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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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brachte dann endlich die Worte raus. »Weißt du, was das Problem ist, Yonkie? Ich will’s dir sagen. Du bist viel zu intelligent für diese Schule.«
    »Was redest du da?« Jacob hob den Kopf. »Ich bin nicht annähernd der gemara kopp, der du bist.«
    »Du tust dich schwer mit der gemara, weil du das Religiöse nicht ausstehen kannst. Du versuchst es noch nicht mal. Aber du schnappst das säkulare Zeug mit der Geschwindigkeit eines Dämons auf. Du weißt mehr in Mathe als ich, obwohl du zwei Klassen unter mir bist. Mann, deine Freunde haben Muffensausen nach dem Vorexamen. Ich frag dich, wie’s gelaufen ist, und du zuckst nur die Schultern, als wär’s gar nichts. Keine große Sache. Du rufst nicht mal an, um das Ergebnis zu erfahren.«
    »Das ist mir egal.«
    »Ich hab angerufen«, sagte Sammy.
    Jacob starrte ihn an. »Du?«
    »Ja, hab ich. Ich hab deine Examensnummer auf deinem Schreibtisch gefunden und so getan, als wär ich du.«
    Beide schwiegen. Dann fragte Sammy: »Willst du wissen, wie viel Punkte du gekriegt hast?«
    »Nein, ich …«
    »1560 Punkte«, unterbrach ihn Sammy. »Weißt du, wie unglaublich gut das ist? Ich hab mir den Arsch abgearbeitet für das Collegeexamen, und du schlägst mich glatt um sechzig Punkte.«
    »Das Vorexamen ist nicht das Collegeexamen.«
    »Hör doch auf, Yonkie.«
    »Was spielt das schon für eine Rolle. Das Einzige, was die Jeschiwa-Universität verlangt, ist ein Männerkörper mit einem briss.«
    »Ich glaube, der akademische Standard ist ein bisschen höher.«
    »Nicht viel.«
    Sammy schüttelte den Kopf. »Du beleidigst dein eigenes Volk.«
    Jacob senkte den Blick. »Ich weiß. Ich bin schrecklich!«
    Sammy sagte leise: »Yonkie, ich gehe auf die Jeschiwa-Universität. Ich will auf die JU. Sie passt zu dem, was ich vom Leben will. Ich werde wahrscheinlich Medizin oder Zahnmedizin studieren, und ich will aufs College gehen und gleichzeitig mein Talmudstudium weiterführen können. Die JU ist wie für mich gemacht. Aber das gilt nicht für alle.« Er hielt inne. »Hast du je an die Ostküsten-Colleges gedacht? Viele frume Kids sind in Harvard …«
    »Na klar, was sonst!«, schnaubte Jacob. »Kannst du mal eben dreißigtausend Dollar lockermachen, Schmueli?«
    »Erstens gibt es Stipendien.«
    »Vergiss es.«
    »Und zweitens hat Peter seine Tochter auf die Columbia University geschickt. Er würde es nicht wagen, für dich weniger zu tun. Er kann es sich nicht leisten, jemanden zu bevorzugen.« Sammy grinste. »Ima würde ihn umbringen.«
    »Ich hab kein Interesse.«
    »Das solltest du aber.«
    »Sammy, ich hab nicht die geringste Chance. Meine Noten sind nicht gerade phänomenal, ich hab in meinem ganzen Leben noch nicht an einer einzigen … normalen außerschulischen Aktivität teilgenommen.«
    »Dann fang jetzt damit an! Lass dich in die Schülermitverwaltung wählen! Du bist überall beliebt. Du wirst garantiert gewählt.«
    »Ich will mich nicht wählen lassen. Ich hasse die Schule.«
    »Dann mach bei der Schulzeitung mit.«
    »Nein.«
    »Tritt in die Basketball-Mannschaft ein. Du bist doch sportlich.«
    »Kein Interesse.«
    »Mach Sozialarbeit. Tu irgendwas, Yonkie! Fahr Essen für die Alten aus, oder arbeite bei der Selbstmord-Hotline für Jugendliche.«
    Decker hörte nur das Wort Selbstmord. Sein Herz machte einen Satz, und er vergaß plötzlich seinen angestauten Ärger. »Worüber redet ihr Jungs?«, fragte er.
    Die beiden drehten sich um. Sie hatten ihn nicht reinkommen hören. Jacob schwieg, aber Sammy sagte: »Yonkie ist daran interessiert, Sozialarbeit zu leisten. Er will bei der Selbstmord-Hotline für Jugendliche mitarbeiten. Ich finde, das ist eine prima Idee.«
    »Was?« Decker zuckte zurück, und er runzelte die Stirn. »Sozialarbeit? Wann seid ihr darauf gekommen?«
    »Gerade eben«, sagte Sammy. »Ich glaube, er könnte das gut. Was meinst du?«
    Decker zog sich einen Stuhl heran. »Damit übernimmt man eine große Verantwortung. Man hat es mit echten Krisen zu tun. Und wenn man einmal eingearbeitet ist, kann man nicht einfach auftauchen, wann es einem passt. Man muss zu festgelegten Zeiten da sein. Die Arbeit kostet viel Zeit und ist zermürbend. Körperlich und seelisch sehr, sehr anstrengend.« Er schaute seinen jüngeren Stiefsohn an. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich für so was interessierst.«
    »Mann, du kannst einem echt Mut machen«, sagte Sammy.
    »Könntest du vielleicht ein einziges Mal den Mund halten?«, fuhr Decker ihn

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