Dein ist das Leid (German Edition)

würde auch mitkommen, aber nicht wegen Claire.
    Das war der schwierigste Teil, der Patrick überhaupt nicht passte.
    Nach dem Einbruch in Moranos Wohnwagen hatte Marc noch etwas vor, das er alleine erledigen musste. Allerdings nicht ganz allein, sondern mit Hero.
    Ryan würde sie hinaus zur Shinnecock Bay fahren, zu der Marina, wo Lyle Fentons private Jacht vor Anker lag. Ryan hatte herausgefunden, dass diese Jacht während der Wintermonate in einem Trockendock vor den Elementen geschützt war.
    Dort würde Marc einbrechen, um drei Ziele zu erreichen. Erstens: die Jacht nach allem zu durchsuchen, was irgendwie verdächtig sein könnte. Zweitens: den Bluthund an Fentons Sachen schnüffeln zu lassen. Und drittens sollte Hero feststellen, ob Everett an Bord von Fentons Jacht gewesen war.
    Für solch ein Vorhaben musste er entweder sehr unauffällig sein oder einen Durchsuchungsbefehl haben. Im Ersteren war Marc Experte, Letzteres interessierte ihn kein Stück. Das Risiko war natürlich viel höher als bei dem Einbruch in Moranos Wohnwagen. Möglicherweise hatte Fenton sogar Wachpersonal dort. Und Marc wäre nicht allein, sondern hätte den Hund dabei. Als ehemaliger Navy SEAL konnte er sich unsichtbar machen, doch mit Hero war das nicht so einfach. Trotzdem bereitete das Marc keine großen Sorgen. Er war ein einfallsreicher Bursche, er würde das schon schaffen.
    Falls Marc irgendetwas über Fenton herausfinden sollte, würde er ihm einen weiteren Besuch abstatten, der nicht so höflich ablaufenwürde wie der letzte.
    Genau bei diesem Punkt knirschte Patrick mit den Zähnen. Ihm war klar, was dort passieren würde, und das lief allem zuwider, wofür er stand. Aber schließlich hatte er gewusst, worauf er sich einließ, als er bei Forensic Instincts anheuerte. Er konnte das Team nicht von solchen illegalen Mitteln abhalten, denn er hatte gelernt, den Zweck im Auge zu behalten. Außerdem wusste er, dass Forensic Instincts sich nicht ohne Weiteres auf solche fragwürdigen Operationen einließ. Sie taten, was getan werden musste, um Paul Everett zu finden, damit er seinem Sohn das Leben retten konnte.
    Patrick zwang sich, an Amanda und das Baby zu denken, und hielt den Mund.
    Casey spürte jedoch, wie viel Mühe ihn das kostete, und musterte ihn fragend. „Kommst du mit alledem zurecht?“
    „Ich kann damit leben.“
    „Gut. Für dich habe ich nämlich eine zusätzliche Aufgabe.“
    Patrick hob die Brauen. „Ich soll aber nicht jemanden umbringen?“
    Casey konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Nichts dergleichen. Es ist trotzdem eine heikle Angelegenheit, um die ich dich überhaupt nicht beneide. Wir müssen das jetzt aber hinter uns bringen. Und du bist der ideale Mann dafür.“
    Patrick brauchte nicht zu fragen, was Casey im Sinn hatte. „Ich soll Amanda erzählen, was wir über ihren Onkel wissen.“
    Sie nickte. „Sie ist unsere Klientin, wir müssen sie auf dem Laufenden halten – zumindest ein bisschen.“
    „Wie viel soll ich ihr erzählen?“
    „Da bin ich mir nicht sicher.“ Casey fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Irgendwelche Vorschläge?“
    „Halt dich ans Wesentliche“, meinte Marc. „Sag ihr, dass wir uns auch für ihren Onkel interessieren, aber nur geschäftlich. Es könnte sein, dass einige seiner Geschäftspartner nicht ganz koscher sind, und einer von ihnen könnte sogar wissen, was mit Paul passiert ist. Erklär ihr, dass wir dabei sind, sämtliche Fakten zusammenzutragen. Mach ihr unbedingt klar, dass sie unter gar keinen Umständen Fenton etwas von unserem Verdacht verraten darf – zumindest jetzt noch nicht.“
    „Das ist alles so weit richtig“, schränkte Claire ein, „aber du musst das persönlicher rüberbringen, Patrick. Alles, was du sagst, muss direkten Bezug zu Justin haben. Amanda soll ihre Zunge im Zaum halten,um Justin zu schützen. Ihr Onkel könnte mit zwielichtigen Leuten zu tun haben, aber er weiß ganz sicher nicht, wo Paul ist. Doch wenn er von unserem Verdacht erfährt, könnte er vielleicht genau gegenüber dem Falschen etwas davon verlauten lassen. Glaub mir, Patrick. So kannst du sie am ehesten überzeugen. Nur so wird sie rational begreifen, was du sagst. Sonst könnten ihre Gefühle mit ihr durchgehen, und dann rennt sie sofort zu ihrem Onkel, um ihn zur Rede zu stellen – und das wäre das Letzte, was wir jetzt brauchen können.“
    „Damit haben wir’s“, sagte Casey. „Marcs Vorgehensweise, aber mit Claires Technik. Zusammen wird eine