Dein ist das Leid (German Edition)
Hotel in Southampton aus? Ich kriege enormen Druck von beiden Seiten – den Befürwortern und den Gegnern.“
„Von welcher Seite kommt denn der größte Druck?“, wollte Fenton wissen. Er klang allerdings nicht sonderlich besorgt.
„Das ist so ziemlich fifty-fifty. Und beide Seiten haben recht gute Argumente. Einerseits der finanzielle Vorteil, andererseits die Störung des behaglichen Lebens. Sie können mir glauben, ich persönlich finde die Investitionen und die neuen Arbeitsplätze in meinem Wahlkreis großartig. Aber ich wohne ja schließlich auch da. Ich verstehe auch die andere Seite. Ganz egal, welche Stellung ich in dieser Sache beziehe, das wird einen sehr lauten Aufschrei geben – da muss ich irgendwie den Deckel draufhalten. Von Ihnen möchte ich wissen, welche Haltung Sie einnehmen. Sind Sie für dieses Projekt oder dagegen?“
„Das wissen Sie doch. Ich bin Geschäftsmann. Für mich sind Profite wichtiger als der Widerwille der Lokalbevölkerung gegen Veränderungen.“
„Warum zögern Sie dann, den Vertrag zu unterschreiben, erst bei Everett, jetzt bei Morano?“
„Dafür hatte ich meine Gründe.“ Fenton umging die Frage, wollteseine Gründe für sich behalten. „Aber das alles wird sich bald regeln. Ich habe vor, den Vertrag zu unterschreiben und die Kanalvertiefung zu übernehmen. Dieses Hotel wird Millionen einbringen. Und wenn ich zulasse, dass eine andere Firma einen Auftrag übernimmt, den meine besser ausführen kann, lasse ich mir eine Menge Geld entgehen.“
Mercer atmete resigniert aus, obwohl er sich nicht anmerken ließ, ob ihn das überraschte. „Also werden Moranos gecharterte Jachten und Fähren den direkten Weg zu dem neuen Dock des Hotels nehmen können.“
„Ja, das werden sie. Ein professionell vertiefter und verbreiterter Kanal wird sie hinbringen.“ Fenton warf Mercer einen entschlossenen Blick zu, als ihre Teller gebracht wurden. „Wenn ich Sie wäre, würde ich meine Wähler langsam darauf vorbereiten, dass jede Menge Kapital in den Wahlkreis strömen wird – aber natürlich wird es störende Bauarbeiten geben, riesige Gebäude werden die Landschaft verschandeln, und dann werden Massen von Leuten kommen.“
„Keine Sorge. Wir haben schon Strategien ausgearbeitet, egal, wofür Sie sich entscheiden würden. Ich hatte nicht die Absicht, in letzter Minute improvisieren zu müssen. Allerdings ahnte ich schon, wie Ihre Entscheidung ausfallen würde.“
„Sehr gut. Dann sind wir uns ja einig.“
„Ja.“ Mercer machte eine Pause und spielte nervös mit dem Silberbesteck, während der Kellner ihre Teller vor ihnen arrangierte, Fentons Weinglas vor ihn hinstellte und eine Flasche sprudelndes Wasser öffnete.
Patrick musterte den Abgeordneten, als der Kellner ihm Wasser eingoss. Er wartete darauf, dass der Kellner verschwand. Der Elefant war wieder im Raum. Ging es um das Hotel, oder zog Mercer noch andere Fäden für Fenton?
Patrick biss noch einmal in seinen Burger, während der Kellner die üblichen gastfreundlichen Fragen stellte und sich entfernte.
Einige Sekunden herrschte Schweigen am Tisch. Patrick wartete gespannt. Fenton nippte an seinem Wein. Mercer starrte in sein Wasserglas.
Endlich sah er auf, trank hastig, als müsse er sich für ein besonders heikles Thema stählen.
Was dann kam, war das Letzte, was Patrick erwartet hatte.
„Ihre Nichte – Amanda – wie geht’s dem Baby denn?“
Fenton setzte sein Weinglas ab. Zum ersten Mal legte er eine heftige emotionale Reaktion an den Tag. „Gar nicht gut.“ An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. „Amandas Sohn verliert diese Schlacht jeden Tag ein bisschen mehr. Ich glaube nicht, dass er noch lange durchhalten kann.“
Man hörte die Beherrschung in seiner Stimme. Er war eindeutig wütend – aber Patrick wusste nicht, ob auf die Situation, die Ärzte oder seine eigene Unfähigkeit zu helfen.
„Es tut mir sehr leid, das zu hören“, erwiderte Mercer – ganz vorsichtig, als ob er auf einem Hochseil balancieren würde.
„Das reicht nicht, Cliff. Ich verlange mehr von Ihnen als Ihr Mitleid.“
Es klang beinahe wie ein militärischer Befehl, und der Abgeordnete stutzte. „Mehr? Was kann ich Ihnen denn sonst noch anbieten? Mein Geld brauchen Sie ja doch bestimmt …“
„Nein, das brauche ich nicht.“ Fenton schnitt ihm das Wort ab. „Ich brauche einen passenden Spender. Und zwar sofort.“ Er beugte sich vor und verschränkte die Finger ineinander. Amanda hat irgendeine
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