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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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im Schatten, die Gesichter wie mit Holzkohle skizziert. Kaum zu erkennen. Das war gut. Es erleichterte das Reden.
    Decker gelang es, mit ruhiger Stimme zu fragen: »Was hat er gemacht?«
    Sammy wandte das Gesicht dem zunehmenden Mond zu, dessen Strahlen Nase und Mund des Jungen hervorhoben. »Wir waren in seinem Computerclub, weißt du.«
    Ja, das wusste Decker. Das wusste er.
    »Dann kam dieser eine Tag. Ich glaube, es war ein Donnerstag.« Er sah zu seinem Bruder.
    »Es war Donnerstag«, bestätigte Jacob.
    »Jedenfalls«, sagte Sammy. »Er behielt uns da, nachdem alle anderen gegangen waren … nur uns beide.« Er atmete aus. »Gott, das ist schon so lange her …«
    Aber Decker spürte, dass der Junge sich daran erinnerte, als sei es eine Stunde her.
    »Na ja, nachdem die anderen gegangen waren …« Er lachte leise. »Die Großen … waren vielleicht zehn. Für mich waren sie groß. Also, Gilbert behielt uns da und sagte so was wie: ›Jetzt zeig ich euch mal die richtig guten Sachen.«‹
    Er sah seinen Stiefvater an.
    »Gilbert muss so einen Porno-Onlinedienst abonniert haben – den, Gipfel der Ironie, die Jeschiwa auch noch bezahlt hat.« Er hielt inne. »Er hat uns Pornobilder gezeigt … ziemlich hartes Zeug. Er bekam einen …« Sammy schluckte. »Er bekam einen Ständer davon.«
    Decker beherrschte sich mühsam, nicht auf irgendwas einzuschlagen. »Red weiter.«
    »Es war wirklich nicht so schlimm«, wiegelte Sammy ab. »Er fasste sich nur an den Schwanz und sagte irgendwas Blödes wie ›So ist es, wenn man ein richtiger Mann ist‹ – irgend so was Blödes.«
    Der Junge verstummte. Decker fragte: »Und mehr hat er nicht getan. Sich nur an den Schwanz gefasst und was Blödes gesagt?«
    »Na ja, er hat verlangt, dass wir ihn anfassen.« Rasch fügte er hinzu: »Über der Hose.«
    »Ihn über der Hose anfassen?«
    Sammy zuckte zusammen. »Mehr wie … du weißt schon … ihn reiben. Aber über der Hose.«
    Decker hätte am liebsten gekotzt. »Hat er ejakuliert?«
    »Ah … ja.« Sammy umklammerte seine Knie. »Obwohl wir damals nicht wussten, was das war. Plötzlich wurde seine Hose nass. Er wurde ganz ernst und sagte so was wie ›Ihr schlimmen Jungs …«‹
    Jacob unterbrach. »Seht bloß, was ihr schlimmen Jungs …«
    »Ja, stimmt. ›Seht bloß, was ihr schlimmen Jungs angerichtet habt. Ihr seid schuld, dass ich mir in die Hose gepinkelt habe.‹ Und wir dachten nur, wieso sind wir schuld, dass er sich in die Hose pinkelt? Ich weiß, dass wir mal darüber geredet haben, Yonkie und ich. Und Yonkie sagte: ›Warum ist er denn nicht aufs Klo gegangen?‹ Ich hab mich dasselbe gefragt.«
    Sammy kaute an seinem Daumennagel.
    »Dann mussten wir in den Waschraum gehen und uns die Hände waschen. Damit wir nicht nach Pisse rochen.«
    »Ich hab nicht nach Pisse gerochen«, sagte Jacob tonlos.
    »O ja, und stell dir vor!« Sammy wiegte sich vor und zurück. »Er sagte noch so was wie ›Auch wenn ihr Jungs böse wart, werde ich eurer Ima nichts davon erzählen. Also, wenn ihr nichts sagt, dann sage ich auch nichts.‹ Und wir dachten, na, wie toll! Ima wird nicht erfahren, dass wir böse waren.«
    Er kicherte, war aber alles andere als amüsiert.
    »Eigentlich war es eher widerlich als traumatisch. Und dann später, wenn man hört, wie verboten Homosexualität ist, und man begreift, was passiert ist, dann überlegt man, ob man gesündigt hat … oder ob man schwul ist, weil man einen Kerl angefasst und ihm einen runtergeholt hat.«
    »Du weißt, dass nichts davon zutrifft«, sagte Decker.
    »Natürlich. Aber man braucht ein bisschen, bis man das kapiert. Jetzt macht es mir nichts mehr aus. Der Kerl war ein Perverser. Ich war ein Kind. Und wie gesagt, es ist schon lange her.«
    Es wurde still.
    Dann fragte Decker: »War das wirklich alles, was er mit dir gemacht hat?«
    »Mehr war nicht.«
    »Du verschweigst mir doch nichts, Sam?«, hakte Decker nach. »Es war nur das eine Mal?«
    »Jep! Danach sind wir immer mit den großen Jungs heimgegangen. Und als dann die Sache mit der Jeschiwa begann, hat uns Ima aus dem Computerclub genommen. Gilbert ist ihr wohl unheimlich geworden.«
    Wieder wurde die Nacht um sie herum still.
    »Und das war das Einzige, was er dir angetan hat, Sammy?«, fragte Decker noch einmal.
    »Ich schwör’s bei Gott.«
    Decker sah zu Jacob, versuchte, dessen Blick aufzufangen. »Was ist mit dir, Yonkie? War das auch das Einzige, was er dir angetan hat?«
    Aber Jacob wollte ihn nicht

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