Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
hin und her. Decker parkte den Wagen.
Pluto war an der Tür, noch bevor Decker aussteigen konnte. »Wenn Sie glauben, Sie kommen mit dieser eklatanten Verletzung der Bürgerrechte durch …«
»Sir, wollen Sie rumlamentieren, oder wollen Sie hier weg?« Decker stieg aus und baute sich vor dem kleinen Mann auf. »Ich kann dafür sorgen, dass es ein sehr langer Abend für Sie wird, Bruder Pluto. Das liegt ganz bei Ihnen.«
Plutos Auge zuckte. »Muss er unbedingt gefesselt bleiben, Lieutenant? Sie würden ja jeden Hund besser behandeln!«
Decker betrachtete Bentons riesigen Schatten. »Er ist ein großer Bursche.«
»Ich übernehme die Verantwortung«, sagte Pluto.
»Nett, aber Ihre Verantwortung nützt uns gar nichts, wenn er um sich schlägt.«
»Könnten wir nicht einen Kompromiss finden?« Der Guru schien ernstlich um Bentons Wohlergehen besorgt zu sein.
Decker atmete aus. »Warten Sie hier.« Er rief Oliver zu sich. »Wirst du mit dem da allein fertig, wenn ich Pluto Marge zuteile?« Er deutete mit dem Daumen in Bentons Richtung. Der Mann war ein richtiger Klotz.
»No problemo.«
»Der hat Muskeln wie Drahtseile, Detective. Kann dich mit einem Prankenschlag umhauen. Der kann sogar mich umlegen, und ich bin zwanzig Kilo schwerer und zehn Zentimeter größer als du.«
»Hab verstanden. Ich pass schon auf.«
Wieder betrachtete Decker den Farmarbeiter. Er stand am Pfosten und wirkte nicht sonderlich aggressiv. Aber so was konnte sich schnell ändern. »Geh und mach ihn los. Ich decke dich, falls er rabiat wird. Wenn er friedlich bleibt, bring ihn her.«
Ohne zu zögern, ging Oliver zu Benton und nahm ihm die Handschellen ab. Der Farmarbeiter schüttelte die Hände und rieb sich die Handgelenke.
Die beiden kamen auf Decker zu. Scott ging voran, Benton trottete hinterher. Seine Kleidung war dreckig, überall klebten Federn und Hühnerinnereien. Seine Hände waren schwielig und blutverschmiert. Er stank.
»Wie geht es Ihnen, Sir?«, fragte Decker.
Bentons Blick blieb zu Boden gerichtet. »Besser, wo Sie mir die Dinger abgenommen ham.«
»Sind Ihre Handgelenke in Ordnung?«
Der Mann nickte, ohne den Blick zu heben.
Zu Oliver gewandt, sagte Decker: »Helfen Sie Detective Dunn mit Bruder Pluto. Ich möchte einen Moment mit Mr. Benton allein sein.«
Oliver antwortete mit einem offiziellen »Ja, Sir« und ging. Decker zog ein Diktiergerät heraus, stellte es an und sprach seinen und Bentons Namen in das kleine eingebaute Mikrofon. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich das hier benutze? Das dient Ihrem Schutz.«
»Brauch kein Schutz.«
»Wissen Sie, warum ich hier bin, Benton?«
»Ja.«
»Ich möchte mich in Ihrem Haus umsehen.«
»Is nich mein Haus.«
»Gut, ich möchte mich in dem Haus umsehen.« Er deutete auf die Bruchbude. »Sind Sie damit einverstanden?«
Der Farmarbeiter zuckte die Schultern.
»Haben Sie eine Ahnung, was ich da finden werde?«, fragte Decker.
Bentons Augen wurden schmal. »Hühnerblut. Ich hab Hühner geschlachtet. Das hab ich der Lady schon gesagt. Ich hab ihr auch gesagt, dass mein Eimer übergeschwappt ist, wo ich gestolpert bin. Aber sie glaubt mir nich.«
»Niemand behauptet, dass Sie lügen. Ich muss es aber trotzdem überprüfen.«
Schweigen.
»Sie haben also nichts dagegen, wenn ich reingehe und mich ein bisschen umschaue?«
»Von mir aus.«
»Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen«, riet ihm Decker. »Wenn Sie das Falsche sagen, habe ich es hier auf dem Band. Es könnte Ihnen schaden.«
Der Farmarbeiter schwieg.
»Wenn Sie meinen, dass Sie einen Anwalt brauchen, Benton, dann kann ich Ihnen einen besorgen.«
»Brauch kein Anwalt«, erwiderte er trotzig. »Brauch kein Anwalt, weil ich nix gemacht hab.«
Eine einzelne Glühbirne tauchte den Raum in ein grünliches Licht. Es roch scharf und sauer. Als Decker eintrat, knarrten die Dielenbretter unter seinem Gewicht, und seine Schuhe schienen festzukleben. Es war stickig wie in der Umkleidekabine einer Turnhalle – feucht und warm und muffig. Die gelblichen Wände waren voller Wasserstreifen, offensichtlich vom Regen, der durch das undichte Dach getropft war. Durch die größeren Löcher konnte Decker den Himmel sehen. Fliegen und Mücken surrten um die staubige Glühbirne. Eine kam ihr zu nahe und wurde sofort gegrillt. Sie fiel wie eine Bleikugel zu Boden und landete bei ihren Artgenossen in einem Massengrab auf dem mit Schmutz und Essensresten verkrusteten Boden. In der Mitte dieser Müllhalde
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