Dein ist mein ganzes Herz
vieler junger Offiziere und anderer Gentlemen, deren Blicken sie gemäß den Instruktionen ihrer Großmutter besser ausweichen sollten. Cecily beobachtete einige elegante Herren, die sich nicht weit entfernt mit zwei hübschen jungen Damen unterhielten. Die etwas geistesabwesende Dorothea kehrte abrupt in die Wirklichkeit zurück, als Lady Jersey sie ansprach: "Wie ich hörte, sind Sie bereits mit Lord Hazelmere bekannt, meine Liebe."
Dorothea, die sich bewußt war, daß das leiseste Zögern fatale Folgen haben konnte, erwiderte gleichmütig: "Ja, und ich habe ihn kürzlich erneut getroffen. Er war so freundlich, mir auf der Fahrt nach London in einem Gasthof behilflich zu sein.''
"Sie sind sich demnach schon vorher begegnet?" fragte Lady Jersey, ohne den Blick von ihr zu wenden.
Dorothea hob leicht die Brauen. "Ja, seine Großtante, Lady Moreton - eine Nachbarin von uns in Hampshire - stellte ihn vor einiger Zeit meiner Mutter und mir vor."
,.Ich verstehe.'' Lady Jersey war sichtlich enttäuscht, eine so harmlose Erklärung für Dorotheas Bekanntschaft mit einem der berüchtigsten Junggesellen der Gesellschaft zu hören. Sie wandte sich wieder Lady Merion zu.
Nach ein paar Minuten fuhren die Kutschen in verschiedene Richtungen weiter. Lady Merion seufzte erleichtert. "Gut gemacht Liebes", lobte sie. "So müssen wir es auch weiter halten.''
Was sie damit meinte, zeigte sich, als sie während der nächsten Stunde von älteren Damen, Matronen und gelegentlich sogar von Müttern unverheirateter Töchter immer wieder zu dem gleichen Thema befragt wurden. Der Zwischenfall im "Three Feathers lnn" hatte sich offenbar in der einen oder anderen Version bereits herumgesprochen. Nach dem Erfolg bei der zweifellos geübtesten lnquisitorin, Lady Jersy,überließ es Lady Merion Dorothea, zu antworten. Cecily interessierte sich mehr für ihre Umgebung als für die Gespräche.
Nach einiger Zeit hielten sie an, um Princess Esterhazy zu begrüßen.
Nach der Vorstellung lächelte die Princess, eine sympathische, etwas üppige Dame, den Mädchen zu. "Ich habe Sie schon mit Sally sprechen sehen und nehme daher an, daß Sie Ihnen bereits Einladungen für Almack's avisiert hat."
Lady Merion nickte. "Ja, sie glaubte, meine Enkelinnen könnten ein Gewinn für Almack's sein."
"Das denke ich auch", pflichtete die Princess ihr bei.
Zwei junge Herren lösten sich aus der Gruppe, die die hübschen Insassinnen der Merionschen Kutsche aus der Ferne bewundert hatten.
"Ihr Diener, Lady Merion", sagte der eine, lüftete den Hut und verbeugte sich. Der zweite folgte seinem Beispiel.
"Hallo, Ferdie", rief Lady Merion. "Ist Ihre Mutter schon in der Stadt?" Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß Mrs. Acheson-Smythe Ende der Woche in London sein würde, stellte sie ihren Enkelinnen das elegante Paar vor. Die jungen Gentlemen waren offensichtlich bester Herkunft und erweckten den Eindruck, eine führende Position im ton einzunehmen. Mr. Acheson-Smythe war schlank und blond mit klaren, blauen Augen. Mr. Dermot - ein ähnlicher Typ, wenn auch weniger selbstsicher, überließ seinem Freund die Konversation. Lady Merion, die wußte, daß Ferdie Acheson-Smythe die Grenzen des Schicklichen niemals überschreiten würde, nahm ihr Gespräch mit Princess Esterhazy wieder auf.
Da die Mädchen anderweitig abgelenkt waren, nutzte diese die Gelegenheit, ihre Neugier zu befriedigen. "Sagen Sie, Hermione, was ist wahr an der Geschichte, daß Lord Hazelmere eines der beiden Mädchen in irgendeinem Gasthof vor Belästigungen durch ein paar rüde Boxkampfbesucher gerettet haben soll?"
Inzwischen fiel Lady Merion die Antwort leicht: "Ja, zum Glück war Hazelmere gerade dort: Dorothea suchte ihren Kutscher, ohne zu wissen, daß der Boxkampf beendet war, und sich die Zuschauer in dem Gasthof eingefunden hatten, in dem sie und ihre Schwester übernachteten." "Wie kommt es, daß Ihre Enkelin und der Marquess sich kannten?" "Er wurde ihr von seiner Großtante, Lady Moreton vorgestellt. Sie ist im vergangenen Jahr gestorben, wie Sie sich vielleicht erinnern, und hat Lord Hazelmere zu ihrem Erbe eingesetzt. Grange grenzte an Moreton Park, und meine Schwiegertochter Cynthia und Etta Moreton waren befreundet. Dorothea, wie hast du den Marquess of Hazelmere kennengelernt?"
Dorothea, die sich bemüht hatte, zwei Gesprächen gleichzeitig zu folgen,drehte den Kopf. "Mama und ich kehrten von einem Besuch in Waverley Park zurück und trafen unterwegs Lord Hazelmere, der
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