Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
Vom Netzwerk:
befreite sich so aus der Umklammerung des Cousins.
    Tybalt stürmte gerade auf Mercutio zu, als Romeo den Kreis der Zuschauer verließ und auf die beiden Kämpfenden zulief.
    "Es reicht, Tybalt!", rief Romeo und blieb zwischen den beiden Streithähnen stehen.
    "Aus dem Weg, Romeo!", schrie Mercutio und reckte sich, um Romeo über die Schulter zu sehen und zu verfolgen, was der Feind als Nächstes tat.
    Doch das Einzige, was man noch sehen konnte, war Tybalts schimmernder Umhang, der plötzlich durch die Dunkelheit flatterte. Schneller, als irgendjemand es wahrnehmen konnte, flog er über Romeo hinweg und landete hinter seinem Freund. Im nächsten Moment schlug er seine Klauen tief in Mercutios Hals.
    Entsetzt sah Romeo, wie sein Freund verzweifelt nach Luft schnappte und ihm dabei ein Schwall Blut aus dem Mund strömte.
    Mercutio ließ sein Schwert fallen, stürzte zu Boden und murmelte: "O Romeo, warum musstest du dich auch einmischen?"
    "Ich ... ich wollte doch nur helfen!", stammelte Romeo.
    "Hättest du das bloß gelassen!", sagte Mercutio mit erstickender Stimme.
    Romeo kniete nieder und beugte sich über ihn. "Es tut mir so leid!"
    Mercutio machte seinen letzten Atemzug und flüsterte seinem Freund sterbend ins Ohr: "Verflucht seien eure beiden Häuser!"
    Im nächsten Augenblick drängte Tybalt den fassungslosen Romeo beiseite, stürzte sich auf Mercutio und drückte ihm mit einer einzigen, geübten Bewegung den Hals zu.
    "Nein!", schrie Romeo, als das Leben aus Mercutios Augen wich.
    Auch die anderen Zuschauer schrien erschrocken auf.
    Tybalt zerrte Mercutio von Romeo weg und schlug ihm genüsslich die Fangzähne in die Halsschlagader. Dann saugte er ihn Zug um Zug bis auf den letzten Blutstropfen aus.
    Eine Mischung aus grenzenloser Wut und Trauer überkam Romeo und verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Er packte den Vampir und riss ihn von Mercutios leblosem Körper fort.
    Tybalt taumelte nach hinten, konnte aber das Gleichgewicht halten. Romeo versuchte, Mercutio an den Schultern von dem Vampir wegzuziehen, aber Tybalt bekam Mercutios Beine zu fassen und hielt ihn daran fest. Sie zerrten hin und her, bis sie stolperten und zusammen mit dem Leichnam aufs Kopfsteinpflaster fielen. Tybalt erhob sich sofort wieder, und Romeo schaute verzweifelt zu ihm auf, während der Vampir mit hämischem Grinsen die blutige Szenerie betrachtete.
    "Ich hatte fast schon vergessen, was für ein Hochgenuss das ist." Tybalt leckte sich alle zehn Finger. "Ich sollte mich bei Mercutio bedanken, wenn ich ihn in der Hölle wiedertreffe."
    In Romeo stieg kalte Wut auf. Vergessen waren der Friedensvertrag und die angedrohte Todesstrafe im Falle eines Verstoßes gegen ihn - und fast sogar Julias Gefühle. Zumindest war sein Zorn stärker, und statt sich zu beherrschen, wie es sonst seine Art war, ließ er seiner Wut völlig ungehemmt freien Lauf.
    Er ließ Mercutio liegen, schnellte in die Höhe und baute sich vor Tybalt auf. "Du wirst meinen Freund früher wiedersehen, als dir lieb ist", sagte er drohend.
    "Hier, Romeo, fang!" Benvolio, der Mercutios Langschwert an sich genommen hatte, warf es nun in die Luft, und Romeo fing den bronzenen Griff mit einer Hand auf.
    Tybalt schüttelte verächtlich den Kopf und lachte. "Auch damit seid ihr für mich leichte Beute!"
    "Dann beweise es uns", entgegnete Romeo herausfordernd.
    Als Tybalt noch zu überlegen schien, wie er Romeo angreifen sollte, stieß der ein Stoßgebet aus und bat den Himmel um Hilfe. Er schloss die Hand sicher um den Griff, atmete tief durch und wartete dann ab, was Tybalt tun würde. Durch genaues Beobachten des Gegners hoffte er, eine Schwäche in dessen Kampftaktik ausmachen zu können.
    "Komm schon! Oder traust du dich nicht?", rief Romeo und versuchte, Tybalt mit Beleidigungen aus der Reserve zu locken.
    Er erreichte, was er wollte. Augenblicklich flog Tybalt mit bebenden Nasenflügeln auf ihn los. Romeo blieb unbeeindruckt stehen. Erst als Tybalt in Reichweite war, schlug er mit dem Schwert nach ihm und traf ihn an der Hüfte.
    "Das ist nur ein Kratzer", brummte Tybalt. Bei seinem nächsten Angriff wich er geschickt dem Schwert aus, beugte das Knie und rammte es Romeo in den Leib.
    Romeo keuchte und brauchte ein paar Augenblicke, um wieder zu Atem zu kommen. Tybalt nutzte dies, um über ihn hinwegzufliegen, und stieß ihm den Ellenbogen in den Rücken. Romeo stolperte vorwärts, konnte sich aber wieder fangen.
    "Nicht aufgeben, Cousin, du erledigst ihn!", feuerte

Weitere Kostenlose Bücher