Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
denn da? Sollte er nicht in der Schule sein?«
»Frag nicht.«
»Na gut. Dann bis gleich.«
Decker legte auf und sah zu Jacob. »Es ist was passiert. Ich muss los.«
»Der Ganz-Fall?«
Decker starrte ihn an.
Jacob sagte: »Die Nachrichten sind voll davon.« Er hob seinen Rucksack hoch und schlang ihn sich über die Schulter. Wieder fuhr er sich durch das dicke schwarze Haar. James Dean mit kippa. »Ob du’s glaubst oder nicht, mich interessiert deine Arbeit.«
»Ich weiß.« Decker fühlte sich, als hätte er einen Schlag in den Magen bekommen. »Mir ist klar, dass ich in letzter Zeit zu viel gearbeitet habe. Die Daytonas kommen nächsten Monat. Wie wär’s, wenn ich uns Karten besorge – nur du, Sammy und ich?«
Jacob lächelte. »Hört sich gut an, aber versprich nichts, was du nicht halten kannst«.
Er hatte einen wunden Punkt getroffen. Decker schwieg. Gemeinsam verließen sie das Haus. Decker schloss die Haustür ab, während Jacob seinen Rucksack in das Zivilfahrzeug warf. Nachdem sie sich beide angeschnallt hatten, fragte der Junge: »Schreibst du mir eine Entschuldigung?«
»Fürs Schwänzen? Findest du, das sollte ich tun?«
»Nein. Aber sie werden wissen wollen, wo ich war.«
»Sag ihnen, du warst zu Hause. Ich werde das bestätigen. Aber ich werde auch sagen, dass du von mir keine Erlaubnis hattest, die Schule zu schwänzen.«
»Ich werde wahrscheinlich nachsitzen müssen«, sagte Jacob.
»Du wirst’s überleben.«
»Nein, ich meine, sie werden mich nachsitzen lassen, statt mich von der Schule zu werfen. Eigentlich steht auf Schwänzen Schulverweis. Aber die Kids machen das dauernd. Meistens müssen sie noch nicht mal nachsitzen. Keiner merkt, dass sie nicht da waren.«
»Ist ja eine tolle Schule, auf die ich dich da schicke.«
»Das ist nicht meine Schuld.« Jacob rutschte unruhig hin und her. »Hab ich jetzt Hausarrest oder was?«
Ganz wild darauf, bestraft zu werden. Das reinigt die Seele. Vielleicht war es auch nur der Wunsch nach Aufmerksamkeit. Decker sagte: »Ich möchte, dass du mir in Zukunft im neuen Haus hilfst. Ich ziehe Rigipswände ein im neuen Schlafzimmer. Dabei könnte ich Hilfe gebrauchen.«
Der Junge verzog das Gesicht. »Dad, ich kann ja kaum eine Glühbirne einschrauben. Ich bin dir nur im Weg.«
»Dann wirst du es eben lernen. Und nicht nur du, Sammy auch. Ich wollte euch nicht mit dem Projekt eurer Eltern belasten. Aber ich glaube, das war ein Fehler.«
»Ich hab übers Wochenende jede Menge Hausaufgaben.«
»Teil dir deine Zeit ein. Und was die Samstagabende betrifft, du wirst einen Monat zu Hause bleiben und auf Hannah aufpassen. Danach kannst du machen, was du willst, solange du dich von Pot, Alkohol und Pornos fern hältst. Ich finde, das ist mehr als fair.«
»Ja, klingt ziemlich liberal.«
Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Als Decker vor der Schule hielt, sagte Jacob: »Du magst deinen Job wirklich, nicht wahr?«
Zuerst wollte Decker die Sache herunterspielen. Doch nach allem, was vorgefallen war, verdiente Jacob mehr Ehrlichkeit. »Ich mag ihn sehr. Er ist stressig, aber zumindest kein Routinejob. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen wie du. Ich langweile mich schnell.«
»Das kannst du laut sagen. Zweieinhalb Stunden gemara. Die reinste … Verdummung.« Jacob öffnete die Autotür. »Ich wünschte, ich wäre wie Sammy und würde all das Zeug glauben, das sie uns um die Ohren hauen. Dann hätte ich’s viel einfacher. Das Problem ist nur, dass ich das meiste nicht glaube.« Er stieg aus dem Wagen. »Wir reden später weiter.« Er lächelte. »Beim Aufstellen der Rigipswände.«
Jacob schloss die Autotür und ging davon. Decker sah ihm nach, fühlte sich unzulänglich und unzufrieden. Einen Augenblick später war der Junge von vier anderen umringt, die offenbar froh waren, ihn zu sehen. Decker war sich nicht sicher, hatte aber das Gefühl, eine plötzliche Veränderung im Gang seines Sohnes wahrzunehmen, Jacob war ein richtiger Charmeur.
Die Gefängnisse waren voll davon.
12
Sie hatten sich in der Haupthalle versammelt. Sonnenstrahlen fielen durch das Oberlicht, ließen die Gesichter wie ausgebleicht wirken. Die Nachmittagshitze und die vielen Körper hatten die Atmosphäre aufgeheizt; es roch wie in einer Turnhalle. In dem grellen Licht schien Plutos Gesicht neonorange zu glühen. Ihm lief der Schweiß über das Gesicht und tropfte auf seine Schultern. Auch sein blaues Gewand war unter den Achseln durchgeschwitzt. Die beiden Detectives
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