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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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blühenden Kirschbäumen.
    Sie sitzen nebeneinander. Ihre Arme ruhen auf einem verzogenen Picknicktisch.
    Ein Sturm liegt in der Luft.
    Pharaoh saugt mit einem Zug zwei Zentimeter von ihrer schwarzen Zigarette. Nippt an ihrem Kaffee und ärgert sich, dass der Styroporbecher anscheinend schon leer ist. Sie greift über den Tisch nach McAvoys Limonadenflasche. Trinkt einen Schluck und verzieht das Gesicht.
    »Haben Sie auch Chips und Süßigkeiten dabei? Ein Päckchen Colacubes und Karamellkekse vielleicht? Es ist ein Wunder, dass Sie noch Zähne haben.«
    McAvoy schnappt sich die Limonade wieder. Stellt sie außerhalb ihrer Reichweite neben sich auf die Bank. Versucht ein letztes Mal, eine Antwort zu bekommen, mit der er weitermachen kann.
    »Chefin, glauben Sie, er könnte Simon ermordet haben?«
    Pharaoh wirft ihre Kippe zu Boden und starrt die Glut an. »Warum habe ich das getan? Es waren noch drei Züge übrig.«
    »Chefin …«
    »Ach, um Himmels willen, Aector, ja, okay? Ja, er könnte ihn getötet haben. Jetzt zufrieden? Jeder könnte jeden getötet haben. Menschen verhalten sich seltsam. Da ist zum Beispiel dieser riesige Idiot von Detective, der für mich arbeitet. Er hat gestern eine Mordverdächtige bei sich zu Hause übernachten lassen. Und dann lud er mich zum Picknick ein.«
    McAvoy gestattet sich einen vorsichtigen Seitenblick auf ihren Ausschnitt. Ihr Hals ist nicht so gerötet wie bei den Gelegenheiten, wenn sie wirklich sauer ist, und auch auf ihren Schläfen oder ihrer Oberlippe liegt kein Schweißfilm, daher weiß er, dass sie nicht so schlecht gelaunt ist, wie sie vorgibt zu sein.
    »Sie wusste nicht, wohin. Sie war verletzt. Sie hat nichts …«
    Pharaoh starrt ihn so durchdringend an, dass er den Blick abwenden muss. Einen Moment lang kam es ihm so vor, als würde sie direkt in seinen Kopf hineinsehen.
    Endlich fährt sie sich mit den Händen durch die Haare und dehnt sich, aber ohne dabei zu gähnen. »Kennen Sie den Grund, warum die Polizisten in diesem Land keine Schusswaffen tragen dürfen, Aector? Weil ich sonst jetzt auf Sie schießen würde.«
    »Totschießen?«, fragt er, als wäre das ein Unterschied.
    »Nein«, sagt sie nachdenklich. »Nur dass es weh tut. Vielleicht würde ich Ihnen bloß damit eins überbraten.«
    Er lächelt. »Danke, Chefin.«
    Sie erwidert das Lächeln, jetzt wieder mütterlich. Sieht eher so aus, als wollte sie ihn knuddeln.
    »Wie geht es ihr?«
    »Schmerzen. Die Rippen. Schlimm geprellt.«
    »Nein, nicht sie. Roisin.«
    McAvoy schneidet eine Grimasse. »Gut, denke ich. Behauptet sie jedenfalls. Hat ihr Frühstück gemacht, als ich ging.«
    »Was Leckeres?«
    »Rührei mit Räucherlachs und frischem Schnittlauch.«
    »Und was für Toast?«
    »Weiß nicht genau. Ich kann sie anrufen, wenn Sie wollen.«
    Pharaoh platzt vor Lachen heraus: »Himmel, Arsch!«
    McAvoy weiß nicht, was ihn am meisten verlegen machen sollte. Schon seit langem fragt er sich, ob an andere Leute in der Kindheit Handbücher verteilt wurden, in denen steht, was man sagt und was nicht. Ganz sicher ist er sich nie.
    »Sie hilft eben gerne anderen Menschen.«
    Sie sieht ihn an. Verzieht das Gesicht. »Ja, ich kann mir vorstellen, dass sie gut mit streunenden Hunden umzugehen weiß.«
    Sobald die Worte heraus sind, wünscht sich Pharaoh, sie hätte sie nicht gesagt. Verflucht sich, als sie sein Gesicht sieht. Schmerz und Unsicherheit huschen über seine Miene wie ein Kräuseln über einen stillen Teich. Er absorbiert es, und dann ist es verschwunden.
    »War er anständig zu Ihnen?«, fragt McAvoy mit stockender Stimme. »Tressider.«
    »Professionell. Anständiger Bursche, wirklich. Insoweit.«
    »Ja. Insoweit.«
    McAvoy starrt ins feuchte Gras. Betrachtet eine Kirschblüte, die sich in den hölzernen Streben des Picknicktisches verfangen hat. Möchte sie befreien, damit sie sich zu ihren Freundinnen gesellen und in der Brise tanzen kann, fürchtet aber, noch mehr Spott auf sich zu ziehen.
    »Dann ist es jetzt wirklich ein Fall, nicht wahr?«, fragt er leise. »Ein echter Mord.«
    Pharaoh scheint etwas einwenden zu wollen, verliert dann aber die Lust dazu. Sie nickt.
    »Informieren wir die Bosse? Leiten eine echte Ermittlung ein? Machen die Dinge offiziell?«
    Pharaoh zuckt die Achseln. Nippt wieder an ihrem leeren Becher. Greift in die Handtasche und holt eine frische schwarze Zigarette hervor, hält sie zwischen den Fingern, zündet sie aber nicht an.
    »Es ist mein erster Tag wieder bei der

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