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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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Präsident reckte einen Arm in die Luft und ballte seine Hand zu einer Faust. Dann löste sich der Zeigefinger aus dieser Faust und zeigte – ohne dass sich George T. Gilles den Objektiven der Kameras entzog – auf das im Hintergrund lodernde Empire State Building.
    »Was unsere Väter und Großväter im Schweiße ihres Angesichts aufgebaut haben, werden wir, unsere Kinder und Kindeskinder, wieder aufbauen, falls ein kranker, ideologisch oder religiös verblendeter Geist es zerstört. Wir, die Vereinigten Staaten von Amerika, lassen uns nicht erpressen. Wir lassen uns unseren freien Willen und den Hunger auf Demokratie nicht nehmen.«
    Der Jubel am Time Square und in allen zuführenden Straßen rund um das Empire State Building brandete erneut auf und nahm an Dauer und Intensität zu, ohne dass der Präsident bereits verraten hatte, was eigentlich geschehen war und wie genau er selber in den Anschlag verstrickt war. Präsident George T. Gilles bekam die Reaktionen mit und wusste, dass er sich auf einem ganz schmalen Grad bewegte und die Situation kippen konnte, wenn er nicht die richtigen Worte für die Beschreibung seines Handelns im Situation Room des Weißen Hauses finden würde. In einer theatralischen Geste breitete er die Hände aus und blickte in den pechschwarzen und klaren Himmel, als erwarte er Absolution von einer höheren Macht.
    »Herr, ich habe heute eine fürchterliche Schuld auf mich geladen. Der Teufel persönlich hat durch die Hände der Terroristen nach mir gegriffen. Er hat mich gezwungen, Unheil von dieser Stadt zu wenden, in dem ich ein unschuldiges Leben auslösche und das Wahrzeichen unserer Stadt mit einem Telefonanruf in die Luft jage. Der Satan persönlich hat mich verleitet, diesen alten und unschuldigen Menschen zu töten, damit nicht anderorts noch größeres Unheil in dieser Stadt geschieht. Ich war vor die einsame Entscheidung gestellt, das Leben von Harold Tucker, dem alten Wärter auf dem Empire State Building, gegen das der ganzen Stadt einzutauschen. Seine letzten Worte, die er an mich richtete, waren: Mr President, bauen Sie es wieder auf !«
    Der Präsident ließ eine Kunstpause folgen, um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen. Die ganze Stadt schien in diesem Moment das Atmen zu vergessen.
    »Gott im Himmel, verzeih mir, ich habe gesündigt und möchte am Tag des Jüngsten Gerichts Rechenschaft für meine Tat ablegen. Ich habe es getan, weil ich diese Stadt und mein Volk nicht im Stich lassen wollte. Gott, ich flehe dich an: Stehe mir, dieser Stadt, und unserem geliebten Vaterland bei, damit nicht das Böse die Überhand gewinnt. Amen!«
    Als Präsident George T. Gilles die Arme senkte und die Hände wie zum Gebet faltete, waren seine Augen mit Tränen gefüllt. Es waren echte Tränen. Tränen der Trauer und der Wut. Er trat vor das Rednerpult und drehte sich in einer Bewegung, die etwas Soldatisches an sich hatte, auf dem Absatz zur Seite und schritt langsam und würdevoll auf die Flammen zu. Die ganze Welt sah durch die Augen der Fernsehkameras auf den Mann, der bereit war durch das Fegefeuer zu gehen, um seine Tat zu sühnen.
    Als Gilles auf die Knie sank und die albtraumhafte Kulisse, die an ein düsteres Gemälde von Hieronymus Bosch erinnerte, anstarrte, explodierte in der Stille ein ohrenbetäubender Jubel. Die ganze Stadt war plötzlich auf den Beinen und die Straßen waren schwarz von Menschenmassen. Das Volk hatte seinem Präsidenten verziehen.
    Und noch viel mehr: Es hatte ihm geglaubt und schaute zu ihm auf. Die Bürger akzeptierten ihren neuen Führer und schrien nach Rache. Den anschließenden Weg zur Präsidentensuite im Waldorf Astoria legte der neue Inhaber des mächtigsten Amtes der Welt zu Fuß zurück. Eingefangen in einem wogenden Meer aus Lichtern und Flaggen wurde dies der größte Triumphmarsch, den jemals ein amerikanischer Präsident zu Lebzeiten genießen durfte. Spätestens in diesem Moment war das Charisma von John F. Kennedy und Barack Obama auf George T. Gilles übergegangen.

    Von seinem Fenster im 40. Stockwerk hätte Steve Miller die nächtliche Parade sehen können. Aber er hatte die Vorhänge zugezogen und sich auf dem Bett ausgestreckt, da ihm nicht nach weiteren patriotischen Bildern zumute war. Es war offensichtlich, dass der Feind aus dieser Niederlage gestärkt hervorgegangen war. Aber schon bald würde sich das Blatt wenden und dieser Clown von Präsident würde sich wünschen, niemals geboren worden zu sein. In wenigen Wochen,

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