Deep Secrets - Berührung
Minuten später ist das fahle Licht im Innern des Wagens nicht so erdrückend wie das Schweigen. Wir haben kein Wort gesprochen, und es bringt mich schier um. Schuldgefühle nagen an mir, weil ich Chris so unerbittlich verurteilt habe. Er war ehrlich genug, mir zu sagen, dass er es nicht bereute, dass Mark die Aufnahme der Überwachungskamera gesehen hat. Und er war bestimmt ehrlich, als er sagte, er habe mich nicht benutzt, damit das Video zustande kommt.
Während ich aus dem Fenster starre, ohne irgendetwas zu sehen, kann ich Chris neben mir spüren, weit weg, aber nah genug, um ihn zu berühren. Meine Haut kribbelt vom Bewusstsein seiner Nähe. Im Geiste spiele ich noch einmal die Berührung seines Mundes auf den intimeren Teilen meines Körpers durch. Wie er mit seiner Hand meine Brust liebkost, das Spiel seiner Finger zwischen meinen Schenkeln.
Noch immer zieht sich das Schweigen in die Länge, und es wird offensichtlich, dass wir uns der Golden Gate Bridge nähern, einer elitären Wohngegend, wo Bäume, Grünpflanzen und Villen mit wahnsinnigen Preisschildern und Aussichten dominieren, nicht Straßenbahnen und Satellitenschüsseln. Unser Ziel ist das elitäre Viertel Cow Hollow, von dem ich gehört habe, in dem ich aber noch nie war, und wo Chris vor einem teuren, von einem Tor versperrten Besitz anhält und einen Code eintippt. Ist dies ebenfalls sein Haus? Ich betrachte sein Profil und öffne den Mund, um zu fragen, aber seine Haltung ist starr und unzugänglich, also klappe ich den Mund zu. Das Tor öffnet sich, und wir fahren einen langen Weg hinunter zu einem Anwesen, das sich meilenweit erstreckt.
»Wo sind wir hier?«, frage ich, als ein mit Stuck verziertes Haus in Sicht kommt, außerstande, meine Neugier noch länger zu bezähmen.
»Ein privater Club«, antwortet er, ohne mich anzusehen, während er über eine runde Auffahrt fährt und vor der Tür anhält.
Ein Mann in einem schwarzen Anzug und mit Ohrhörer öffnet meine Tür. Chris umrundet den 911er und wirft dem Mann seine Schlüssel zu.
»Schön, Sie zu sehen, Mr Merit«, bemerkt der Mann. »Es ist eine Weile her, dass Sie das letzte Mal hier waren.«
Chris scheint nicht übermäßig leutselig gestimmt zu sein. »Lassen Sie den Wagen vorn stehen. Es wird ein kurzer Besuch.« Chris bleibt neben mir stehen und streift mir meine Handtasche von der Schulter. »Lass sie im Wagen.« Er reicht sie dem Sicherheitsmann, und ich will Einwände erheben, komme aber aus dem Konzept, als der Mann mich mit einem gierigen Blick voller Missbilligung mustert. Ein Feixen legt sich auf seine Lippen, als wisse er etwas, was ich nicht weiß. Natürlich tut er das, und es ist beunruhigend.
»Und die Jacke«, fügt Chris hinzu und zieht mir bereits die Lederjacke von den Schultern.
Es kommt mir gar nicht mehr in den Sinn zu widersprechen, und ich erlaube ihm, sie demselben Mann zu geben, der meine Handtasche hat.
Chris umfasst meine Hand, und die Berührung verursacht ein Kribbeln. Ich spüre, wie er sich verkrampft, und glaube, er fühlt das Gleiche wie ich, aber er sieht mich nicht an. Innerlich zittere ich vor nervöser Erwartung.
Wir gehen ein Dutzend Stufen zu einer roten Doppeltür hinauf. Auf halbem Weg nach oben sagt Chris: »Du bist kein Mitglied, was bedeutet, dass du mit niemandem redest und an meiner Seite bleibst.« Er wirft mir einen harten Blick zu und sieht mich zum ersten Mal seit unserer Ankunft an. »Und ich meine, mit niemandem, Sara.«
»O…kay.« Himmel, wo sind wir?
Wir kommen an der letzten Stufe an, und die Tür wird geöffnet. Ein anderer Mann in einem schwarzen Anzug und mit Ohrhörer erscheint im Eingang, und Chris macht sich keine Mühe mit einer Begrüßung. »Privatzimmer.«
»Die Höhle des Löwen hat geöffnet.«
Höhle des Löwen? Das klingt nicht gut.
Chris nickt, wir treten ein, und ich nehme die hohen Decken in mich auf, die teuren Kunstwerke an den Wänden und eine gewundene Treppe, die mit einem orientalischen Teppich bedeckt ist. Ich verspüre Erleichterung. Dieses Haus ist elegant, ein Ort für die Elite, wie man es in dieser Gegend erwartet; es ist überhaupt nichts Beängstigendes daran.
Wir gehen durch einen langen Flur zu unserer Rechten, und als ich das Gefühl bekomme, in einem Hotel zu sein, regt sich wieder Unbehagen in mir.
Der edle Teppich erstreckt sich unter meinen Füßen, während wir an Tür um Tür vorbeigehen.
Chris bleibt vor einer Tür am Ende des Flurs stehen und tippt einen Code in ein
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