Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
Vom Netzwerk:
einen netten kleinen Begrüßungspfeil zu ihr rüberschießen?"
    Romeo stieß seinem Cousin in die Seite. "Haut ab! Alle beide! Macht, was ich sage, sonst wird es euch noch leidtun!"
    Mercutio tippte Benvolio auf die Schulter. "Komm! Für heute haben wir ihm genug verpasst."
    "Na gut", willigte Benvolio enttäuscht ein.
    Zusammen mit Mercutio zog er sich ins Haus zurück, während die Amme näher kam. Vor Aufregung und Anspannung wippte Romeo auf und ab. Er atmete tief durch und sagte sich, dass er aufs Schicksal vertrauen sollte. Auch wenn Julia und er irgendwann einmal durch große Entfernungen oder eine lange Zeit voneinander getrennt sein sollten, würde ihre Liebe stark genug sein, um alle Widrigkeiten zu überwinden.
    "Gute Amme, wie geht es Ihnen heute Morgen?" Romeo verbeugte sich vor ihr, als sei sie eine Dame von Rang. Es war wichtig, sich mit ihr gutzustellen.
    Die Amme rang nervös die Hände. "Ich habe nicht viel Zeit, Romeo. Es ist schon fast Mittag, und ich war länger unterwegs als erwartet."
    "Verstehe", sagte Romeo und schluckte. "Ist Julia noch ...Ich meine, will sie ..."
    "Sie hat nur den einen Wunsch, Sie zu heiraten, mein Herr." Die Amme schaute sich misstrauisch um und sprach sehr leise. "Aber Sie wissen ja selber, dass die Zeit läuft. Und wenn jemand dahinterkommt, was Sie beide vorhaben, werden die Capulets Ihnen, Romeo, nach dem Leben trachten und den Friedensvertrag des Fürsten brechen. Und dann gnade uns Gott!"
    Romeo überhörte das meiste von dem, was die Amme gesagt hatte. Das Einzige, was er klar und deutlich wahrnahm, war das Wort "heiraten". Und das machte ihn so glücklich, dass er der Amme einen Kuss auf die Wange drückte.
    "Ach, gute Amme! Sagen Sie Julia, sie soll zum Kloster kommen. Wir treffen uns dort um drei. Bruder Lorenzo wird uns heimlich in der kleinen Kapelle trauen."
    Die Amme wischte sich mit einem Zipfel ihrer Schürze die Wange ab. "Eine Eheschließung ohne Zeugen? Das ist nicht, was ich mir für meine geliebte Julia vorgestellt hatte."
    Romeo seufzte. "Mehr lässt sich auf die Schnelle und unter diesen Umständen nicht arrangieren."
    "Und später?" Die Amme zupfte an den Fransen ihres Umhangs. "Wohin gehen Sie beide nach der Hochzeit? Haben Sie überhaupt schon so weit gedacht?"
    Die Amme hatte recht. Darüber hatte Romeo tatsächlich noch nicht nachgedacht, und ihm wurde schlagartig klar, dass er es hätte tun sollen. Sobald die Nachricht von ihrer Hochzeit durchsickerte, würden Julia und er in Transsilvanien nicht mehr sicher sein. Wahrscheinlich mussten sie sogar die Walachei verlassen. Trotzdem wollte er der Amme nicht eingestehen, dass er nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Sonst würde sie Julia womöglich berichten, dass er nicht fähig war, für ihre gemeinsame Zukunft zu sorgen. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und musste irgendwie improvisieren.
    "Ich habe in Moldawien für uns ein Haus gefunden", log er. "Da können wir hin, wenn Julia sich verwandelt hat und ihre Eltern sie nicht mehr so streng bewachen."
    Die Amme sah ihn aufmerksam an, und es war ihr anzumerken, wie skeptisch sie war. "Kennen Sie sich in der Viehzucht aus?"
    "Wozu ist das wichtig?", fragte Romeo verblüfft.
    "Antworten Sie einfach! Ja oder nein?"
    "Nein, aber ich lerne schnell."
    "Julia wird sich schon bald von Tierblut ernähren, und es muss immer genug Vorrat da sein. Wenn Sie sich nicht selber Vieh halten, muss Ihre Frau nachts losziehen und auf Beutezug gehen wie ein räudiger Hund. Wollen Sie ihr das etwa zumuten?" Erregt zeigte die Amme mit dem Finger auf Romeo.
    Er merkte, dass seine Hände anfingen zu schwitzen. "Nein, selbstverständlich will ich ihr das nicht zumuten, gute Frau. Sie müssen mir glauben, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um sie ..."
    "Sie sind doch noch fast ein Kind!" Die Stimme der Amme war jetzt schrill und gar nicht mehr leise. "Und morgen um Mitternacht wird Julia zum Vampir. Dann verträgt sie kein Tageslicht mehr. Und sie wird ständig Heißhunger auf Menschenblut haben, so schlimm, als würde es ihr die Eingeweide herausreißen. Sie wird..."
    "Ich weiß!", rief Romeo so laut, dass die Amme zusammenzuckte. Dann atmete er tief durch und sprach etwas ruhiger weiter. "Sie scheinen nicht zu begreifen, dass nichts von alledem etwas an meinen Gefühlen ändert. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass es immer so bleiben wird."
    "Immer? Und was ist mit Julias Verwandlungsritual?", fragte die Amme.
    Romeo verstand nicht, was die

Weitere Kostenlose Bücher