Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
zu spüren.
»Sollten wir aus diesem Schlamassel heil rauskommen, machen uns die MIGs mit ihren Luft-Boden-Raketen fertig. Ich hätte auf meine Mutter hören und bei einer anständigen Firma anheuern sollen.«
»Lass uns darüber reden, wenn es soweit ist. Vor uns liegen noch sieben Hangars. Die haben die Lockheed hier versteckt, ich spüre das am Kribbeln meines kleinen Zehs.«
»Ist wahrscheinlich nur Fußpilz. Und bei unserem Glück ist es der letzte Hangar. Du weißt doch, Murphys Gesetz!«
»Was schief gehen kann, wird schiefgehen!«, schrien die beiden Männer auf Stichwort.
Es war ihr Schlachtruf, ihre gemeinsame und zynische Durchhalteparole, sobald es eng wurde. Und mit einem Mal war es so eng, dass das berühmte Kamel ratlos vor dem Nadelöhr stand. Sie waren in eine Sackgasse geflogen. Links befand sich ein Hangar mit einer alten und scheinbar defekten MIG, rechts stand ein Hubschrauber, und vor ihnen blockierte ein Tankwagen den Weg. Allerdings peitschten jetzt auch keine Schüsse mehr durch die Luft. Das Problem war, dass Spacy und Hunter nicht höher steigen konnten, da sie ansonsten ihre Deckung verlieren würden. Ratlos schwebten sie auf der Stelle, knapp einen Meter über dem Boden. Die Situation war völlig verfahren. Die Figuren auf dem Spielbrett hatten sich gegenseitig ins Schach gestellt.
»Wir haben noch Saft für zwanzig Minuten. Dann plumpsen wir runter wie ein nasser Sack«, stellte Hunter fest.
»Hm, die werden nicht auf uns schießen, da hier ansonsten alles in die Luft fliegt. Wir können nicht vorwärts, rückwärts oder zur Seite. Die Frage ist nur, was wir in der verbleibenden Zeit machen«, dachte Spacy laut nach und winkte den Soldaten mit ihren Maschinengewehren im Anschlag freundlich zu.
Keiner der Soldaten reagierte darauf. Bewegungslos verharrten sie in ihren Positionen und glotzen wie Außerirdische durch ihre Schutzmasken, die sie wegen dem dichten Qualm, der nach wie vor aus Flying Fish drang, angelegt hatten.
»Noch haben die keinerlei Ahnung, wer wir sind. Nichts deutet darauf hin, dass wir ein amerikanisches Unternehmen sind. Dein Vorschlag, die NUSA Markierungen zu entfernen, war goldrichtig. Fragt sich nur, ob wir unter Folter unserer Identität geheim halten können. Ich für meinen Teil stehe nicht besonders auf Schmerzen.«
»Ich auch nicht, zumal ich meine Aspirin vergessen habe«, pflichtete Spacy bei. Seine kleinen grauen Zellen arbeiteten fieberhaft. »Es muss eine Lösung geben. Wir können hier nicht einfach so Libelle spielen und auf unser Ende warten.«
»Na, dann streng dich mal an. Momentan sehe ich unsere Chance, hier lebend rauszukommen, bei eins zu einer Million.«
»Das klingt doch vielversprechend.«
Immer mehr Soldaten rückten auf das Gelände vor. Unermüdlich redete der Tower über Funk auf die beiden Männer ein und zwang sie in drei unterschiedlichen Sprachen zur Aufgabe. Die nächtliche Szene wirkte unwirklich und gespenstisch. Das kalte Licht, welches aus den Neonröhren der Hangars auf das Vorfeld fiel, unterstrich die leblose Blässe des Nebels, der aus den Austrittschlitzen entwich und sich in konzentrischen Wirbeln zwischen dem verstopften Fuhrpark zerstäubte. Mit einem Mal kam Spacy eine Idee.
»Heißt es nicht immer, Angriff sei die beste Verteidigung? Drehen wir doch einfach den Spieß um und zwingen die Jungs zum Abzug. Der Tankwagen vor uns ist unsere Chance.«
»Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Ich möchte nicht als Märtyrer in die Ewigen Jagdgründe eingehen«, entgegnete Hunter und sah Spacy an, als sei dieser soeben aus einer Irrenanstalt entflohen.
»Die Sache ist ganz einfach. Die drohen uns, wir drohen denen. Wie weit können wir den Unterwassergreifarm ausfahren? Sechs Meter?«
»Sechseinhalb Meter, um genau zu sein«, sagte Hunter. Seine Miene hellte sich unmerklich auf, da er das entschlossene und wahnsinnige Funkeln in Spacy Augen sah.
»Fahr ihn aus und bohr die Hülle des Tanklasters an. Mal schauen, wer die besseren Nerven hat. Die Revolutionären Streitkräfte oder wir.«
»Verstehe.«
Hunter ließ sich nicht zweimal bitten und betätigte die entsprechenden Touchpads auf seinem Bildschirm. Dann umklammerte er mit seiner Hand einen Joystick. Er verfolgte gebannt, wie das Periskop über mehrere Kugelgelenke ausschwenkte und sich auf die Außenhülle des alten Tankwagens zubewegte. Der kleine aber leistungsstarke Bohrer, der sich an der Spitze des Arms befand, sollte unter normalen Umständen dazu
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