Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Bingo in einem schmucklosen Keller vorzustellen«, sagte General Grant und gestattete sich ein Schmunzeln.
»So mies ist der Bunker nun auch wieder nicht. Ich war mal dort. Die Getränkeauswahl kann sich wirklich sehen lassen. Nicht wie in einem Luxushotel, aber immerhin«, lachte der Admiral.
»Lassen wir das«, sagte Grant. »Was diesen Punkt anbelangt, ist alles in bester Ordnung. Wir werden die ehemaligen Präsidenten morgen aus ihren unfreiwilligen Verstecken in die Freiheit entlassen. Sobald dieser Tag vorbei und das Ultimatum verstrichen ist.«
»Ich wäre mir nicht so sicher, was das Ultimatum anbelangt. Auch wenn die HAMAS nicht an die Präsidenten rankommt, die Terroristen werden sich irgendetwas Teuflisches ausgedacht haben. Ich jedenfalls rechne mit einer bösen Überraschung am heutigen Tag.«
»Wir sind alle gewarnt, Mark. Beten wir zu Gott, dass wir die Lage im Griff behalten«, sagte der Sicherheitsberater und sah dabei den Operationsleiter der NUSA fest in die Augen. Irgendeine innere Stimme sagte ihm, Mark Spacy könne noch eine entscheidende Rolle im weiteren Verlauf des Dramas spielen.
»Wir sehen uns nachher im Weißen Haus«, verabschiedete sich Adamski und klopfte auf den Schreibtisch.
»Und nochmals vielen Dank, dass Sie uns eingeweiht haben. Früher oder später werden wir diese Leute fassen. Und falls Sie gerade die Schlüssel für unsere U-2 zur Hand haben, würde ich diese gerne mitnehmen«, sagte Spacy und grinste frech.
»Alles zu seiner Zeit«, antwortete Grant und geleitete seine Besucher zur Tür hinaus. »Sie bekommen Ihre Maschine noch früh genug.«
KAPITEL 42
20.03., 13.00 Uhr
Kuba, Havanna
D ie in ihrem Zenit stehende Sonne brannte wie ein greller Xenonscheinwerfer in einem Filmstudio auf die morbide Kulisse des Necropolis Cristòbal Colòn, des prunkvollen Zentralfriedhofs von Kubas Hauptstadt Havanna. Für eine Handvoll Dollars konnte jeder Tourist, der seines faulenzenden Strandprogramms überdrüssig war, die letzten Ruhestätten spanischer Kolonialherren oder kubanischer Freiheitskämpfer, die sich neben Gräbern von Dichtern, Denkern, Forschern und Grafen befanden, bewundern. Dicht an dicht schoben sich Urlauber wie Einheimische durch die weitverzweigten Wege und Avenidas, auf denen sogar alte amerikanische Cadillacs und Chevrolets als Taxen hin und her fuhren. Seit mehr als zweihundert Jahren, genauer gesagt seit 1871, lagerten hier die Gebeine derer, für die es keinen Platz mehr gegeben hatte in den damals überfüllten Katakomben der Kirchen.
Steve Miller ging in der Menge unter, die ohne jegliches Gefühl für Pietät vor den Gräbern lachend in die Fotokameras grinste. Er trug eine helle Baumwollhose und ein kurzärmeliges fliederfarbenes Poloshirt, dazu cremefarbene Leinenschuhe und eine Schirmmütze mit dem Aufdruck der Insel. Durch seine Ray Ban Sonnenbrille betrachtete er, wie sich die Menschenmassen ohne tiefgehendes Interesse an der im neogotischen, neobarocken und im Art Deco Stil gehaltenen Anlage ihre Zeit vertrieben. Für die meisten Touristen war der Friedhof nicht mehr als ein Ort, der mit seiner Mischung aus makabren und pittoresken Motiven eine kurzweilige Ablenkung vom Strandalltag und dem ewigen All-Inklusive-Rhythmus der Hotelanlagen bot. Zwar konnte er den abergläubischen und meist einheimischen Pilgern, die der wundertätigen Amelia Goyri de Hoz an ihrem Grab in ehrfurchtsvollen Gesten huldigten, ebenfalls nichts abgewinnen; jedoch erschien ihm dies würdevoller und spiritueller als das lärmende Umherstreunen der meist leicht bekleideten europäischen Touristen.
Miller sah auf die Zeiger der großen Uhr an der Capilla Central, einer kleinen Kapelle inmitten der Anlage. Der Treffpunkt, den er telefonisch ausgemacht hatte, lag nur wenige Schritte von hier entfernt. Er blickte über den katholischen Friedhof, auf dem auch protestantische, afro-kubanische sowie chinesische und japanische Grabstätten mit ihren prunkvollen Verzierungen für Aufmerksamkeit sorgten und entdeckte seinen Kontaktmann unterhalb eines großen Obelisken, der zu Ehren von General Maximo Gomez, einem Widersacher gegen die spanischen Besatzer, errichtet worden war. Ohne Eile schritt er zu dem Gedenkstein, während der Kies unter seinen Schuhen knirschte.
»Hassan, mein alter Gefährte. Ich freue mich, dich zu sehen«, sagte Miller.
»Hannibal, mein Herz hüpft vor Freude. Lass dich umarmen!«, antwortet der Mann, welcher Miller um eine Kopflänge überragte und die
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