Dein ist das Leid (German Edition)
Casey Ryan Bescheid sagen wollte, dass alles in Ordnung war, klingelte Moranos Handy. Nicht das, das auf dem Tisch lag, sondern ein anderes, das er aus der Hosentasche zog.
„Ja“, sagte er. Dann versteifte er sich. „Was soll das heißen, er ist auf dem Weg hierher? Wie, zum Teufel, ist er denn so schnell da rausgekommen? Und wie hat er es geschafft, die Einzelteile zusammenzufügen?“ Er hörte eine Weile zu. „Scheiße. Wenn er direkt zum JFK fliegt, ist er bloß dreizehn Stunden in der Luft. Damit habe ich bloß noch einen Tag. Wie soll ich das denn alles an einem einzigen verfluchten Tag hinkriegen?“ Er stand auf und ging auf und ab, so aufgeregt, als könnte er jemanden umbringen. „Okay, gut. Halten Sie ihn irgendwie auf. Ich brauche ein bisschen mehr Zeit. Ja, ich weiß, ich weiß. Sie müssen mir nur ein paar Tage verschaffen.“
Er trennte die Verbindung. „Scheiße!“, schrie er durch den leeren Raum. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ Er packte eine Tasse und schmiss sie an die Wand. Sie zerbarst, die Scherben fielen zu Boden. Dann sank er in seinen Stuhl und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Was immer er zustande bringen wollte, es musste eine große Sache sein, die plötzlich gefährdet war.
Eine ganze Flut von Möglichkeiten stürzte auf Casey ein.
Morano konnte nur von Paul Everett geredet haben. Und er steckte selbst mindestens so tief in der Sache drin wie Fenton. Vielleicht sogar noch tiefer, wenn er selber zur Mafia gehörte.
Sie rief sofort Ryan an. „Sitzt du am Steuer?“, wollte sie wissen.
„Nein, auf dem Beifahrersitz. Claire hat mich gerade abgelöst.“
„Sag ihr, sie soll sofort anhalten. Setzt euch alle nach hinten. Fahr Geckos Übertragung drei Minuten zurück. Dann seht euch das an.“
„Sofort.“ Ryan stellte keine Fragen, sondern wurde aktiv. Caseyhörte Stimmen, dann wurde eine Tür zugeschlagen. „Wir sind jetzt alle hinten. Ich stell dich auf Lautsprecher und spule das Video zurück.“
Casey wartete ungeduldig, bis Ryan das Video laufen ließ.
„Ja, das ist Morano, wie er an seinem Schreibtisch sitzt“, bestätigte Marc.
„Es geht gleich los.“ Sie wartete, während die anderen sich ansahen, was sie eben selbst zu sehen bekommen hatte.
„Lieber Himmel“, ließ Ryan sich als Erster vernehmen. „Ich hatte gedacht, Morano wäre auch ein Opfer. Aber das war nur vorgetäuscht. Er ist einer von ihnen.“
„Von denen, die Everett verschwinden ließen“, stellte Marc klar. „Es könnte die Mafia sein, es könnten aber auch die Behörden sein. Wir wissen es einfach nicht.“
„Aber wir wissen, dass Paul Everett jetzt in einem Flieger hierher sitzt“, warf Claire ein. „Seit ich Amandas Apartment betreten habe, verändert sich seine Energie. Ich bin dort ständig von Zimmer zu Zimmer gelaufen, um dahinterzukommen, was ich spürte. Jetzt begreife ich es. Er ist auf dem Heimweg.“
„Er fliegt von irgendwo zum JFK“, sagte Casey. „Wir wissen nicht, von wo, und auch nicht, wann er ankommt. Wir wissen nur, dass es ein Dreizehnstundenflug ist, der irgendwann heute am JFK landet. Und wer immer sie sind, sie wollen unbedingt verhindern, dass er Amanda und Justin erreicht.“
„Wir kennen die Einzelheiten nicht“, sagte Marc. „Morano kennt sie. Wir könnten versuchen, das aus ihm herauszuholen. Aber das würde bloß nach hinten losgehen. Er würde dichtmachen und uns überhaupt nichts erzählen. Es ist besser, wir bleiben in der Nähe und überwachen ihn. Er wird entweder noch mal selbst angerufen, oder er ruft jemanden an.“
„Das stimmt“, sagte Casey. „Ihr drei lasst ihn nicht aus den Augen. Ruft mich sofort an, wenn sich was tut. Ich setze mich mit Patrick in Verbindung. Er soll sich sofort eine Ablösung besorgen und raus zum Flughafen fahren. Ich will ihn im International Terminal vom JFK haben. Dreizehn Stunden, das heißt, der Flug kommt aus Übersee. Marc, du bist am meisten in der Welt rumgekommen. Stell eine Liste möglicher Abflugsorte zusammen. Ryan, du suchst nach etwa dreizehnstündigen Flügen, die heute auf dem JFK landen. Dann vergleicht ihr eure Listen und sucht die wahrscheinlichsten Flüge heraus.“
„So gut wie erledigt“, sagte Marc.
„In der Zwischenzeit kann Patrick mich abholen. Vier Augen sind besser als zwei. Bis wir Nachricht von euch bekommen, sehen wir uns die Anflüge an und stellen selbst fest, welche infrage kommen. Wenn wir Paul Everett entdecken und jemand ihn aufhalten will, können wir in
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