Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
freue.«
»Kohl soll immerhin das Risiko senken, an Dickdarmkrebs zu erkranken.«
»Darüber mache ich mir im Moment wirklich die geringsten Sorgen«, versetzte Hassan, während er sein Gesicht vorsichtshalber mit einem kälteschützenden Spezialgel einrieb.
»Sondern?«
»Mich beunruhigt diese Maschine. Ich habe keine Bedenken, was die fliegerischen Fähigkeiten von Hyacinth anbelangen. Sie ist die Suchoi 27 geflogen, und das sollte als Referenz genügen. Aber dieser alte Vogel hier … ich weiß nicht so recht. Vielleicht hätten wir die ganze Operation doch von Land aus durchführen sollen.«
»Sei unbesorgt, das Flugzeug wird seinem Land einen letzten Bärendienst erweisen. Nur so haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Wir werden es schaffen«, strahlte Miller ungebrochene Zuversicht aus. Er verdrängte die aufsteigenden Zweifel, als er am Bug des Schiffes die Trennlinie zwischen Wasser und Himmel auf- und absteigen sah.
»Die Dünung nimmt zu. Sie sollten schleunigst hier verschwinden, falls Sie nicht in eine Welle krachen wollen«, mahnte Nam Chol Pak, der nordkoreanische Sicherheitsoffizier, mit besorgter Miene zur Eile und deutete zum Ende der Abschussschiene hin.
»An Ihrer Stelle würde ich mir mehr Gedanken darüber machen, ob Ihre Leute den Druck für den Dampfschlitten auch richtig errechnet haben. Falls Ihre seltsame Konstruktion dem Gewicht der Startbelastung nicht standhält, verwandeln wir die gesamte Gegend hier in ein atlantisches Hiroshima«, entgegnete Hassan verächtlich.
»Sie werden doch nicht …?«, stammelte Pak.
»Was? Eine Atomwaffe an Bord haben?« Hassans Mark durchdringendes Lachen schien geradezu aus einer Gruft zu kommen.
»Hoffentlich haben Ihre Leute nicht einen einzigen Bolzen falsch gesetzt. Und jetzt verschwinden Sie aus unseren Augen. Wir haben hier Wichtiges zu erledigen«, schrie Miller den Mann an, dessen leichenblasses Gesicht eine fürchterliche Panik verriet.
»Die Rampe ist mehrfach von mir persönlich inspiziert worden. Der Druck des Dampfkatapults ist exakt auf das Gewicht des Flugzeugs eingestellt. Sobald die Triebwerke auf maximalem Schub laufen und die Pilotin das Zeichen gibt, lösen wir die Haltestange und der Schlitten schießt nach vorne. Sie werden genug Auftrieb haben. Der Start wird klappen, wenn die Pilotin den richtigen Moment abwartet. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!«, leierte Pak seine letzten Worte runter. Dann verschwand er in devoter Haltung rückwärts aus dem Blickfeld der beiden Männer.
»Verdammter Kriecher«, murmelte Hassan.
»Atombombe? Bei dem Wort hat er sich fast in die Hosen gemacht«, lächelte Miller. »Deine Art für Humor überrascht mich immer wieder.«
Die Männer gaben Hyacinth ein Zeichen und kletterten in ihre Transportboxen. Sie verkabelten sich mit der Sprechfunkanlage und hörten sich gegenseitig in der Leitung. Mit einem surrenden Geräusch schlossen sich schließlich die Behältnisse.
»Überprüfen wir noch einmal die GPS-Zielkoordinaten«, forderte die Pilotin zum letzten Check vor dem Start. Auf allen Displays tauchten nun die gleichen Zahlen und Buchstaben auf:
28°36’30.36‘‘N
80°36’14.96‘‘W
Kennedy Space Center.
Start Komplex 39A
Miller lag auf dem Rücken im Inneren der U-2. Er hörte den Funk aus dem Cockpit mit. Dann schloss er die Augen. Ein gewaltiger Ruck erfasste die Maschine. Es ging los.
KAPITEL 60
24.04., 16.59 Uhr
Atlanta, Georgia State University
P räsident Gilles stand im größten Hörsaal der Georgia State University, der bis auf den letzten Sitzplatz mit Studenten gefüllt war, und war kurz vor der Beendigung seiner Rede, welche hauptsächlich die von ihm eingeleiteten Reformen in der Bildungspolitik zum Inhalt hatte. Er hatte sein Publikum bestens im Griff, zumal er seine flammende Rede mit vielen Zitaten schmückte, die er berühmten Persönlichkeiten der Stadt, wie zum Beispiel dem Bürgerrechtler Martin Luther King, der Vom Winde verweht Autorin Margaret Mitchell oder der Oscar-Preisträgerin Julia Roberts entnommen hatte. Unter dem Applaus der Menge schloss er schließlich seine fast aus dem Stegreif gehaltene Rede mit einem Zitat von DeForest Kelley, dem allseits beliebten Darsteller des Dr. McCoy aus der beliebten Serie Star Trek .
In den letzten zwei Tagen war Gilles im gesamten Bundesstaat Georgia unterwegs gewesen, um sich mit Vertretern der großen Wirtschaftsunternehmen zu treffen, die sich aufgrund niedriger Steuersätze hauptsächlich in
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