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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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gerechnet, jemals am Angelhaken zu hängen. Deer Lake war kein Ort der Intrigen. Seine Klienten waren im allgemeinen ganz gewöhnliche Leute, ihre Fälle nichts Besonderes. Er lebte ein stilles, anständiges Leben, nach den Maßstäben vieler Leute ein langweiliges. Da waren seine Kanzlei, seine Jagd, seine Angelei, seine Frau Vicki. Sie arbeitete nachts als Krankenschwester im Altersheim und nahm am Tage in Harris Unterricht, um Grundschullehrerin zu werden. Sie redeten davon, ein Baby zu adoptieren, hatten aber beschlossen zu warten, bis Vicki mit der Schule fertig war. Der Cuervo lief durch seine Kehle wie flüssiger Rauch. Kanten wurden weicher und verschwammen, als er sich in seinem Büro umsah. Eine männliche Männerhöhle nannte es Vicki. Der Ort, an dem er seine Jagdtrophäen aufhängen und seine Gewehre aufbewahren und einmal im Monat mit seinen Kumpeln Poker spielen durfte. Die Wände waren aus Wurzelkiefernholz, der Boden war mit einem glatten, harten Teppich in der Farbe von Schlamm bespannt. Sein Allerheiligstes. Hier hatten Klienten keinen Zutritt. Jeden Freitag ließ seine Sekretärin den Staubsauger vor der Tür stehen. Er benutzte ihn einmal im Monat.
    Das Gebäude, in dem seine bescheidene Kanzlei untergebracht war, stand am Rande des Parkplatzes eines Einkaufszentrums und war einmal eine Wäscherei und Reinigung gewesen. Die andere Hälfte hatte ein Zahnarzt gemietet, der ihm für die Vermittlung von Klienten, die sich bei Autounfällen oder Kneipenschlägereien ihre Zähne ruiniert hatten, Prozente zahlte. Das war die Art von Klienten, mit denen er am besten umgehen konnte – sie waren unkompliziert.
    Ich habe einen Fehler gemacht.
    »Vergiß es, Denny«, krächzte er und starrte auf den Zehnenderbock, der über seinem Gewehrschrank hing. »Du kannst sie nicht alle gewinnen.«
    Das hatte er Ellen North gesagt, als sie vorbeigekommen war, um nach Informationen zu fischen. » Ich war nicht aggressiv genug. Ich habe meinen Klienten im Stich gelassen. Er hat mich gefeuert. So was kommt vor. «
    Der Fall hätte ihm eine Menge Geld bringen, ihm einen Namen machen können, aber jetzt war er ihm durch die Lappen gegangen, und das war auch gut so. Er brauchte diesen Druck nicht, wollte die Geheimnisse nicht.
    Sie scheinen etwas zerstreut, Denny « , sagte Ellen.
    » Na ja, es war ein gro ß er Fall. Ich h ä tte das Gesch ä ft gebrauchen k ö nnen, das er mir gebracht h ä tte. Aber was soll ' s. Wozu zerbreche ich mir den Kopf? «
    » Wie mir scheint, waren Sie nicht mit dem Herzen dabei. «
    » Nein? Ja, also . . . Vicki gefiel die Vorstellung nicht, da ß ich Wright verteidige. «
    » Sie h ä lt ihn f ü r schuldig. «
    » Unzul ä ssige Frage. «
    » Ich ziehe sie zur ü ck « , sagte sie und nickte.
    » Wie dem auch sei, der Telefonterror wurde immer ekelhafter. «
    » Sie haben Anrufe gekriegt? «
    Er hob die Schultern. » Das Ü bliche: › Du Abschaum von Anwalt ‹ . Manche Leute halten ihn f ü r schuldig. Jetzt kann sich Costello den Kopf dar ü ber zerbrechen. Ich bin raus. «
    Sie schickte sich an zu gehen, drehte sich an der T ü r noch einmal um, mit nachdenklicher Miene. » Sie wissen, da ß ich nie verlangen w ü rde, da ß Sie Ihren Ehrenkodex verletzen, Denny. Aber ich vertraue darauf, da ß Sie das Richtige tun. Wenn Garrett Wright das Monster ist, f ü r das wir ihn halten, mu ß dem ein Ende gemacht werden. Seinem Komplizen mu ß Einhalt geboten werden. Wenn Sie etwas dazu tun k ö nnten, das wei ß ich, w ü rden Sie es tun. Sie w ü rden das Richtige tun. Nicht wahr, Denny? «
    Das Richtige tun.
    Ich habe einen Fehler gemacht.
    Er neigte die Flasche über sein Glas und goß sich den Rest des Cuervo ein.
    Josh setzte sich im Bett auf und sah auf das leuchtende Zifferblatt der Uhr auf seinem Nachttisch. Mitternacht. Seine Mutter hatte ihm ein Nachtlicht angelassen, obwohl er dazu viel zu erwachsen war. Er war jetzt alt auf eine Art, die Mom nie verstehen würde, auf eine Art, die er nie erklären konnte.
    Er kroch unter seiner Decke hervor und ging zum Fenster, durch das man den See sehen konnte. Im Mondlicht sah er aus wie eine weiße Wüste oder wie die Oberfläche eines weit entfernten Planeten. Die Hütten der Eisfischer, die sich am Ufer drängten, hätten ein Dorf fremder Lebensformen sein können.
    Er verließ sein Zimmer und ging den Gang hinunter, um nach seiner Mutter zu sehen. Die Tür zu ihrem Zimmer stand offen. Sie schlief in ihrem Bett; aber er wußte aus Erfahrung,

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