Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
nennt man fünfzehn Jahre und ein Junge sein.«
»Ich weiß nicht …« Jacob schüttelte den Kopf. »Sammy ist nicht so.«
»Du bist nicht Sammy«
Zögernd, den Blick auf einen fernen Punkt gerichtet, sagte er: »Einer von den Jungs aus meiner Klasse ist vor sechs Monaten an ein paar Pornofilme gekommen. Wir sehen sie uns jeden mauze schabbes an … wenn seine Eltern weg sind.«
Schweigen senkte sich über den Raum.
Jacob fuhr fort: »Ich fühle mich so schäbig dabei – manche sind wirklich … abstoßend –, aber ich kann nicht aufhören.«
»Du kannst nicht? Oder du willst nicht?«
Er zuckte die Schultern. »Es ist nur so … alle Jungs in der Schule, die es mit Mädchen haben … haben es auch mit Schnaps und Drogen. Das sind richtige Wichser.« Kurze Pause. »Idioten.«
»Wer? Dovid? Steve?«
»Dovid, Steve, Ronnie, Joey … alle.«
Decker wartete.
Wieder sprach Jacob nur zögernd. »Aber die Jungs, die gute Schüler sind … sind alle schojmer negija – das heißt, sie rühren keine Mädchen an. Nicht, dass das schlecht ist. Sammy ist schojmer negija.« Ein Seufzer. »Die Religiösen in meiner Klasse, die sind einfach beknackt … und so selbstgerecht. Mit denen kann ich nicht reden, ohne mich … dreckig zu fühlen. Also häng ich mit den Wichsern rum. Ich weiß, dass das blöd ist. Wie lange kann man mit solchen Volltrotteln rumhängen, ohne selbst einer zu werden.«
»Sie trinken und nehmen Drogen?«
Der Junge nickte.
»Und du, Yonkie? Tust du das auch?«
Jacob sah weg. »Manchmal. Nichts Dolles.« Aber sobald er das gesagt hatte, zuckte er zusammen.
Decker ließ sich nichts anmerken. Er war nicht sonderlich überrascht. Es sind immer die Stillen … »Und was genau hast du genommen?«
»Nicht viel. Sie reichen ihn rum, während wir uns diese Filme ansehen … du weißt schon …«
»Nein, weiß ich nicht.«
»Ich hab ein paar Züge genommen …« Er verbesserte sich: »Vielleicht auch mehr. Aber es war nur Pot. Sonst nichts.«
Decker schwieg.
»Ich meine, ich war nie richtig high. Vielleicht ein bisschen, aber … nur … du weißt schon.«
»Nein, weiß ich nicht.«
Wieder sah der Junge auf – überall hin, nur nicht zu Decker. »Komisch ist nur, wenn ich ihn weitergebe, ohne zu ziehen, kümmert das niemanden. Ich muss nicht mitmachen, um akzeptiert zu werden. Aber ich hab das Gefühl, ich sollte.«
»Warum?«
»Um dazuzugehören. Außer, dass ich nirgendwo reinpasse. Ich bin zu … akademisch, um ein Kiffer zu sein, und zu … aufgedreht, um einer der kleinen Rabbis zu sein. Ich kann mich in beiden Gruppen ohne Probleme bewegen. Ich hab viele Freunde. Ich weiß nicht, warum ich diesen Schwachsinn mache. Aber ich mache ihn … und später hasse ich mich dafür.«
Er rieb sich das Gesicht, fuhr sich über die Augen.
»Ich muss immer dran denken, wenn Ima mich so sähe. Es würde sie so verletzen.« Er sah Decker flehend an. »Ich weiß, dass du es ihr sagen musst. Aber ich wünschte so sehr, du würdest es nicht tun.« Seine Augen weiteten sich, als die Angst nach seinem Herzen griff. »Du sagst ihr doch nichts von dem Dope, oder? Das hab ich dir im Vertrauen erzählt.«
»Was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte Decker.
»O Gott!« Jacob warf den Kopf zurück und betrachtete niedergeschlagen die Decke. »Wenn ich dir verspreche, es nie wieder zu tun? Dope rauchen, meine ich?«
»Sollte ich dir glauben?«
Beide schwiegen. Der Junge schien darüber nachzudenken oder wenigstens so zu tun.
»Ich glaube, das kannst du«, sagte er dann. »Ich hoffe, das kannst du. Aber du kannst mich gern überprüfen, meine Sachen durchschauen … meine Telefongespräche mithören. Ich weiß, dass ich mir dein Vertrauen neu verdienen muss.«
Er war auf dem richtigen Weg. Decker fragte: »Was ist mit dem Trinken, Yonkie? Trinkst du auch?«
Der Junge wurde lebhafter. »Ehrlich, ich trinke nicht. Ich war mal betrunken, als ich bei Steve übernachtet habe. Davon ist mir so schlecht geworden, dass ich mir geschworen habe, es nie wieder zu tun. Na ja, ich trinke schon Wein am Schabbes. Aber ich trinke nie, nur um zu trinken.«
»Das ist gut.«
»Wirst du es ihr sagen? Die Sache mit dem Dope?«
Wieder zwang Decker den Jungen, ihn anzusehen. »Tja, Jacob, das liegt an dir. Warum soll ich deine Mutter beunruhigen, wenn du dich als zuverlässig erweist? Aber wenn ich auch nur den Hauch von merkwürdigem Verhalten bemerke … mein Sohn, ich bin ein Cop. Wenn du es vermasselst, wirst du
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