Dein Blick in meiner Morgenroete
Kleider von meinem Leib geschält hatte, folgte ich ihm. Er war bis zu dem kleinen Wasserfall geschwommen, der sich in den Teich ergoss. Ich watete in das Wasser. Es war kühl, doch nicht zu kalt. Plötzlich verschwand Cole unter der Wasseroberfläche und ich wartete, dass er wieder auftauchte, doch er tat es nicht. Panik stieg in mir auf, als ich registrierte, dass er unmöglich so lange ohne Atem bleiben konnte.
› Cole!‹, rief ich ihn über unsere Verbindung.
Ich hörte ihn in meinem Kopf lachen und Erleichterung mischte sich mit Wut.
› Cole!‹, sagte ich aufgebracht. ›Das ist nicht witzig! Ich hab gedacht, du wärst …‹
› Faith‹, unterbrach er mich lachend. ›Das ist ein Traum. Wie soll ich sterben, wenn ich doch sicher im Bett in der Medizinstation liege?‹
› Oh!‹, machte ich wütend. ›Es ist trotzdem nicht witzig! Wo bist du? Verdammt noch mal, Cole!‹
› Hinter dem Wasserfall‹, antwortete er. ›Du musst nur drunter hindurchtauchen. Komm!‹
Ich war bereits bis zur Brust im Wasser und starrte auf den Wasserfall. Es war unmöglich, durch den Vorhang aus Wasser hindurchzusehen. War Cole wirklich dahinter? Ich war nicht unbedingt gut im Tauchen und ich hatte keine Ahnung, ob ich es schaffen würde, unter dem Wasserfall hindurchzutauchen.
› Komm schon, Kerima!‹, rief Cole. Ich fasste mir ein Herz und schwamm zum Wasserfall herüber.
› Ich weiß nicht, ob ich das kann, Cole‹, sagte ich unsicher.
› Natürlich kannst du es, Faith. Komm schon! Dir kann nichts passieren. Komm zu mir, Kerima!‹
Ich hasste es, ein Feigling zu sein, doch der Gedanke, unter dem Wasserfall hindurchzutauchen, ließ mir trotz des kühlen Wassers den Schweiß auf der Stirn ausbrechen. Ich schimpfte mit mir selbst, was für ein elender Feigling ich war, dann holte ich entschlossen tief Luft und tauchte ab. Ich machte ein paar Schwimmbewegungen in die Richtung, in der ich Cole vermutete, und hoffte, dass ich nicht inmitten des Wasserfalls auftauchen würde. Plötzlich zogen zwei starke Hände an meinen Armen und ich tauchte prustend aus dem Wasser auf, um in Coles lachendes Gesicht zu sehen.
»Da bist du ja«, sagte er. »So schlimm war es doch gar nicht, oder?«
Ich hatte beinahe eine Herzattacke erlitten, als er so plötzlich nach mir gegriffen hatte, und ich war gerade dabei, ihm zu sagen, was ich von seiner dämlichen Idee mit dem Wasserfall hielt, als ich mir meiner Umgebung bewusst wurde und es mir die Sprache verschlug. Wir befanden uns in einer Höhle, die von türkisfarbenen Kristallen sanft erleuchtet wurde. Überall glitzerten zudem kleine silberne Punkte wie Sterne. Es war atemberaubend. Mir blieb vor Staunen der Mund offen stehen und Cole legte sanft einen Finger unter mein Kinn und schloss meinen Mund. Ich schaute ihn an.
»Gefällt es dir?«, flüsterte er.
Ich nickte, noch immer sprachlos.
»Komm«, sagte er und nahm meine Hand.
Er führte mich vorsichtig über den mit Kristallen versehenen Boden. Es gab einen schmalen, gewundenen Trampelpfad, der frei von Kristallen war. Wir gelangten an einen weiteren kleinen Teich in einer Grotte. Das Ufer des grünlich schimmernden Wassers war von einem breiten, schwarzen Sandstreifen gesäumt. Er war weich unter meinen Füßen und warm.
»Wow, das … das ist … wow«, stammelte ich überwältigt.
Cole drehte mich zu sich um und legte eine Hand an meine Taille, die andere um meinen Hinterkopf. Wir sahen uns in die Augen und er senkte den Kopf, um mich zu küssen. Mein Herz pochte wild, als wir uns langsam im warmen Sand niederließen und Cole sich über mich legte. Er löste seine Lippen von meinen und sah auf mich hinab.
»Ich wünschte, du wärst nicht die Auserwählte«, sagte er rau.
»Wieso?«, fragte ich leise.
»Weil es dich ständig in Gefahr bringt und ich habe schreckliche Angst davor, dich zu verlieren. Jedes Mal, wenn du entführt wirst, stirbt ein Teil von mir. Ich liebe dich so sehr, Faith. Ich will dich immer sicher wissen. Ich will, dass du niemals Schmerzen erleiden musst. Und doch muss ich damit leben, dass du nie sicher sein wirst und dass du verletzt wirst und …« Er brach ab und schloss die Augen. Ich konnte die Gefühle, die in seinem Inneren tobten an seinem Gesicht ablesen. Langsam hob ich eine Hand und legte sie an seine Wange.
»Ich brauche dich in meinem Leben, Cole«, sagte ich mit zittriger Stimme. »Ich will nicht darüber nachdenken, was dir oder mir passieren könnte. Lass uns heute Nacht nicht
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