Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein ist das Leid (German Edition)

Dein ist das Leid (German Edition)

Titel: Dein ist das Leid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Kane
Vom Netzwerk:
auf meine Fragen geantwortet wie ein routinierter Politiker. Damit meine ich nicht, dass er daran gewöhnt ist, mit der Presse zu sprechen. Bisher hat er wahrscheinlich höchstens mal einem Lokalblatt ein Interview gegeben. Er hat sich mehr als notwendig vorbereitet oder wurde von jemand vorbereitet, nicht nur, was er sagensollte, sondern auch, wie er es sagen sollte. Ich nehme ihm ja noch ab, dass es ihm Spaß macht, über sein tolles Projekt zu reden. Aber als ich Paul Everett erwähnte, ging er damit viel zu entspannt um.“
    „Auf welche Weise?“
    „Sodass man glauben könnte, Paul wäre nicht umgebracht worden, sondern hätte sich bloß eine Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen. Wenn der eigene Vorgänger ermordet wird, das würde doch jeden nachdenklich machen. Aber nicht Morano. Er hat das weggelacht, als hätte ich einen blöden Witz gemacht. Gleichzeitig wurde er misstrauisch, wieso ich überhaupt etwas über Everett wissen wollte. So glatt er auch ist, ich merkte, wie er seine Antennen ausfuhr. Das ganze Interview lief irgendwie komisch. Nichts Konkretes, worauf man mit dem Finger zeigen könnte. Bloß mein Bauchgefühl.“
    „Das reicht mir.“
    Und das war immer so. Nicht nur, weil Marc beim FBI als Profiler gearbeitet hatte. Sondern auch, weil er eben Marc war. Jedes einzelne Mitglied des Teams von Forensic Instincts hatte dieselbe besondere Fähigkeit – jeder auf seine ganz besondere Weise –, Dinge einfach zu wissen. Alle zusammen machten Forensic Instincts daher so außergewöhnlich.
    „Okay“, sagte sie. „Ich schlage Folgendes vor: Mach dein Ding bei Simon’s, erledige deine anderen Gespräche, und bring den Mietwagen zurück. Ich rufe Claire an. Sie, Patrick und Ryan können sich hier zusammensetzen, sobald Patrick gelandet ist. Ich fahre raus in die Hamptons. Sobald ich da bin, machen wir alle eine Telefonkonferenz.“ Casey unterbrach sich. „Da wir gerade von Claire reden, es gibt noch was, das du wissen solltest. Sie hatte heute Morgen einige sehr betrübliche Empfindungen.“
    „Worüber?“
    „Über das Baby. Also habe ich Amanda angerufen. Justin geht es wesentlich schlechter. Sein Fieber ist gestiegen, sie wollen eine Computertomografie seiner Brust machen und noch ein paar andere invasive Tests. Der Arzt meint, er hätte irgendeine sich ausbreitende Lungeninfektion. Die Atmung des Babys macht ihm Sorgen. Er will ihn wahrscheinlich an eine Lungenmaschine anschließen. Es sieht nicht gut aus. Amanda auch nicht. Sie ist beinahe hysterisch.“
    Marc atmete hörbar aus. „Diese arme Frau. Und das arme, unschuldige Kind.“
    „Das ist auch ein Grund, warum ich erst im Krankenhaus vorbeifahre. Vielleicht kann ich sie beruhigen, wenn ich ihr ein bisschen zu hoffen gebe. Ich erzähle ihr, was du alles machst und dass Patrick mit wichtigen Informationen auf dem Heimweg ist. Da muss ich allerdings vorsichtig sein, denn ich nehme an, dass es dabei um Lyle Fenton geht. Amanda soll noch nicht wissen, dass wir ihn in Verdacht haben. Aber der wird immer größer. Fenton ist bei alldem der einzige gemeinsame Nenner. Ich habe so das Gefühl, dass Amandas Onkel Lyle mit dem Verschwinden von Paul Everett zu tun haben könnte.“
    „Wäre wirklich keine Überraschung.“
    „Wie ich sagte, wir beide besuchen ihn heute Abend. Ryan sagt, er landet am späten Abend, gerade rechtzeitig zum Abendessen. Wir werden zum Dessert auftauchen. Unsere Fragen werden sich alle um Paul drehen – wie er so war, warum oder warum nicht Fenton mit ihm zusammenarbeitete, ob er je etwas darüber gesagt hat, wo er hinwollte, falls er die Hamptons je verlassen sollte – in der Art. Es soll so aussehen, als ob wir nichts anderes wollten als Fentons Hilfe bei der Suche nach dem Vater von Amandas Baby. Was ja auch stimmt. Aber währenddessen sehen wir uns diesen Mann mal ganz genau an. Egal, wohin wir auch schauen, er gerät immer ins Blickfeld.“
    Casey verzog nachdenklich den Mund, nachdem sie das Gespräch mit Marc beendet hatte.
    „Willst du nicht langsam …“ Ryan drehte sich zu Casey um und unterbrach sich. „Oh-oh. Den Blick kenne ich doch. Was immer dir gerade eingefallen ist, für mich bedeutet es noch mehr Arbeit.“
    Sie grinste. „Du verbringst zu viel Zeit in Claires Gegenwart, Ryan. Du entwickelst dich auch noch zum Hellseher. Außerdem lügst du wie gedruckt. Du liebst das doch. Je mehr du zu tun hast, desto glücklicher bist du.“
    „Ja, na ja, aber erzähl das bloß nicht den anderen.“

Weitere Kostenlose Bücher