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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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geronnenes Blut auf den Boden, und eine schwarze Fliegenwolke umschwirrte Deckers Gesicht. Er wehrte sie ab und versuchte, nicht zu schlucken. Der Anblick und der Gestank ließen ihn unwillkürlich zurückzucken. Rasch kam er hoch, versuchte aufrecht zu stehen, schwankte, griff nach der Arbeitsplatte und fasste in das matschige Fleisch eines rohen Hühnchens.
    Er schloss die Augen, rang nach Luft. Seine Übelkeit war mehr durch den Gestank als den Anblick der Leiche ausgelöst. Die Leiche sah zwar grotesk aus, war aber Gott sei Dank nicht die eines Kindes.
    Decker zwang sich, wieder in die Hocke zu gehen, und musste erneut die Fliegen abwehren. Im Hinterkopf war ihm klar, dass er die Leiche eines erwachsenen Mannes vor sich hatte. Man konnte kaum erkennen, was wozu gehörte. Jemand hatte es geschafft, den gesamten Körper in den Schrank zu stopfen. Aber er hatte es im wahrsten Sinne Stück für Stück gemacht.
    An den nach vorne gesunkenen Schultern des kopflosen Torsos waren nur noch Stümpfe, wo die Arme hätten sein sollen. Die Oberschenkel waren gegen den Bauch und den Brustkorb gedrückt. Nur die Oberschenkel. Weil die Beine unterhalb der Kniegelenke amputiert waren. Die Unter-Schenkel und die abgetrennten Arme lagen vor dem Torso – glatte Arme, aber die Beine waren behaart. Die Hände waren zu Klauen erstarrt. Die Fingerspitzen waren grau und verschrumpelt.
    Und dann war da noch der Kopf – lehmfarben, runzelig und ausgetrocknet, lag er auf den Gliedmaßen wie ein Totenkopf. Ein fast kahler Schädel über einem runden, aufgeschwemmten Gesicht. Leere Augenhöhlen. Die Augäpfel waren vermutlich nach hinten in den Schädel gesunken. Kein Bart oder Schnurrbart. Decker erkannte das Gesicht nicht.
    Er ging nach draußen und rief Marge. Sie sah sein Gesicht und wurde bleich. »O mein Gott …«
    »Nein, es ist weder das Kind noch Andromeda.«
    »Wer dann?«
    »Ich weiß es nicht, aber vielleicht kennst du ihn. Zieh Handschuhe an.«
    Sie begann zu schwitzen. »Schlimm?«
    Selbst wenn Decker ruhig genug gewesen wäre, um die Worte zu finden – er hätte es nicht beschreiben können. »Hier entlang.« Er führte sie durch das Wohnzimmer in die Küche. Sie begann zu schwanken.
    »Wird dir schlecht?«
    »Es ist nur der Gestank.« Marge atmete in ihre Hände.
    »Wird noch schlimmer. Hältst du durch?«
    »Wenn es schnell geht.«
    Decker half Marge, sich hinzuhocken. »Halt den Mund geschlossen und die Hand über der Nase.« Er öffnete den Schrank, aus dem sofort wieder die Fliegenwolke schoss.
    Marge stöhnte in ihre Hände. »O mein Gott!«
    »Ist das Nova?«
    Sie wandte den Blick ab. »Wahrscheinlich.«
    »Wahrscheinlich?«
    »Definitiv. Ja, er ist es. Bring mich hier raus!«

21
    Sergeant Deputy Kirt Johannsen war ein Mann, der nicht viele Worte machte. »Was können Sie mir über den Fall erzählen?«
    Decker begann mit seiner Geschichte, während Johannsen Kaugummi kaute. Sie standen draußen in der Dunkelheit, nur beleuchtet von dem fahlen Licht, das aus den staubigen Seitenfenstern des Hauses drang. Der Sergeant schien Anfang fünfzig zu sein – ein großer Mann mit dem Ansatz eines Bierbauchs. Rundes Gesicht, dicke Lippen, gesunde Gesichtsfarbe, hellblaue Augen, die fast durchsichtig wirkten, dünnes weißes Haar. Er trug die Khakiuniform eines Sheriffs und hielt einen breitkrempigen braunen Hut in der Hand. Nach einem einzigen Blick auf den zerstückelten Leichnam hatte er vorgeschlagen, nach draußen zu gehen.
    Decker war halbwegs durch mit seinem Bericht, als einer von Johannsens Männern näher kam. Ein sommersprossiger Junge mit offen stehendem Mund, der ihn dümmlich aussehen ließ.
    »Sir?«
    »Was ist?« Johannsen hatte aufmerksam zugehört und war irritiert über die Unterbrechung.
    Der Sommersprossige wurde rot. »Der kleine Bursche da drüben … der sich Pluto nennt und mehr brüllt als redet …«
    »Komm zur Sache, Stoner«, knurrte Johannsen.
    Stoner zuckte nervös zusammen. »Na ja, Sir, er sagt, wir können Benton nicht ins Gefängnis bringen, bevor sein Anwalt nicht hier ist.«
    Johannsen schnaubte. »Ich brauche keine Erlaubnis von irgendwem, um einen Mann zu verhaften, der Leichenteile in seinem Küchenschrank aufbewahrt. Nimm Benton mit, und sperr ihn in Zelle A.«
    »Was ist mit … Pluto?«
    Johannsen grinste fast. »Da Abner heut mal zufällig nicht seinen Rausch ausschläft, kannst du Pluto in Zelle B stecken.« Er wandte sich an Decker. »Was für eine Rolle spielt er bei dem

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