Dein ist das Leid (German Edition)
schmunzelte. „Und vor allem darauf, dass die Kinder nach Hause kommen. Nächste Woche sind die letzten Prüfungen vorbei, dann fliegen die Zwillinge ein.“
Fenton zog die Brauen zusammen, als er versuchte, sich zu erinnern. „Tom studiert auf der Caltech, nicht wahr?“
Mercer nickte. „Und Lisa auf der Northwestern. Ich kann kaum glauben, dass sie schon ihr erstes Semester hinter sich haben. Für mich ist die Zeit nur so vorbeigeflogen. Für Mary Jane hat es Ewigkeiten gedauert, bis sie zurückkommen. Ich glaube, sie freut sich direkt darauf, mal wieder jede Menge Wäsche waschen zu können. Der Himmel weiß, was die beiden alles nach Hause schleppen werden.“
„Alles nur Einser, könnte ich mir vorstellen“, bemerkte Fenton.
„Sie machen sich gut.“ Mercer klang ganz wie der stolze Vater. „Aber vor allem genießen sie das, was die glücklichste Zeit ihres Lebens ist, wie sie später noch erkennen werden.“
„Sie sind also erfolgreich. Offenbar kommen sie ganz nach ihrem Vater. Gute Gene pflanzen sich fort. Sie machen hier in Washington einen prima Job. Ich bin sehr beeindruckt.“
„Das weiß ich zu schätzen.“ Mercer räusperte sich. „Während des letzten Wahlkampfs war Ihre Unterstützung entscheidend. Aber ich glaube, das wissen Sie selbst.“
„In der Tat.“ Fenton unterbrach sich, als der Kellner zu ihnen kam, und hob eine Hand. „Ich brauche die Karte nicht. Ich nehme die Krabbenpastete und ein Glas Sauvignon Blanc.“ Er blickte zu Mercer. „Wissen Sie auch schon, was Sie möchten?“
„Das tue ich.“ Mercer lächelte dem Kellner freundlich zu. „Das Chicken Club Sandwich und ein Sodawasser. Ich habe noch den ganzen Nachmittag Sitzungen“, erklärte er Fenton. „Da lasse ich den Wein lieber weg.“
„Selbstverständlich“, sagte der Kellner und ging.
Danach trat ein ungemütliches Schweigen ein, was an Mercer zu liegen schien. Als ob ein Elefant im Raum wäre. Patrick wusste bloß nicht, was Mercer auf der Seele lag und ob er es ansprechen würde.
Patrick beugte sich vor, schob das iPad in die richtige Position, startete die FaceTime-App und schaltete die rückseitige Kamera ein, um das Gespräch von Mercer und Fenton aufzuzeichnen. Gleichzeitig lauschte er konzentriert und studierte die Gesichter der beiden über den Bildschirm hinweg.
Unglücklicherweise brachte der Kellner ausgerechnet jetzt sein Mittagessen. Der arme Kerl konnte nichts dafür, dass Patrick einen Auftrag ausführte, der nichts mit Essen zu tun hatte. Trotzdem war die Unterbrechung denkbar unpassend.
„Ihr Burger, Sir.“
„Danke schön.“ Patrick nickte höflich und hoffte, dass der Kellner sich schnell wieder verzog. Der kapierte zum Glück sofort und blieb nur lange genug, um Patrick mitzuteilen, er solle ihn rufen, wenn er etwas brauchte.
„Gibt es wegen der Verträge zu den Marineanlagen etwas Neues?“, fragte Fenton mit gesenkter Stimme.
Aha. Endlich kamen sie zum Geschäftlichen.
Patrick ergriff seinen Burger mit einer Hand und biss hinein, während er beobachtete, wie Mercer reagierte.
Zu seiner Überraschung schien der Abgeordnete geradezu erleichtert zu sein, dass Fenton dieses Thema anschnitt. Was immer Mercer zu schaffen machte, das war es offenbar nicht.
„Machen Sie sich da mal keine Sorgen“, versicherte er Fenton. „Ichhabe schon mit dem Army Corps of Engineers gesprochen. Ihre Firma wird die Regierungsaufträge bekommen.“
„Exzellent.“ Fenton wirkte erfreut, aber nicht überrascht. Anscheinend war er daran gewöhnt, dass Mercer solche Dinge für ihn regelte. „Freut mich, das zu hören. Wann wird das offiziell verkündet?“
„Bald. Aber Sie können da ganz entspannt sein. Fenton Dredging hat einen ausgezeichneten Ruf und ist in der Region stark vertreten. Ich musste gar keinen Druck ausüben, um eine einstimmige Zustimmung für meine Empfehlung zu bekommen.“
Okay, Fenton war also an Aufträgen der US-Regierung interessiert. Das war wenig überraschend. Er besaß eine Baufirma für maritime Anlagen, und Regierungsaufträge zu ergattern bedeutete große Profite – die Mercer ihm verschaffte. Eine Hand wusch die andere. Und Fenton hatte seinen Einfluss spielen lassen, um Mercers Wahl zu sichern.
Das mochte ein bisschen anrüchig sein, aber so lief das überall in der Politik. Außer es steckte noch mehr dahinter. Wie tief steckte Mercer in Fentons Tasche?
Mercer fuhr fort, als wolle er Patricks Frage beantworten.
„Und wie sieht es mit diesem neuen
Weitere Kostenlose Bücher