Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
riesigen Trümmerhaufen hervor. Die meisten der achtundzwanzig Stockwerke hatten keine Außenwände mehr.
»Noch nicht losrennen«, warnte Sebastian. »Geh einfach ganz ruhig weiter. Vielleicht zögern sie so lange, dass wir es in den Tower schaffen. Aber wenn sie angreifen, rennst du, als wäre der Teufel hinter dir her.«
Ich bekam eine Gänsehaut. Mir gefiel das überhaupt nicht; ich fühlte mich hier draußen im Freien ausgesprochen unwohl. Mein Herz raste. Ich schwitzte, obwohl es kühl war.
Als wir auf den Tower zugingen, stürzte der Falke aus dem Himmel zu uns herunter und verwandelte sich in Henri. Es geschah in einer fließenden Bewegung und dann ging er einfach neben Sebastian her und gab uns sofort einen Lagebericht. »Das Tor ist im Entergy Tower. Siebzehnter Stock. Ostseite. Ich habe das Ding in einen Wandschrank gesperrt, bevor es verschwinden konnte. Der Schrank wird es allerdings nicht lange aufhalten können.« Wir gingen schneller. »Zwei Metamorphe, einer in der Nähe des Hyatt, der andere in der Nähe des Trümmerhaufens.« Okay, das war gar nicht mal so schlecht, mit denen würden wir schon … – »Drei Revenants. Einer auf dem Parkdeck, einer auf dem Dach des Towers und der dritte ist direkt hinter uns!«
Henri drehte sich genau in dem Moment um, in dem die Kreatur mit ihm zusammenstieß. Er ließ sich auf den Rücken fallen und nutzte den Schwung, um den Revenant wegzuschleudern.
Ich sah das Ding nur kurz – zerfetzte Kleidung, bleiche, eingefallene Haut, verfilzte Haare –, aber es war grauenhaft.
»Scheiße«, fluchte Sebastian.
»Beeilung!« Henri lief auf den Tower zu.
Ich zog meine Waffe und hob sie hoch. Plötzlich sprang ein Wolf in meinen Weg, ein knurrendes, langgliedriges Tier. Ich drückte ab. Er jaulte und wich einige Schritte zurück, während ich die Pistole in die linke Hand nahm und mit der rechten mein τέρας -Schwert zog, mit dem ich in einem weiten Bogen ausholte, als der Wolf wieder angriff.
Er war mir so nah, dass mir sein fauliger Atem entgegenschlug. Das Schwert drang durch Haut und Muskeln. Es geschah alles so schnell. Ich überlegte nicht, ich reagierte nur.
Sebastian, Henri und ich bewegten uns dicht aneinandergedrängt weiter und behielten die Umgebung im Auge. Der Eingang zum Turm war nur noch wenige Meter entfernt. »Du hast doch gesagt, dass die Novem den Bestand kontrollieren, und dass diese Kreaturen immer allein auf Jagd gehen«, flüsterte ich Sebastian zu.
»Tun sie ja auch. Normalerweise. Sie müssen Hunger haben.« Plötzlich sprang ein großer schwarzer Panther vom Trümmerhaufen herunter und lief über die Straße. Dann machte er einen Satz auf das Dach eines Autowracks und stieß sich davon ab, um uns anzugreifen.
»Den übernehm ich!« Sebastian hob die Hände und machte eine weit ausholende Bewegung, während er sich gleichzeitig um die eigene Achse drehte. Wind kam auf. Neben uns wurde ein Auto ohne Türen und Fenster hochgehoben, so als wäre es von dem Luftwirbel erfasst worden, den Sebastian mit seiner Bewegung erzeugt hatte. Der Wagen bewegte sich auf die Raubkatze zu, erfasste sie und krachte dann mit ihr zusammen in eines der Gebäude.
»Los, rein hier!« Henri hielt uns die Tür auf. Wir rannten in den Tower und stürmten die Treppe hoch. Als wir den dritten Stock erreicht hatten, hörten wir von unten einen lauten Knall, als etwas oder gleich mehrere uns verfolgten.
Na großartig. Nur noch vierzehn Stockwerke bis in den siebzehnten Stock.
Als wir den neunten Stock erreicht hatten, brannten meine Beine und meine Lunge, ich musste mich am Geländer hochziehen, um weiterzukommen. Trotzdem liefen wir weiter. Den Geräuschen unter uns nach zu urteilen, kamen die Kreaturen näher. Ich hatte keine Ahnung, was geschehen würde, wenn wir es in den siebzehnten Stock schafften. Ich wollte nur früher als sie beim Tor sein.
Wir schafften es. Sebastian winkte uns durch, dann packte er einen alten Metallstuhl und verkeilte damit den Türgriff. Es würde sie nicht lange aufhalten, aber vielleicht lange genug, um …
»Wo ist das Tor?«, fragte ich Henri.
»Folgt mir!«
Wir rannten den Flur entlang, während der Wind durch das Gebäude heulte. Angst kroch in mich hinein. Ich war kein großer Fan von Höhen. Und jetzt waren wir in einem sehr großen, sehr hohen Gebäude, das keine Außenwände mehr besaß … Mir wurde schon schlecht, wenn ich nur daran dachte.
Nachdem wir ein paarmal um die Ecke gelaufen waren, kamen wir in ein
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