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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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ovalen Anhängern mit dem Aufdruck Caleidoscope Enterprises untergebracht war, im Schneckentempo über die Fifth Avenue. Zwei der schweren Lastkraftwagen bogen in die 33. Straße ab, ein LKW hielt in der Fifth Avenue und schaltete die Warnblinkanlage ein, ein weiterer bog auf die 34. Straße ab. Die Kabinen der Trucks waren mit abgetönten Scheiben eingefasst, sodass Tucker die Fahrer nicht sehen konnte. Als die Straße frei wurde, überquerte er diese in Richtung Haupteingang zum Empire State Building. Er passierte die Sicherheitskontrolle des Gebäudes, wurde von allen Bediensteten freundlich vorbeigelassen, bestieg einen der Aufzüge zur oberen Ebene, wechselte in den Aufzug zur Aussichtsplattform, verschwand kurz in den Waschräumen für die Angestellten, um sich die Hände zu reinigen, und ging dann hinaus an die frische Luft, wo die Touristen wie immer ihre Fotos machten. Nichts deutete darauf hin, dass an seinem letzten Arbeitstag etwas anderes passieren würde als in den Jahren zuvor. Nichts bis auf die Tatsache, dass der indische Ministerpräsident ihn plötzlich begrüßte.
    »Mr Singh, das ist aber eine Überraschung, Sie noch einmal hier zu sehen, an meinem letzten Arbeitstag«, freute sich Harold Tucker über den Besucher, mit dem er vor einigen Wochen ein paar nette Stunden plaudernd verbracht hatte.
    »Mr Tucker«, begann Steve Miller. »Ich war zufällig noch einmal beruflich in der Stadt und habe mich an das Datum erinnert, an dem für Sie hier oben die Uhr abläuft. Entschuldigen Sie, sagt man das so? Und verzeihen Sie bitte, dass ich noch keine Postkarte geschickt habe.«
    »Das sagt man nicht ganz so, aber wer aus Indien hierher kommt, dem sei einiges verziehen«, lächelte der alte Mann milde.
    Steve Miller bewegte sich auf die Sicherheitsabsperrung zu und blickte unauffällig nach unten auf die Straße. Sein Blickfeld war eingeschränkt, aber das Wenige, was er erkennen konnte, ließ ihn zufrieden zu Tucker zurückkehren.
    »Und?«, wollte Miller wissen. »Was treiben Sie heute noch? Ich nehme doch an, dass die Kollegen etwas für Ihren Abschied vorbereitet haben. Eine kleine Feier oder so etwas in der Richtung? Bestimmt hat irgendwer einen Kuchen gebacken.«
    Tucker blickte etwas verlegen zu Boden und nickte dann leicht mit dem Kopf. »Ja, mir wurde etwas angedeutet. Ist mir aber eigentlich gar nicht so Recht. Ich habe es nicht so gerne, wenn man meinetwegen solch einen Aufwand macht.«
    Miller tat so, als interessierten ihn Tuckers Worte. Da ihm aber die Zeit davonzurennen drohte, entschied er sich bereits jetzt zu einem riskanten Vorschlag.
    »Darf ich Sie etwas Persönliches fragen, Harold?«
    »Nur zu, fragen Sie, Mr Singh. Fragen kostet nichts.«
    »Was ist das Wichtigste in Ihrem Leben, was bedeutet Ihnen am allermeisten? Und ich meine jetzt nicht so etwas wie die Gesundheit oder den Weltfrieden. Nein, was ich meine ist das, woran Ihr Herz ganz besonders hängt. Etwas wirklich ganz Persönliches.«
    Harold Tucker schien sich schwer mit der Frage zu tun. Es kam ihm etwas abwegig vor, ein Gebäude, etwas Dingliches, als Lebensmittelpunkt zu benennen.
    »Wenn Sie so wie ich hier geboren und aufgewachsen sind; wenn Sie Ihre ganze Kindheit, Ihre Jugend, Ihre Arbeit, … wenn Sie einfach alles im Schatten dieses Gebäudes oder in diesem Gebäude selber erlebt haben, dann wächst einem so etwas wirklich ans Herz. Für mich ist das Empire State Building immer mein Zuhause gewesen. Es war fast so etwas …«, er geriet ins Stocken, »wie eine Geliebte für mich. Für Sie mag das verrückt klingen, aber es wird mir schwer fallen, mich von diesem Turm zu verabschieden. Ich wünschte, die Verwaltung hätte mir nur eine letzte Gelegenheit gegeben, etwas länger hier zu bleiben. Ich weiß, dass ich ein alter Mann bin und dass auch die Jüngeren mal ran müssen. Aber in mir stirbt etwas, und es tut sehr, sehr weh.«
    Miller tat so, als ob er scharf nachdachte und nach einem Ausweg suchte, um den traurigen Abschied von Herold Tucker zu verhindern. In Wirklichkeit hatte er schon seine Lösung parat. Miller hatte alles ganz genau durchdacht und nichts dem Zufall überlassen. Er hatte sich die Geheimnisse des alten Mannes zu Nutze gemacht, und das Gebäude mit seinen verborgenen Gängen, Schächten und unterirdischen Gewölben in den letzten Wochen inspiziert. Tuckers Name sollte für ewig mit dem Empire State Building verbunden bleiben. Wenn es nach Miller ging, konnte die Show beginnen. Was fehlte, war

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