Dein Blick in meiner Morgenroete
den Verstand verloren, doch dann grinste sie.
»Warum … eigentlich … nicht?« Sie schlang ihre Arme um den Hals ihres dämonischen Gefährten. »Das ist ziemlich drastisch, doch gut! So machen wir es. Wir entführen sie und verschleppen sie in deine Welt.«
Tordjann schüttelte den Kopf.
»Nein, nicht in meine Welt. Cole und Faith sind nicht dumm, Baby. Sie würden uns nie dahin folgen. Besser wir verstecken sie hier irgendwo. Wir brauchen ein leer stehendes Haus oder so. Wo wir Cole und die Auserwählte in die Falle locken können.«
»Wenn wir sie hier verstecken, dann brauchen wir ein Auto«, überlegte Narjana. »Ich denke, ich weiß, wohin wir sie bringen. Es gibt Ferienhäuser nicht allzu weit von hier, einsam gelegen inmitten von Wäldern und Seen. Die Hütten sind zu dieser Jahreszeit bestimmt leer. Wir müssen uns nur noch ein Auto besorgen.«
»Auto?«
»Diese Transportfahrzeuge«, erklärte Narjana und zeigte auf einen parkenden Jeep. »So etwas!«
»Weißt du, wie man die benutzt?«
Narjana lachte.
»Klar. Ich krieg das schon hin. Wir müssen eines kurzschließen. Aber erst einmal müssen wir eines finden, ohne gleich beim Diebstahl gesehen zu werden. Komm! Hier lang!«
Narjana bog in einen Fußweg ein, der zwei Straßen miteinander verband. Tordjann folgte ihr durch die Straßen, bis sie in eine Gegend kamen, die spärlich beleuchtet und weniger dicht bebaut war. Narjanas Blick fiel auf einen Pick-up. Ein Grinsen erhellte ihr Gesicht.
»So einen wollte ich schon immer mal fahren«, sagte sie und trat näher an den Wagen heran. Die Scheibe der Beifahrertür war nicht ganz geschlossen.
»Ha! Wunderbar. Die Leute hier scheinen sich um Diebe keine großen Gedanken zu machen. Ihr Pech. Das haben wir im Handumdrehen.«
Wenig später parkte Narjana den Pick-up unter einem Baum in der Nähe von Cherryls Haus. Die Straße war menschenleer und die Fenster alle dunkel. Alles schien zu schlafen.
»Menschen sind wirklich furchtbar arglos«, sagte Narjana. »Besonders die Leute in so kleinen Städten wie dieser hier. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass ihnen hier etwas Böses widerfahren könnte.«
Tordjann grinste finster.
»Ich wünschte, wir könnten noch ein wenig mehr Spaß hier haben«, sagte er. »Ich würde gern mal ein wenig aufmischen hier.«
»Geduld. Wenn wir erst einmal Cole und Faith ausgeschaltet haben, dann vernichten wir die Umbra. Wir werden noch eine Menge Spaß haben, das verspreche ich dir. Du willst Action? Du kriegst Action. Versprochen!«
»Gut.«
»Lass uns schnell das Mädchen schnappen, ehe wir doch noch erwischt werden. Wir sollten unser Glück nicht zu sehr herausfordern.«
Leise stiegen sie aus und schlichen die Straße entlang. Sie hielten sich, wenn möglich, vom Schein der Straßenlaternen fern. Als sie hinter Cherryls Haus standen, wandte sich Narjana zu Tordjann um.
»Achte darauf, ob sich was rührt, und sag mir Bescheid, wenn das der Fall sein sollte. Ich muss kurz etwas Lärm machen. Anders geht es leider nicht.«
Narjana schlug einmal kurz und heftig mit dem Ellenbogen gegen eine kleine Scheibe in der Hintertür und das Glas splitterte. Sie blickte Tordjann an.
»Alles ruhig«, erklärte er.
»Ich sag’s ja. Schlafen wie die Babys. Tzz!«
Narjana griff durch das Loch in der Scheibe und öffnete die Tür. Sie wusste, dass die Schlafräume in den meisten Häusern oben waren, und so machten sie sich nicht die Mühe, die unteren Räume zu durchsuchen. Hinter der ersten Tür, die sie vorsichtig öffneten, lag offensichtlich das Schafzimmer der Eltern, also schloss Narjana die Tür wieder und sie nahmen sich die nächste Tür vor, doch sie führte in ein großes Badezimmer. Übrig blieben noch zwei weitere Türen. Narjana öffnete die gegenüber dem elterlichen Schlafzimmer und tatsächlich konnte sie Cherryls Gestalt in dem großen Bett ausmachen. Narjana zeigte Tordjann das Daumen-hoch-Zeichen und sie schlichen sich heran. Tordjann legte eine Hand auf Cherryls Mund, während Narjana half, das Mädchen festzuhalten, das schlagartig erwacht war und sich jetzt mit Händen und Füßen wehrte. Das Dämonenoberhaupt legte seine freie Hand an Cherryls Kehle und drückte langsam zu. Als sein Opfer aufhörte, sich zu wehren, und schlaff unter ihnen wurde, lockerte er den Druck. Cherryl war bewusstlos. Tordjann hob sie vorsichtig hoch. Sie beeilten sich, zum Auto zu kommen, denn erstens wollten sie nicht gesehen werden und zweitens befürchteten sie,
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