Dein Blick in meiner Morgenroete
hier allein lassen, ohne dass du dich wegbewegst oder entführen lässt? Bis zum Getränkeausschank sind es ja nur ein paar Meter.«
»Ich denke, ich bin hier sicher genug. Ich kann weit und breit nichts Beunruhigendes sehen. Keine Seeker. Nur einen Haufen Idioten mit Plastikmessern im Rücken.« Ich grinste ihn an. Falls er meinen lahmen Scherz verstand, konnte ich es jedenfalls aufgrund der Wolfsmaske nicht sehen. Er machte sich auf zum Getränkeausschank. Ich sah, dass Cherryl hinter dem Tresen stand mit einer Cheerleaderin und einem Jungen aus dem Football-Team. Cherryl war als Hexe verkleidet und hatte einen spitzen Hut auf ihren blonden Locken sitzen. Ich ließ meinen Blick weiter wandern und bemerkte einen Jungen, der mit dem Rücken zu mir stand. Er hatte rote Haare und die Größe und Statur stimmten auch. Darren! Er musste es sein. Die zierliche Person neben ihm, um die er seinen Arm gelegt hatte, musste Julia sein. Sie trug eine dunkle Perücke. Ich verfluchte den Umstand, dass ich Cole versprochen hatte, mich hier nicht wegzurühren. Ich wollte mich vergewissern ob sie es wirklich waren, doch sie waren zu weit weg, als dass ich sie rufen konnte.
»Verdammter Mist«, murmelte ich frustriert. Hoffentlich verschwanden die beiden nicht, ehe Cole mit den Getränken kam. Erleichtert registrierte ich, dass mein Gefährte gerade an der Reihe war.
›Beeil dich‹, sagte ich über unsere telepathische Verbindung. ›Sie sind hier!‹
›Wer?‹, wollte Cole wissen und wandte sich zu mir um. Er schien besorgt und mir wurde bewusst, dass er wahrscheinlich an Seeker dachte.
›Julia und Darren‹, erklärte ich und ich konnte die Erleichterung auf seinem Gesicht sehen.
›Warte. Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin gleich bei dir.‹
Ich nickte und er wandte sich wieder dem Tresen zu, um die Getränke zu bezahlen. Dann kam er zurück und drückte mir meine Cola in die Hand.
»Wo?«, fragte er und folgte meinem Blick.
»Tatsache«, sagte Cole erstaunt, als hätte er nicht geglaubt, dass sie wirklich hier waren.
»Du kannst mir schon glauben, wenn ich dir was sage«, zischte ich leicht genervt.
»Was machen wir? Gehen wir zu ihnen rüber?«
»Was für eine Frage? Natürlich gehen wir«, sagte ich. »Ich platze vor Neugier. Auf jeden Fall ist jetzt offensichtlich, dass sie ein Paar sind, so wie er sie im Arm hält.«
Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge.
»Hey ihr!«, sprach ich Darren und Julia von hinten an und sie drehten sich zu uns um. Julias Gesicht erhellte sich vor Freude, als sie mich erkannte. Darrens Miene konnte ich nicht sehen, da er eine Guy Fawkes Maske trug.
»Faith! Und ist das … Cole?«
Cole nickte und lüftete seine Wolfsmaske.
»Hi«, grüßte er. »Gut, euch zu sehen. Wir haben uns Sorgen gemacht. Alles in Ordnung mit euch beiden?«
Darren zog Julia dichter an seine Seite und sie legte ihm eine Hand auf die Brust.
»Ja, uns geht es wunderbar. Ich bin so froh, euch zu sehen. Wir haben uns auch Sorgen um euch gemacht. Nicht wahr, Darren?«
Darren nickte nur und rieb mit seiner Hand sanft an Julias Arm auf und ab. Ich unterdrückte ein Lächeln. Was Liebe alles bei einem Menschen bewegen konnte. Obwohl, Darren war ja kein Mensch. Er war ein Ignis. Doch offenbar machte die Liebe da keinen Unterschied.
»Wir denken, dass ihr wahrscheinlich noch immer in Gefahr seid und dass die Chance groß ist, dass heute Nacht etwas passieren wird«, sagte Julia mit gedämpfter Stimme, die ich über die Musik hinweg kaum verstehen konnte. »Die Umbra weiß jetzt, dass Darren dich hat laufen lassen. Wir sind hier, um euch zu unterstützen, falls sie hier heute Abend etwas versuchen sollten. Ich habe zwar keine Ahnung, wie die das hier anstellen wollen, doch wir können wohl davon ausgehen, dass sie die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen, nur weil Darren nicht mehr mitspielt.«
»Da hast du wohl leider Recht«, stimmte ich zu. »Wir sind derselben Meinung. Bisher habe ich aber noch nichts Verdächtiges gesehen.«
»Wir sollten versuchen, den Eindruck zu machen, als wären wir vollkommen ahnungslos«, meinte Darren. »Ihr Mädchen könntet tanzen gehen und Cole und ich halten ein Auge auf euch. Amüsiert euch. Wir passen auf, dass nichts passiert.«
»Gute Idee. Ich stimme Darrens Vorschlag zu«, meinte Cole zu meiner Verwunderung. Ich sah Julia an und sie nickte heftig.
»Ja, los«, sagte sie aufgeregt. Ihre türkisfarbenen Augen leuchteten vor Begeisterung. »Lass uns tanzen
Weitere Kostenlose Bücher