Dein Kuss verraet mir alles
empfindsam und freundlich war.
Cag war ein verschlossener Mann, zugeknöpft und unzugänglich. Der Treuebruch seiner Verlobten hatte ihn zutiefst verletzt, und er war Frauen gegenüber noch zurückhaltender geworden. Sogar Tess gegenüber, die nicht die aalglatten Umgangsformen an sich hatte, um damit leicht fertig zu werden.
Seine schlechten Launen hatten ungefähr um die Zeit angefangen, als Tess ins Haus kam, um zu arbeiten, und seitdem war es dabei geblieben. Seine Stimmung sank beträchtlich während der Monate, die ihn an den Wüstenkrieg im Irak und das Ende seiner Verlobung erinnerten. Aber nach einem Tag oder so hatte er sich gewöhnlich wieder gefangen. Inzwischen jedoch dauerte diese Stimmung zu lange. Um Tess’ willen hoffte Leo, dass es nicht von Dauer wäre.
Der Weihnachtstag verlief ruhig. Cag arbeitete den Feiertag hindurch, was niemanden überraschte. Und er tat es auch die ganze folgende Woche. Simon heiratete seine Verlobte Tira, ein hübsches Ereignis.
Callaghans Geburtstag wurde nicht gefeiert. Die Brüder sagten, dass er Partys hasse ebenso wie Geburtstagstorten und Überraschungen, und das in dieser Reihenfolge. Aber Tess wollte nicht glauben, dass ihr Boss es sich tatsächliche wünschte, die Menschen um ihn herum sollten ein so besonderes Fest vergessen. Also backte sie am Samstagmorgen nach dem Frühstück eine Geburtstagstorte. Zum Geburtstag gehörte eine Torte, auch wenn keiner der Hart-Jungs scharf auf Süßigkeiten war.
Von der früheren Köchin, Mrs. Culbertson, hatte Tess gehört, dass es daran lag, weil ihre Mutter niemals gebacken hatte. Sie hatte die fünf Jungs dem Vater überlassen und hatte sich abgesetzt. Das hatte Tess gemeinsam mit ihnen, ihre Mutter hatte sich ebenfalls abgesetzt.
Sie überzog die Torte mit Schokoladenguss, und mit Zuckerguss schrieb sie “Happy Birthday”, darauf. Sie steckte nur eine Kerze herein statt der achtunddreißig. Dann stellte sie die Torte auf den Tisch und ging zum Briefkasten, um einige Briefe einzustecken, die der Sekretär der Brüder auf dem Tischchen in der Eingangshalle liegen gelassen hatte. Die Katze folgte ihr auf dem Fuße.
Tess hatte damit gerechnet, dass die Brüder erst zum Abendessen zurück sein würden, weil ein plötzlicher arktischer Kälteeinbruch den Süden heimsuchte und einen für die Jahreszeit ungewöhnlichen Frost mit sich brachte. Alle Hände wurden gebraucht, die trächtigen Kühe zu versorgen und die Wasserheizungen zu überprüfen, um sicher zu sein, dass das Wasser in den Trögen nicht einfror. Rey hatte gesagt, dass sie wahrscheinlich keine Mittagspause machen würden.
Als Tess jedoch zurückkam und noch im Ledermantel die Küche betrat, fand sie Callaghan vor … und die Überreste ihrer schönen Torte auf dem Boden direkt unter einem riesigen Schokoladenfleck an der Küchenwand.
Er drehte sich zu ihr um, war völlig außer sich und wirkte noch breiter und größer in seiner Schaffelljacke als sonst. Seine schwarzen Augen blitzten sie unter dem breitkrempigen Stetson an. “Es ist nicht nötig, mich daran zu erinnern, dass ich achtunddreißig bin”, erklärte er in einem gefährlich leisen Tonfall. “Und ich will keinen Kuchen oder eine Party oder Geschenke. Ich will nichts von dir! Hast du verstanden?”
“Tut mir Leid”, flüsterte Tess mit erstickter Stimme.
“Du kannst kein verdammtes Glas mit Apfelbutter für die Brötchen finden, aber du hast genug Zeit, um sie an Dinge wie dies hier zu verschwenden!”, brauste er auf und zeigte mit einer Bewegung des Kopfes auf ihre ruinierte Schokoladentorte auf dem blassgelben Linoleum.
Tess biss sich auf die Unterlippe, stand nur da und blickte auf ihn, ihre blauen Augen waren riesig in dem weißen Gesicht, in dem die Sommersprossen jetzt besonders auffielen.
“Was zum Teufel ist in dich gefahren? Habe ich dir nicht gesagt, dass ich Geburtstage verdammt noch mal hasse?”
Seine Worte trafen Tess wie Peitschenhiebe. Seine flammenden Blicke allein waren genug, um ihre Knie weich werden zu lassen. Sie schluckte. Ihr Mund war so trocken, dass sie befürchtete, die Zunge könne ihr am Gaumen festkleben.
“Tut mir Leid”, flüsterte sie wieder.
Ihr Mangel an Reaktion machte ihn wild. Er funkelte sie an, so als ob er sie hasste. Dann machte er einen Schritt auf Tess zu.
Vor dieser heftigen Bewegung wich sie sofort zurück und flüchtete sich hinter den Küchenblock, der vor der Wand stand.
Ihre ganze Haltung drückte Angst aus. Callaghan blieb
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