Dein Kuss verraet mir alles
Jeanshemd aus, das er über einem schwarzen T-Shirt trug, und legte es über ihre Schultern. Er achtete allerdings darauf, dass er sie dabei nicht berührte. Wahrscheinlich war er sich klar darüber, dass sie im Augenblick von Berührungen bis zur Übelkeit genug hatte.
“Zieh es über”, sagte er und legte den Sicherheitsgurt an.
Er wartete, bis Tess sein Hemd übergezogen und den Sicherheitsgurt angelegt hatte. Dann drehte er den Zündschlüssel um. Dabei bemerkte Tess, dass seine Knöchel bluteten. Sie warf einen Blick hinüber zum Tanzschuppen und sah Sandy gegen die Wand gelehnt. Er hielt sich den Kopf.
“Ich habe ihn nicht aufhalten können”, begann sie mit dünner Stimme. “Ich habe nicht erwartet, dass er … dass er sich betrinken würde. Er schien so nett. Ich gehe sonst nicht aus …”
Ihre Stimme brach. “Ich … ich hätte mir nicht vorstellen können, dass er so sein könnte! Er schien ein so netter Mann zu sein!”
Cag blickte sie an. Der ganze Aufruhr, den er fühlte, spiegelte sich in seinem Gesicht. Aber er sagte nichts. Schweigend legte er den Gang ein und fuhr zurück zur Ranch.
Die anderen waren alle für den Abend weg. Sie beide waren allein im Haus. Tess wollte sich sofort in ihr Zimmer zurückziehen, aber Cag nahm sie beim Ellbogen und führte sie in sein Büro.
Er setzte sie behutsam auf das behagliche Ledersofa in der Ecke nahe dem großen Fenster und ging, um einen Brandy in ein Glas einzugießen.
Er kam damit zurück und setzte sich neben Tess, legte ihre kalten, zitternden Hände um das Brandyglas und drückte die Hände mitsamt dem Glas sanft an ihre geschwollenen Lippen.
Der Brandy brannte, und Tess zögerte, aber Cag kippte das Glas wieder leicht an, damit sie noch einen Schluck nahm.
Tess schluchzte kurz auf und riss sich zusammen. “Tut mir Leid”, flüsterte sie.
“Warum bist du mit ihm ausgegangen?”
“Er hat mir geschmeichelt”, antwortete sie. “Er war so nett zu mir, und er schien so jungenhaft. Ich dachte … ich dachte, er wäre der perfekte Gentleman, gegen den ich mich nicht zu wehren brauchte. Aber er wurde so anders, als wir allein waren.
Und dann fing er auch noch an zu trinken.”
“Du bist zu unerfahren”, murmelte Cag. “Du kannst Männer nicht einschätzen, nicht wahr?”
“Ich bin nicht oft ausgegangen.”
“Das habe ich mitbekommen.”
Tess blickte in sein Gesicht und dann wieder in das Brandyglas.
“Warum nicht?”, beharrte er.
Sie versuchte, es nicht zu bemerken, wie sexy Cag in dem schwarzen T-Shirt aussah. Er war groß, schlank, muskulös, eben durch und durch Mann. Es machte Tess ganz schwach, ihn nur anzusehen. Sie wandte den Blick von ihm ab.
“Meine Mutter kam eines Tages, um mich zu besuchen. Ich war damals sechzehn”, fing sie unbehaglich an. “Sie wollte sehen, wie ich mich entwickelt habe, behauptete sie.” Tess rutschte unruhig auf der Couch hin und her. “Sie brachte ihren neuesten Liebhaber mit. Er war ein Playboy mit einer Menge Geld, und offensichtlich merkte er, dass es sie ärgerte, wenn er sich mit mir beschäftigte. Also tat er es nur umso mehr. Nach dem Abendessen war sie so verstimmt, dass sie meinen Dad so weit gebracht hat, mit ihr im Nebenraum zu verschwinden. Dad war noch immer verrückt nach ihr, sogar nach all dem.”
Sie schluckte. “Ihr Liebhaber war wütend und rachsüchtig. Er schloss die Tür ab, und bevor ich wusste, was geschah, hat er mich auf das Sofa geworfen. Er hat mir die Kleider heruntergerissen und mich berührt …” Sie schloss die Augen vor der schrecklichen Erinnerung.
“Es war wie heute Abend, nur noch viel schlimmer. Er war groß und stark. Ich konnte nicht entkommen, ganz gleich wie ich mich auch wehrte. Und so habe ich schließlich geschrieen.
Mein Vater hat die Tür eingebrochen und ihn gepackt. Ich werde es nie vergessen, was er dem Mann und meiner Mutter gesagt hat, bevor er sie hinauswarf. Ich habe meine Mutter nie mehr wiedergesehen. Und ich wollte sie auch nie wiedersehen.”
Cag begriff jetzt. So vieles ergab jetzt einen Sinn. Er blickte Tess forschend in das blasse kleine Gesicht. Sie hatte so viel Schmerz und Angst in ihrem Leben erfahren. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal eine Ahnung, dass es Zärtlichkeit gab.
“Du bist mit schlimmen Erinnerungen belastet, ist es nicht so, Kleines?”, fragte er ruhig. “Vielleicht sollten diese Erinnerungen durch gute ersetzt werden.”
“Wie soll das denn gehen?” Es klang resigniert. Tess nahm noch den
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