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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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trennen kann. Auch deine Verwandlung schreckt ihn nicht. Du sollst um drei Uhr zum Kloster kommen. Bruder Lorenzo wird euch dort in der kleinen Kapelle trauen."
    Julia klatschte in die Hände und schaute dankbar zum Himmel auf. "Was für eine wunderbare Nachricht!"
    "Ja, es klingt gut", erwiderte die Amme. "Aber er kennt noch nicht die ganze Wahrheit über dich."
    Das Lächeln verschwand aus Julias Gesicht. "Doch, das tut er. Ich habe ihm alles gesagt."
    "Alles, außer was es mit deinem Verwandlungsritual auf sich hat", konterte die Amme. "Sollte dein künftiger Gemahl nicht wissen, dass du stirbst, wenn du nicht einen Menschen tötest und ihn komplett aussaugst?"
    Julia senkte den Kopf und sagte nichts.
    "Und was ist mit der Tatsache, dass du bereits mit einem anderen verlobt bist?", setzte die Amme nach.
    "Hat er meinetwegen nicht schon genug Schreckliches zu verdauen?", entgegnete Julia kläglich. "Ich kann ihm doch nicht..."
    Die Amme ließ sie nicht ausreden. "Wenn das alles so schwierig ist, warum heiratest du dann nicht einfach Graf Paris?" Um es Julia leichter zu machen, nahm sie sie in die Arme und wiegte sie sachte hin und her. "Vor ihm brauchst du nichts zu verbergen. Ihr seid von gleicher Art, und deine Familie stünde hinter dir. Warum willst du unbedingt durch die Hölle gehen?"
    "Meine Augen mögen die Farbe gewechselt haben, Amme, aber das bedeutet nicht, dass ich blind geworden bin." Julia löste sich aus der Umarmung der Amme. "Graf Paris und ich sind grundverschieden, und meine Eltern wollen ihn nur zum Schwiegersohn haben, weil er ihnen helfen soll, ihre Macht zu erhalten. Glaub mir, Amme: Romeo Montague ist mir ähnlicher als jeder Capulet. Er hasst die Gewalt zwischen unseren Familien genauso wie ich. Du wirst sehen: Wenn wir erst verheiratet sind, wird das, was du als Hölle bezeichnest, in Wahrheit der Himmel auf Erden für mich sein."
    "Wenn du mit diesem Mann im Himmel landen willst, solltest du aufhören, Geheimnisse vor ihm zu haben", mahnte die Amme. "Du musst ihm die Wahrheit sagen, die ganze Wahrheit!"
    "Du hast ja recht, gute Amme", sagte Julia versöhnlich und nahm der Amme den Umhang ab, um ihn sich selbst über den Kopf zu legen. "Hier schläft alles noch. Ich mache mich auf den Weg zu Bruder Lorenzo. Hilfst du mir, ungesehen zum Kloster zu kommen? Bitte, Amme!"
    "Ich halte zwar nichts von der ganzen Sache, aber ich weiß, dass du ja doch machst, was du willst, und dass ich dich nicht davon abbringen kann."
    Die Amme sah sich im Obstgarten um, entdeckte an seinem Rand einen prächtigen Busch weißer Heckenrosen und ging zu ihnen hin. Sie pflückte einige Blüten ab, kam zurück und gab sie Julia.
    "Hier. Eine Braut sollte nicht ohne Blumen zur Hochzeit gehen", sagte sie und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Lass uns gehen, ehe ich es mir noch anders überlege."
    Um Viertel vor drei erreichten Julia und die Amme das Klostertor und warteten auf Einlass. Die Wachen im Schloss der Capulets hatten die beiden geschickt umgangen, indem sie durch das Tunnelsystem geflohen waren. Dann hatte die Amme ihren Schützling auf Neben- und Schleichwegen durch den Wald ins Tal hinuntergeführt.
    Es war nicht ungefährlich gewesen. Aber als Julia nun am Ziel war, dachte sie nicht mehr daran, wie sie mit der Amme durchs Unterholz geschlichen war und sich ihr Kleid in den Zweigen verfangen und an zwei Stellen Risse bekommen hatte. Dass sie schwitzte, schrieb sie dem feuchtwarmen Tunnelsystem unter dem Schloss zu, und dass sie am ganzen Körper Schmerzen hatte, ignorierte sie genauso wie die Tatsache, dass sie unterwegs ihren Brautstrauß verloren hatte. All das war nicht wichtig. Überhaupt erschien ihr alles unwichtig, was sie in ihrem Leben je getan und erlebt hatte.
    Außer natürlich, dass sie Romeo kennengelernt hatte.
    Als die Amme zum zweiten Mal an die Tür klopfte, fuhr Julia plötzlich ein so starker Schmerz in die Magengegend, dass sie fast ohnmächtig wurde. Ihre Beine waren plötzlich wie Watte, und sie konnte sich kaum aufrecht halten.
    "Warum reagiert der Mann nicht?", fragte die Amme ungehalten. "Wir können doch nicht ewig hier draußen herumstehen. Was, wenn uns jemand sieht?" Sie klopfte ein drittes Mal.
    "Wer sollte uns denn sehen? Dieses Kloster ist nicht gerade das gesellschaftliche Zentrum von Transsilvanien", erwiderte Julia.
    Die Amme sah sie tadelnd an. Auf ihrer Oberlippe standen kleine Schweißperlen. "Und wenn die Montagues Wind von der Sache bekommen haben?

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