu erraten, woher er das hatte: Er ähnelte Rina ungemein. Ein Vergleich von Jacob und Rina mit Joseph und

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