Dein ist das Leid (German Edition)
Mal. „Ich habe keine Ahnung, wie gründlich Sie den Hintergrund von Forensic Instincts recherchiert haben, Detective, aber ich nehme mal an, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht. Dann wissen Sie sicherlich, dass ich gewisse intuitive Fähigkeiten besitze. Ich habe keinen Zweifel, dass Paul Everett am Leben ist.“
Jones setzte dieses typisch skeptische Gesicht auf, das Claire zu erwarten – und zu ignorieren – gelernt hatte.
„Wir sind eine private Ermittlungsagentur, Detective Jones“, rief Casey ihm ins Gedächtnis. „Sie brauchen stichhaltige Beweise, wir nicht. Wir wollen schließlich nicht vor Gericht gehen. Wir versuchen lediglich, den Vater eines sterbenden Säuglings zu finden.“ Sie lehnte sich vor, stemmte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände unterm Kinn. „Drehen wir die Sache doch mal um. Welche wirklich soliden Beweise haben Sie denn dafür, dass Paul Everett tot ist?“
Jones kniff die Augen zusammen. „Soweit ich weiß, haben Sie bei uns angerufen und herumgefragt. Dann wissen Sie die Antworten doch schon.“
„So ist es. Und alles, was ich gehört habe, war reine Spekulation, Dinge, die einen Mord zwar nahelegen, aber nicht beweisen. Ohne Leiche können Sie nichts anderes tun, als Hypothesen aufzustellen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber Sie haben nichts Konkretes in der Hand.“
Jones war es in diesem Moment sichtlich unbehaglich. „Vertreten Sie die Theorie, dass der Mann seit acht Monaten mit Gedächtnisverlust durch die Gegend läuft? Oder dass er mit Absicht untergetaucht ist?“
„Gedächtnisverlust halten wir für unwahrscheinlich“, erwiderte Marc, nicht weniger sarkastisch als Jones. „Ansonsten ist alles möglich. Bestimmt haben Sie Everetts persönlichen Hintergrund unter die Lupe genommen, seine Geschäfte, mögliche Feinde, seine Freunde und Partner. Für sein Verschwinden könnte es Dutzende von Gründen geben. Aber ehrlich gesagt, ist das Ihr Problem. Wir wollen ihn einfach nur finden.“
Jones kniff die Augen zusammen. „Beweismittel zurückzuhalten ist strafbar, Mr Devereaux.“
„Und über diesen Fall ohne ausdrückliche Erlaubnis unserer Klientin mit Außenstehenden zu sprechen ist unethisch, Detective Jones. Casey hat Ihnen gerade unseren einzigen Anhaltspunkt offengelegt. Wenn wir mehr hätten, würden wir es Ihnen sagen. Ich war ein FBI-Agent. Ich kenne die Gesetze.“
Casey musste ein Lachen unterdrücken. Ja, Marc kannte sich gut mit den Gesetzen aus. Aber er war genauso gut darin, sie zu brechen.
„Wir sind Ihr kleinstes Problem, Detective“, schaltete sich Casey wieder in das Gespräch ein. „Wir haben nicht vor, Ihnen irgendwelche Beweise vorzuenthalten, sollten wir über welche stolpern. Aber wir werden weiter nach Paul Everett suchen. Und ich bin sicher, wir werden ihn finden. Unterdessen haben Sie Drängenderes zu lösen. Vor ein paar Stunden hat der Abgeordnete Mercer über die Medien die Öffentlichkeit aufgefordert, nach einem passenden Spender für den kleinen Sohn unserer Klientin zu suchen. Das wird heute Abend in allen Nachrichtensendungen laufen. Sobald die Leute diese Bitte des Abgeordneten und das YouTube-Video miteinander in Verbindung gebracht haben, werden bei Ihnen die Telefone klingeln. Ich kann nur hoffen, dass Sie auf die Fragen vorbereitet sind – und außerdem einen sehr guten Pressemenschen haben. Beides wird für Sie wichtig sein.“
Jones' Lippen wurden schmal. „Vielen Dank für den Rat, Ms Woods.“
„Gern geschehen.“ Casey legte ihre Karte auf den Tisch und erhob sich. „Rufen Sie an, wenn Sie weitere Fragen haben. Wir werden umgekehrt dasselbe tun.“Jones beobachtete, wie Casey, Marc und Claire das Café verließen. Draußen führten sie noch einen Bluthund eine Weile spazieren, dann stiegen sie in ihren Van und fuhren davon.
Jones tippte eine Nummer in sein Handy.
„Jones hier“, sagte er. „Ich wollte Sie nur kurz warnen. Diese Leute von Forensic Instincts sind fähig und schlau. Und sie werden nicht aufgeben. Sie sind bereits dabei, die einzelnen Teile zusammenzufügen. Ich werde meinen Part erledigen. Ich werde die Akte frisieren und für so viel Störfeuer sorgen, wie Sie wollen. Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass Sie nicht mehr viel Zeit haben.“ Er hielt inne. „Genauso wenig wie ich.“
„Wir machen eine Menge Leute nervös“, bemerkte Casey, fuhr auf den Highway und gab Gas. „Fenton. Mercer. Und jetzt auch noch die Cops.“
„Meinst du, Jones und seine
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