Dein ist das Leid (German Edition)
springen.“
Ryan hob die Brauen. „Du tust also so, als ginge es uns nur um das Baby. Schon kapiert. Aber Fenton hat sich längst testen lassen, ob er als Spender infrage kommt. Tut er nicht. Aus welchem anderen angeblichen Grund könntest du sonst so dringend mit ihm sprechen wollen? Außer du hast vor, Amanda die Wahrheit über unseren Verdacht gegen ihren Onkel zu erzählen, damit sie uns hilft, uns einen Grund auszudenken.“
„Auf keinen Fall. Amanda darf davon nichts wissen, solange das nicht unbedingt notwendig ist.“
„Das denke ich auch. Aber Fenton ist kein Idiot.“
„Nein, ganz sicher nicht. Amanda übrigens auch nicht. Aber du Oberstratege gehst das völlig falsch an. Wir suchen schließlich Justins Vater, und der wollte mit Fenton ins Geschäft kommen.“
Ryan begriff plötzlich. „Ja, das ist ein schlauer Zug. Wenn wir es somachen, muss Fenton annehmen, wir wollen lediglich von ihm wissen, was er alles über Paul weiß – nicht der erpresste Paul oder der schmierende Paul, nur der mögliche Geschäftspartner Paul. Er wird glauben, wir hoffen, er könnte uns irgendwelche Erkenntnisse verschaffen, die uns in die richtige Richtung weisen. Deshalb meint er natürlich, er hätte die Unterredung völlig unter Kontrolle. Während er in Wahrheit nicht einmal den Grund dafür kennt – dass wir nämlich ihn unter die Lupe nehmen.“
„Du hast’s erfasst. Unser eigentliches Ziel ist, herauszubekommen, wieso Fenton erst Paul und jetzt Morano mit dem Vertrag für seine Ausbaggerfirma hinhält, um den Kanal zu dem neuen Hotel zu vertiefen und zu verbreitern – und ob das irgendetwas mit den Zahlungen zu tun hat, die Paul machte und die Morano immer noch macht.“
„Na, dabei wünsche ich dir viel Vergnügen.“
Casey lächelte leicht. „Nur nicht den Glauben verlieren. Ich kann jeden durchschauen, und Marc kriegt Informationen aus Leuten raus, von denen sie selber gar nicht wissen, dass sie sie überhaupt besitzen, weshalb sie auch nicht merken, was sie da ausplaudern. Der Kerl kriegt es mit den beiden Besten zu tun, die es gibt. Wie könnten wir da versagen?“
„Du solltest wirklich mal was für dein Selbstwertgefühl tun, Casey“, wiederholte Ryan ihre Worte. „Ich mache mir Sorgen, weil du eine so geringe Meinung von dir hast. Für Marc gilt das übrigens auch.“
„Tja.“ Casey grinste. „Scheint ein Problem des ganzen Teams zu sein. Vielleicht ist es ansteckend.“
„Na ja, du weißt ja, wer die Verantwortung für das Team trägt“, erwiderte Ryan fröhlich.
„Ja, diejenige, die dein Gehalt zahlt.“ Casey schaute ihn herausfordernd an.
„Autsch.“ Ryan tat so, als wände er sich vor Schmerz. „Na schön, du hast gewonnen. Du bist der Boss. Und der Boss hat immer recht.“
Casey dachte kurz darüber nach. „Nicht immer. Aber meistens.“
Patrick war alles andere als guter Laune.
Obwohl er in seinen Jahren beim FBI viele Fälle bearbeitet hatte, bei denen es Ewigkeiten dauerte, bis sie je gelöst werden konnten – falls überhaupt –, konnte er es immer noch nicht vertragen, kostbare Zeit an Spuren zu verschwenden, die sich als Sackgassen erwiesen. Abergenau das war heute Morgen passiert.
Schon ab halb sieben war er in diesem verdammten Schuppen gewesen, nur für den Fall, dass der Stammkunde, den die Kellnerin als Paul Everett identifiziert hatte, früher kommen sollte als sonst um halb acht.
Aber er kam nicht nur nicht früher, er kam überhaupt nicht.
Na toll. Bei dem Glück, das Patrick bis jetzt hatte, musste der Bursche wahrscheinlich ausgerechnet heute Morgen dringend zum Arzt.
Patrick zog sein Frühstück so lange hin, wie es nur ging. Er bestellte pochierte Eier – von denen er wusste, dass die Zubereitung eine Weile dauerte – und Toast, ließ sich dreimal Kaffee nachschenken, und bei jedem Happen und Schluck ließ er sich Zeit, bis er vor lauter Koffein fast über dem Boden schwebte. Schließlich hatte er der Kellnerin seine Handynummer gegeben und fünfzig Dollar Trinkgeld zugesteckt und sie gebeten, ihn sofort anzurufen, falls der Typ doch noch vorbeikommen sollte. Natürlich ohne dem Gast etwas davon zu sagen, dass Patrick ihn suchte. Unausgesprochen schwang mit, dass dann noch mehr Geld auf sie wartete. Sie hatte sofort zugestimmt, mit Dollarzeichen in den Augen.
Dann hatte Patrick den ganzen Morgen lang Pauls Foto den Pendlern unter die Nase gehalten. Ergebnislos. Er hatte gerade noch genug Zeit, das ausgedehnte Frühstück im Fitnessraum
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